Biomasse und biogene Abfälle können mit neuen Technologien in „grünes Gas“ umgewandelt werden. Im südsteirischen Gabersdorf wird eine Biogasanlage in Kombination mit einer Wasserstoffherstellung 2023 in Betrieb gehen. Einer neuen Studie der Montanuniversität Leoben zufolge liegt das Potenzial für „grünes Gas“ in der Steiermark bei etwa 20 Prozent des gesamten Gasbedarfs – österreichweit dürfte der Anteil in einem ähnlichen Bereich liegen, so Studienmitautor Thomas Kienberger.
Die Ergebnisse der Studie sind am Montag am Gelände der Biogasanlage in Gabersdorf zusammen mit Umweltlandesrätin Ursula Lackner (SPÖ) und der Energie Steiermark, vertreten durch Vorstand Martin Graf, präsentiert worden. Kienberger schilderte, dass zwei Gasarten als „grünes Gas“ bezeichnet werden: Biomethan aus (biogenen) Abfällen, landwirtschaftlichen Reststoffen sowie weiteren Reststoffen wie Wirtschaftsdünger der Nutztierhaltung sowie Bio-SNG aus holzartiger Biomasse. SNG steht für Synthetic Natural Gas – synthetisches Erdgas.
Für die Studie wurde zunächst das technische Potenzial ermittelt, also wie viel Material theoretisch vorhanden wäre, anschließend rechnete man auf das erschließbare Potenzial sowie das wirtschaftliche Potenzial herunter. Zudem wurden Stakeholder in die Studie einbezogen und es wurde herausgerechnet, was beispielsweise in anderen Herstellungsprozessen verwendet wird (zum Beispiel Faser- und Schleifholz in der Papierindustrie, Anm.). Die Berechnung ergab schließlich ein Potenzial zwischen 1.783 und 3.473 Gigawattstunden pro Jahr (GWh/a). Davon entfallen etwa 621 bis 1.311 GWh/a auf Biomethan und 1.162 bis 2.162 GWh/a auf Bio-SNG. Das höchste Potenzial liefern Schleif- und Faserholz aus Fichte und Tanne, das kleinste Potenzial liege bei Rapsstroh.
Das Potenzial entspreche 23 bis 45 Prozent des Endenergiebedarfs an fossilem Erdgas in der steirischen Industrie. Rechnet man auch noch private Gasnutzung mit ein, könnten etwa 20 Prozent des Bedarfs mit „grünem Gas“ in der Steiermark hergestellt werden. 2021 lag der Erdgasverbrauch in der Steiermark insgesamt bei etwa 15,5 Terawattstunden. Österreichweit liege er laut Kienberger bei etwa 90 TWh/a. Müsste man diese Energie allein mit Murkraftwerken aufbringen, wären 1.200 davon nötig, rechnete Graf vor. Das sei unrealistisch – realistisch sei dagegen, dass man klassisches Erdgas unter anderem durch andere Gase ersetzen wird müssen, so der Energie Steiermark-Vorstand.
Lackner meinte, dass der erzielbare Anteil zwar gering erscheinen mag, „aber auch diese Potenziale müssen wir nützen und am besten früher als die anderen“. Es gehe darum, sich aus der Abhängigkeit von ausländischem Gas zu lösen und die Klimaziele zu erreichen. Laut Graf wolle man weitere Biogas-Projekte mit Kommunen umsetzen, denn „die Energiewende findet in den Gemeinden statt“.
APA