Europäisches Parlament schafft rechtliche Basis für eFuels

19. September 2022, Wien
Synthetische Alternativen sind nicht unumstritten - Berlin, APA/dpa

Mit der neuen Erneuerbaren Energien Richtlinie hat das Europäische Parlament die Basis für den breiten Einsatz von eFuels geschaffen. Schließlich sieht diese Richtlinie Mindestquoten für die Beimischung dieser synthetischen Treibstoffe vor. Stephan Schwarzer, Geschäftsführer von eFuel Alliance Österreich, sieht in dieser Entscheidung einen tragfähigen Grundstein für ein nachhaltiges Energiesystem sowie einen großen Erfolg für den Klimaschutz und die Versorgungssicherheit.

Für eFuels kann die bestehende Tankstelleninfrastruktur aber auch der bestehende Fuhrpark – vom Autobus, über den Lkw, bis zur Zugmaschine – ohne Umrüstkosten weiterverwendet werden. Für die Herstellung sind Wasser, Kohlendioxid sowie Strom aus idealerweise erneuerbarer Energie erforderlich und sie können in jedem beliebigen Verhältnis beigemischt oder als einziger Treibstoffbestandteil verwendet werden. Der geringere Wirkungsgrad, der diesen Treibstoffen oft nachgesagt wird, gleicht sich durch den Vorteil aus, dass die Energie einfach gespeichert und transportiert werden kann, merkt Christian Beidl, Leiter des Instituts für Verbrennungskraftmaschinen und Fahrzeugantriebe an der Technischen Universität Darmstadt, an. In Raffinerien können die eFuels zu synthetischen Alternativen für Benzin, Diesel und Kerosin verarbeitet werden.

Für Beidl entschied das EU-Parlament aus wissenschaftlicher Sicht richtig. „Um unsere Klimaziele zu erreichen, müssen wir alle vorhandenen Potenziale heben. Technologieoffenheit ist daher aus wissenschaftlicher Sicht unbedingt notwendig. Synthetische Treibstoffe können hier einen wichtigen Beitrag leisten.“ Allerdings bedarf es dazu grünen Wasserstoff. „Und da müssen wir uns fragen: Wo erzeugen wir ausreichende Mengen an grünen Strom? Es gibt viele Regionen auf der Erde, wo mit dem gleichen Wind- oder Solarpark dreimal so viel Ökostrom erzeugt werden kann, wie bei uns.“

Darüber hinaus sieht der TU-Professor den Vorteil, dass damit die Abhängigkeit der europäischen Verbraucher von einzelnen Ländern verringert wird. So bauen Porsche und Siemens Energy derzeit die erste integrierte Anlage zur Herstellung von eFuels in Chile. Gleichzeitig erkennt der Professor aber auch ein Risiko. „Wir dürfen uns nicht der Gefahr aussetzen, dass wir unsere Technologiekompetenz im Bereich innovativer, nachhaltiger Kraftstoffe an Asien abgeben.“

Die eFuel Alliance setzt sich für den industriellen Ausbau und die Förderung der weltweiten Produktion, sowie Anwendung von eFuels in verschiedenen Sektoren ein. Unterstützt wird die Initiative unter anderem von OMV, Stiglechner Mineralöl Großhandel, Wirtschaftskammer, Flughafen Schwechat, ÖAMTC, Wiener Linien und einer Reihe weiterer Unternehmen.

Kritischer betrachten den Einsatz von eFuels Forschende des deutschen Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung (PIK). In einer 2021 erschienenen Studie warnen sie davor, breit auf eFuels statt auf die Elektrifizierung zu setzen. Behalte man Verbrennungstechnologien bei, könnte eine Verlängerung der Abhängigkeit von fossilen Energien drohen – und somit ein weiterer Ausstoß von Treibhausgasen, die den Planeten noch mehr erhitzen und ihn so in immer mehr Weltregionen für die Menschheit unbewohnbar machen.

Service: Weitere Informationen zum Thema im Klima-Glossar auf APA-Science: http://go.apa.at/7BscBKIQ

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