Was passiert, wenn der Strom knapp wird?

9. November 2022

Aufgrund der Energiekrise arbeitet der steirische Katastrophenschutz auf Hochtouren an einem Plan für den Ernstfall.
In welchem Bezirk wird es zuerst dunkel? Und warum dort und nicht davor im Nachbarbezirk? Damit setzt sich gerade der steirische Katastrophenschutz auseinander. Die Energiekrise macht das nötig. Denn wird Strom knapp, muss er gelenkt, quasi aufgeteilt werden, sodass kein Chaos entsteht.

In Kärnten findet deswegen derzeit die österreichweit erste Übung zur Energielenkung statt. In der Steiermark bastelt man lieber an den Plänen, heißt es vom Land. Das tatsächliche Lenken des Stroms, „das Knöpfedrücken“, sei nicht die Herausforderung. Das sind eher die Pläne, nach denen man handeln will. „Eigentlich müssten wir damit schon gestern fertig sein“, sagt Harald Eitner vom Katastrophenschutz. Aber eine Energiekrise hatte man bis vor Kurzem nicht auf dem Schirm. Seit dem Sommer arbeiten nun mehrere Arbeitsgruppen „auf Hochtouren“.

Auf alle möglichen Szenarien versucht man sich vorzubereiten. Ein Mangel an Strom könne – wenn es blöd läuft – allein durch langfristiges Hochdruckwetter in Europa entstehen, das die Windkraftanlagen stillstehen lässt. Das Energielenkungsgesetz des Bundes hält in so einem Fall fest, wie ungefähr vorgegangen wird. Als Erstes würde man die Bevölkerung zum – freiwilligen – Sparen aufrufen. In Folge könnten Großverbraucher wie Unternehmen verpflichtet werden, den Verbrauch zu senken. Flächenabschaltungen seien die „Ultima Ratio“, sagt Eitner.

Aktiv handeln müsste dann die Energie Steiermark. Über die zentrale Netzleitwarte, die sich an einem geheimen Ort in Graz befindet, kann man das 30.000 Kilometer lange Stromnetz kontrollieren und ganze Bezirke vom Netz nehmen. „Aber das muss bis ins Detail und auf die Konsequenzen hin durchdacht werden“, sagt Urs Harnik, Sprecher der Energie Steiermark. „Hinter jedem Zähler ist ein Schicksal, das Wendungen nehmen kann, die dramatisch sind.“ Kein Strom – das hat nicht nur Auswirkungen auf Lichtsysteme, sondern auch auf Alarmanlagen oder Lifte. Auch Eitner spricht von drohenden „Kollateralschäden“. Zwar sind z. B. die Spitäler mit Notstromaggregaten versorgt, „aber Notarzt kann man ohne Handy natürlich keinen erreichen.“

Das Land plant, im Notfall den Strom nach Zonen zu schalten. Zonen, die alle gleich viel Strom verbrauchen, die man in einer Rotation aus- und wieder anknipst. Welche Zone, welche Bezirke, wann zum Zug kommen, daran tüftelt man noch. Es brauche Gesetze, die die Kriterien festlegen, nach denen priorisiert wird. Die Bevölkerung würde über die Medien informiert werden. Viel Vorlaufzeit bleibt im Ernstfall nicht, etwa 24 Stunden, schätzt Eitner.

Und wie wahrscheinlich ist es derzeit, dass der Strom knapp wird? „Wahrscheinlicher als jemals seit der Nachkriegszeit“, sagt Eitner. Aber die Lage habe sich etwas beruhigt: „Die Gasspeicher sind gut gefüllt.“ Auch der Stromnetzbetreiber Austrian Power Grid (APG) schätzt einen Mangel aus jetziger Sicht als unwahrscheinlich ein.

Kleine Zeitung

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