Energiewende: Die Mühen der Ebene und die Hoffnung auf den Wasserstoff

1. Feber 2023

Die vergangenen 20 Jahre waren global nicht gerade von einem Richtungswechsel geprägt

Der Kampf gegen die Klimakrise und für die Energiewende ist in aller Munde. Es wird gefordert und gefördert, demonstriert, gepickt und investiert. Aber wie viel hat sich in den vergangenen 20 Jahren in Österreich, Europa und der Welt tatsächlich getan, damit das Ziel der Klimaneutralität tatsächlich erreicht wird? Erstaunlich wenig.

Das zeigen Grafiken des Energieinstituts an der Johannes Kepler Universität, die diese für die Industriellenvereinigung erstellt hat. Österreich steht bei der Stromerzeugung im Vergleich zu vielen anderen Staaten gut da, weil es über einen hohen Anteil an Wasserkraft verfügt, der Anteil von Solar- und Windkraft sowie Biomasse ist gering, der Anteil fossiler Brennstoffe ist zumindest ein wenig gesunken. Betrachtet man die Entwicklung weltweit, ist ein massiver Anstieg der Stromerzeugung aus fossilen Energieträgern zu beobachten, der Zuwachs von Strom aus Wasserkraft und anderen erneuerbaren Energieträgern nimmt sich da bescheiden aus.

Verschafft man sich einen Überblick über den gesamten Energieverbrauch des Landes, der EU und der Welt, ist die Statistik ebenfalls ernüchternd, der Verbrauch von Erdöl geht zumindest leicht nach unten. Allerdings bedingt die Energiewende eine stärkere Hinwendung zu Strom. Etwa um die Elektroautos aufladen zu können oder die Industrieabläufe umzustellen. Das belegt eine Abschätzung, die dem Land Oberösterreich vorliegt. Demnach wird der Stromverbrauch Oberösterreichs von 14.556 Gigawattstunden im Jahr 2019 auf 17.530 im Jahr 2030 und gar 43.620 GWh im Jahr 2040 steigen. Das entspricht etwa einer Verdreifachung, wobei der größte Teil auf die Industrie entfällt.

Es braucht Speicherkapazitäten

Die Verstromung von Industrieprozessen, Verkehr und Wärmeversorgung ist aber nur dann sinnvoll, wenn die Versorgung mit grünem Strom passiert. „Es wird nicht ausreichen, ein paar Windräder mehr aufzustellen oder alle Dächer mit PV-Anlagen zu bestücken. Das ist natürlich wichtig, aber es braucht einen größeren Plan“, sagt der Geschäftsführer der Industriellenvereinigung (IV), Joachim Haindl-Grutsch.

Es bedarf eines globalen Plans zur Stromerzeugung und dazu einer Strategie, überschüssigen Sonnen- und Windstrom zu speichern und ihn damit an einem anderen Ort und/oder zu einer anderen Zeit zu verbrauchen.

Pumpspeicherkraftwerke sind nur eine kurzfristige Methode. „Wasserstoff wäre eine gute Methode. Wir befinden uns aber erst im Forschungs- und Demonstrationsbetrieb“, sagt Robert Tichler vom Energieinstitut. Bis der Wasserstoff im Luft- und Schiffsverkehr oder zur industriellen Anwendung in der Industrie komme, werde es noch bis 2030 dauern. Fest stehe auch, dass Österreich und Europa den benötigten Wasserstoff nicht zur Gänze selbst herstellen könnten. Es bedarf also einer diversifizierten Beschaffung, damit Europa nicht wieder von bestimmten wenig demokratischen Lieferanten abhängig wird. Dazu muss auch ein Markt mit einem Preis entstehen, um die Kalkulation für die Firmen möglich zu machen.

Da ist Tichler optimistisch. In heißen Gegenden würde bei entsprechendem Ausbau die Kilowattstunde so billig zu produzieren sein, dass mit Transport und Elektrifizierung überschaubare Preise entstünden.
Österreich hat zwar bei der Erzeugung nur mäßige Voraussetzungen, aber zumindest bei der Speicherung von Wasser könnte es mitmischen. Das Energieinstitut arbeitet mit der RAG daran, die großen Gasspeicher mittelfristig zu Wasserstoffspeichern zu machen.

„Wir sind beim Wasserstoff in der Forschungs- und Demonstrationsphase. Bis zur industriellen Nutzung wird es mindestens bis 2030 dauern.“

Robert Tichler, Energieinstitut

„Es wird nicht ausreichen, ein paar Windräder aufzustellen und Dächer mit PV-Anlagen zu bestücken. Es braucht einen größeren Plan.“

von Joachim Haindl-Grutsch, IV

Oberösterreichische Nachrichten