Preiserhöhung bei Strom lässt Kunden zittern

16. September 2022

Preiserhöhung um 550 Prozent schockt Kunden von Stadtwerke-Marke Pullstrom. Tarif wird künftig monatlich an Börsenpreis angepasst.

Schock für die Kunden von Pullstrom, einer Marke der Stadtwerke Klagenfurt AG (STW). Kürzlich wurden sie per Mail informiert, dass ihr derzeitiger Vertrag zum Fixpreis-Tarif am 31. Oktober 2022 beendet wird. Um weiter Kunde des Stromanbieters zu bleiben, muss man bis zum 30. September einem neuen Tarifmodell zustimmen, das an die aktuelle Marktpreisentwicklung gekoppelt ist. Preisanpassungen werden dabei, anstatt einmal jährlich, einmal monatlich durchgeführt.

Wer die aktuellen Entwicklungen am Strommarkt verfolgt, weiß: Das wird teuer. „Bei Annahme des neuen Tarifes […] verändert sich Ihr monatlicher Teilzahlungsbetrag voraussichtlich ab 1. November 2022 von 28 Euro/Monat brutto auf 159 Euro/Monat brutto“, heißt es in der Mail von Pullstrom an einen Kunden. „Ich habe vor ein paar Jahren zu Pullstrom gewechselt, da es der günstigste Anbieter war. Wie sie jetzt auf den neuen Preis von 62,68 Cent/kWh – eine Erhöhung um 550 Prozent – kommen, verstehe ich nicht. Sie werben mit 100 Prozent Strom aus erneuerbarer Energie und nicht mit Strom aus Gas“, ärgert sich der Mann, der den Anbieter gewechselt hat und jetzt „nur“ 42 Cent/kWh zahlt. „Die nette Mail vermittelt den Eindruck, dass ich ab November ohne Strom dastehe, wenn ich dem neuen Tarifmodell nicht zustimme. Gerade ältere Menschen werden es deshalb annehmen“, befürchtet der Kunde.

Für STW-Vorstand Erwin Smole ist der Ärger aus Kundensicht „verständlich. Die Mail ist unglücklich formuliert und der monatliche Teilzahlungsbetrag wurde nur anhand des Börsenpreises im August berechnet, der besonders hoch war. Mittlerweile sinkt der Preis wieder.“ Pullstrom ist ein reines Onlineprodukt, mit dem die STW in ganz Österreich vertreten sind. Die Kunden erledigen alles per Self-Service. Dafür konnten sie bis dato ihren Strom günstiger beziehen. Das war möglich, weil die STW ihrerseits am Strommarkt billig einkaufen konnten. „Jetzt dreht der Strompreis durch und wir zahlen 1000 bis 1300 Euro pro Megawattstunde. Vor einem Jahr waren es noch 20 bis 40 Euro“, erklärt Smole. Geschäftsmodelle wie Pullstrom sind die Ersten, die diese Marktverwerfungen an die Kunden weitergeben müssen.
Aber die gesamte Energie-sparte der STW befindet sich aktuell in einer schwierigen Position: Das stadteigene Unternehmen kauft seinen erneuerbaren Strom fast ausschließlich an der Börse, wo der Gaspreis die Preisentwicklung vorgibt. Nur 10 Prozent stammen aus Eigenerzeugung. „Nur der Verbund kann aktuell dank der Eigenerzeugung noch Wettbewerbspreise bieten“, so der Vorstand.

Angesichts dieser Umstände drängt sich die Frage auf, ob den vielen STW-Stromkunden aus Klagenfurt bald dasselbe Schicksal blüht wie den Pullstrom-Kunden. „Nein, laut AGB steht die nächste Tariferhöhung mit 1. April an. Wie hoch die sein wird, kann ich erst im November sagen. Im Moment gehe ich von 50 Cent/kWh aus, es kann aber noch mehr werden“, sagt Smole.

Kleine Zeitung