Strombörse: Geringe Liquidität fördert Kursausschläge

31. August 2022, Wien
Preisausschläge sind enorm - Dürnrohr, APA/THEMENBILD

Der europäische Strommarkt ist derzeit durch eine hohe Volatilität geprägt. Auch wenn die Preise am Dienstag stark gefallen sind, ist Marcel Steinbach, Abteilungsleiter Handel und Beschaffung vom deutschen Energieverband BDEW, davon überzeugt, dass es noch weiter hoch volatil bleiben wird. Die hohe Volatilität an der Strombörse EEX, aber auch an anderen Strombörsen, führt er auf eine geringere Liquidität zurück.

„Die Händler sind sehr zurückhaltend“, sagt Steinbach. „Die Sommerpause ist noch nicht ganz zu Ende und viele Handelsdesks orientieren sich noch für den Winter. Da reicht bereits eine kleine Order, um die Kurse zu bewegen.“

Der oft geäußerten Vermutung, Spekulanten würden die Preise manipulieren, kann er nichts abgewinnen. „Dagegen steht auch der immense Finanzbedarf für jedes Geschäft bei den hohen Preisen. Zu diesen Preisen handelt nur, wer wirklich muss.“

Vergangenen Freitag schnellte der Strompreis auf knapp unter 1.000 Euro je Megawattstunde (MWh) hinauf. Wer über ein Termingeschäft an der Strombörse Stromkapazitäten anbietet, gerät dadurch unter Druck: Schließlich ist zur Absicherung des Geschäfts eine sogenannte Margin-Zahlung, als Sicherheit zu hinterlegen. Steigt der Strompreis, steigt in diesem Fall auch die Margin-Zahlung für den Verkäufer, denn der Verkäufer hat bei steigenden Preisen eine Nachschusspflicht. Banken sind normalerweise prinzipiell bereit, hier einzuspringen, allerdings sind hier öfter Zeitprobleme möglich: Die Bank braucht mehr Zeit, als dem Verkäufer von der Clearingstelle der Börse eingeräumt wird.

Fällt der Strompreis weiter, verringert sich die Margin, im Idealfall wird daraus ein Gewinn. Bleibt der Strompreis auf dem hohen Niveau, muss der Verkäufer diese Strommenge zu Marktpreisen – und damit deutlich teurer einkaufen, als er sie vorab verkauft hat. Allerdings kann sich ein Versorger mit einem gegenläufigen Kontrakt vor Kursschwankungen absichern. Und wenn der Vertrag geliefert wird, fließen die Sicherheiten wieder zurück.

APA

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