Jeder darf nach Gas bohren, aber kaum jemand tut es

25. Jänner 2023

Erdgasförderung in Österreich: Die Zahl der beteiligten Firmen ist gering

Seit vielen Jahrzehnten wird in Österreich nach Erdöl und Erdgas gebohrt. Vor allem im Wiener Becken sowie in Oberösterreich und Salzburg gibt es Vorkommen. Meist passiert die Förderung ohne öffentliche Aufmerksamkeit. Die geplante Probebohrung in Molln hat eine Diskussion entfacht, wie umweltfreundlich Gasförderung ist und wer damit Geschäfte macht.

Grundsätzlich dürfte jeder in Österreich nach Gas bohren. Dazu braucht man zunächst eine Aufsuchungslizenz, also eine Erlaubnis für Probebohrungen. Dafür muss man ausreichend Finanzmittel, technische Expertise und einen Plan für vier Jahre vorweisen. Mit der Lizenzerteilung verpflichtet man sich, das Aufsuchungsprogramm durchzuziehen und einen (eher überschaubaren) Flächenzins zu bezahlen. In Molln bekämen diesen Zins die Bundesforste.

Erst wenn die Probebohrungen wirtschaftlich interessante Vorkommen verheißen, kann um eine Förderlizenz angesucht werden. Dann muss man nicht nur nachweisen, dass man sich auch das leisten kann, sondern auch die Finanzierung eines Rückbaus der Förderanlagen nach Ende der Bohrungen sicherstellen.

Bei der Förderung selbst wird ein Förderzins an den Bund fällig, der etwa 20 Prozent des jeweiligen Gasimportpreises beträgt. Denn das Gas unter der Erde gehört in Österreich wie in den meisten Ländern (mit Ausnahme der USA) dem Staat. Man muss also kapitalstark sein, um in Österreich oder auch anderswo nach Gas bohren zu können. Vor acht Jahren hat sich ein Kärntner Holzindustrieller entschlossen, das zu tun, musste aber bald kapitulieren.

Eine Art Glücksspiel

Das ist die Crux bei der Suche nach Erdöl und Erdgas. „Es ist ein Glücksspiel mit der Wahrscheinlichkeit eines Gewinns von zehn Prozent“, sagt Markus Mitteregger. Der Oberösterreicher, ein Absolvent der Montanuni in Leoben, ist seit 1991 bei der RAG beschäftigt und seit 2008 Vorstandssprecher der RAG, eine Abkürzung für Rohöl-Aufsuchungsgesellschaft.

Mehrheitseigentümer der RAG ist der niederösterreichische Landesversorger EVN; der Energie Steiermark und der Salzburg AG gehören zehn Prozent, der Rest gehört der Uniper, die vom deutschen Staat gerettet werden musste.
Die RAG bemüht sich nicht mehr um neue Bohrprojekte, sondern schließt nur noch bestehende Gasbohrprojekte ab. Das Unternehmen konzentriert sich vielmehr auf die Speicherung von Gas und Wasserstoff und die CO2-neutrale Nutzung von Erdgas, ist in diesem Geschäftsfeld Nummer vier in Europa und vor allem im Grenzgebiet von Salzburg und Oberösterreich aktiv. Dazu erzielt die RAG vielversprechende Erfolge in Pilotprojekten in Oberösterreich bei der Speicherung von Sonnenstrom für den Winter.

Die Abteilung der RAG, die als einziges Tiefbauunternehmen Österreichs auch die Expertise für entsprechende Tiefenbohrungen hat, wurde 2019 an ein polnisches Unternehmen verkauft, firmiert in Gampern aber unter dem Namen RED Drilling & Services GmbH als eigenständiges Unternehmen. Geführt wird es vom Absolventen der Montanuni Leoben und langjährigen Bohringenieur Heimo Heinzle und dem langjährigen RAG-Mitarbeiter Oliver Kowald.

Größter Förderbetrieb in Österreich ist mit Abstand die OMV. Von den 492,58 Millionen Kubikmeter Erdgas, die 2021 in Österreich gefördert wurden, entfielen 82,2 Prozent auf die OMV Austria Exploration & Production unter ihrem Senior Vice President Reinhard Oswald. Der Absolvent der Montanuni Leoben ist seit Jahrzehnten für die OMV tätig, die vor allem im Weinviertel Gas fördert und in Oberösterreich aber kaum nennenswerte Förderfelder hatte.

OMV: Keine Lust auf 2. Anlauf

Die OMV hat in Molln schon vor gut 40 Jahren Probebohrungen vorgenommen, aber damals von weiteren Fördermaßnahmen Abstand genommen und ihre Lizenz zurückgegeben.

Dem Vernehmen nach, weil die Förderung der dortigen Gasvorkommen unrentabel gewesen wäre. Nur selten bewirbt sich ein Unternehmen wieder um eine neuerliche Lizenz.

Dass nun die österreichische Tochter des börsenotierten australischen ADX-Konzerns in Molln ihr Glück versucht, liegt nach Einschätzung von Brancheninsidern möglicherweise daran, dass ADX auf eine bessere technische Ausstattung von RED Drilling vertraut und offenbar auch über Investoren verfügt, die das Risiko eines Totalausfalls in Kauf nehmen. Auch die Gaspreisentwicklung könnte eine Rolle für den Anlauf spielen. 2019 war für die Gasförderspezialisten finanziell ein schwieriges Jahr. Die Preise waren gering und machten ertragsreiche Gasbohrungen schwierig. Und nicht einmal die 3-D-Seismik, mit der über Sonden mögliches Gas in den Gesteinen unter der Erde nachgewiesen werden soll, gibt wirklich endgültig Aufschluss darüber, wie viel Gas letztlich gefördert werden kann.

Wie viel die Probebohrungen in Molln kosten, ist nach Ansicht von Spezialisten nur sehr schwer einzuschätzen. Möglicherweise könnten die veranschlagten gut drei Millionen Euro nicht reichen. Im Vergleich zu lockerem Sedimentgestein könnten Bohrungen durch harten Kalkstein zehn bis 15 Mal so aufwendig sein, heißt es.

Oberösterreichische Nachrichten