Firma sucht Erdgas in Straßwalchen

7. Feber 2023, Strasswalchen

Ein australisch-österreichischer Betrieb hat Lizenzen, um in Straßwalchen Erdgas zu gewinnen. Weder die Gemeinde noch das Land wussten Bescheid.

Wird Straßwalchen ein zweites Molln? Während sich in dem oberösterreichischen Ort im Bezirk Kirchdorf bereits Naturschützer gegen mögliche Erdgasbohrungen des australisch-österreichischen Unternehmens ADX Energy stemmen, gibt es auch in Straßwalchen besorgte Bürgerinnen und Bürger. In einem Dokument, das das Unternehmen auf seiner Website sowie auf diversen Börsenplattformen veröffentlicht hat, ist von dem „beeindruckenden“ Gasprojekt „OHO“ die Rede, das laut Schätzungen etwa fünf Milliarden Kubikmeter Erdgas zutage bringen soll. Auf einer Liste finden sich der namensgebende Ort Oberholz sowie drei weitere im Gemeindegebiet Straßwalchen: Außerroid, Brunn und Irrsdorf. Dazu auch Zell am Moos und Gmunden in Oberösterreich. Erst im Zusammenhang mit einem Artikel im „Profil“ haben die Bürgermeister davon erfahren.

Straßwalchens Ortschefin Tanja Kreer (SPÖ) hätten auch „aufmerksame Bürger“ auf diese Liste aufmerksam gemacht. Für sie liege das Projekt noch in der Zukunft. „Aber ich hoffe, dass das Bohrunternehmen aus dem Fall Molln, wo sich Widerstand aus den Gemeinden regt, gelernt hat und künftig früher an die Bürgermeister herantritt. Denn es geht nur miteinander.“ Ob das Unternehmen bereits mit Grundbesitzern gesprochen habe, sei ihr nicht bekannt. Grundsätzlich begegnet die Bürgermeisterin dem Projekt skeptisch: „Wir haben bereits riesige Anlagen auf unseren Wiesen mit Gas, das jahrelang ins Ausland geliefert wurde. Die Gemeinde profitiert davon nicht, denn wir erhalten keinen Speicherzins.“
In Haidach bei Straßwalchen befindet sich das zweitgrößte Erdgaslager Mitteleuropas. Die Werke von RAG Austria haben eine Speicherkapazität von 2,6 Milliarden Kubikmetern Gas, das bis vor wenigen Monaten noch durch die russische Gazprom fast ausschließlich nach Bayern geflossen ist. Erst seit Ende des Jahres 2022 und den Diskussionen um Energieknappheit ist das Werk auch an das österreichische Netz angeschlossen.

Das Bohrunternehmen ADX Energy hat seinen Sitz im australischen Perth. Sein steirischer CEO Paul Fink bestätigt: „Es werden in Straßwalchen Vorkommen vermutet. Daher haben wir Lizenzen, dort nach Gas zu suchen.“ Die österreichische 100-Prozent-Tochtergesellschaft ADX VIE GmbH hat im Jahr 2021 einen Aufsuchungs-, Gewinnungs- und Speichervertrag für Gebiete in Salzburg, Oberösterreich und Niederösterreich mit dem Finanzministerium abgeschlossen. Wie das Ministerium als Montanbehörde und ADX Energy bestätigen, liegen noch keine Anträge für Bohrungen in Molln oder Straßwalchen vor. Sollten Pläne konkret werden, werde man laut Fink an Grundeigentümer und Gemeinde herantreten.

Die Sorge, das potenzielle Gas könne ins Ausland abwandern, beschreibt der Geschäftsführer als „Hirngespinst“. „Das Gas muss lokal verbraucht werden. Es wäre technisch wie wirtschaftlich nicht sinnvoll, dieses ins Ausland oder gar auf andere Kontinente zu transportieren.“ Doch es stehe dem Unternehmen frei, das Erdgas weltweit zu verkaufen. Kritik von Naturschützern, angesichts der Klimakrise auf fossile Brennstoffe zu setzen, entgegnet er: „Es ist viel umweltschädlicher, Gas aus dem Ausland zu importieren. Aber das ist, als würde man einem Vegetarier sagen, dass Fleisch essen gut ist. Es ist eben deren Glauben.“ Österreich sei gut beraten, eigene Vorkommen zu erschließen, um die Energieversorgung zu sichern.

Das Umweltministerium teilt auf Anfrage mit: „Der Ausstieg aus Erdgas ist zentral. Nach 2030 neue Erdgasvorkommen zu erschließen ist mit Blick auf unsere Klimaziele kontraproduktiv.“

Auch das Land Salzburg war nicht über mögliche Erdgasbohrungen in Straßwalchen informiert. LH-Stv. Martina Berthold von den Grünen sagt: „Gasprojekte haben angesichts der Klimakrise keine Zukunft. Wir sollten vorrangig das Potenzial erneuerbarer Energien wie Geothermie, Wind- und Sonnenkraft nutzen.“

Ein Erdgasprojekt im Flachgau hängt in der Schwebe. In Berndorf hatte die RAG Austria drei weitere Bohrungen am Mangelberg beantragt. Nachdem das Land in einem Feststellungsverfahren entschieden hat, dass keine Umweltverträglichkeitsprüfung notwendig sei, haben Gemeinde und Bürgerinitiative eine Beschwerde beim Bundesverwaltungsgericht eingebracht. Man warte noch auf die Entscheidung aus Wien, wie Bürgermeister Johann Stemeseder (ÖVP) mitteilt.

von Simona Pinwinkler

Salzburger Nachrichten

Ähnliche Artikel weiterlesen

Das „Erneuerbares-Gas-Gesetz“ aus Sicht der Bilanzierungsstelle

1. März 2024, Wien

In Wittau soll ab 2025 Gas gefördert werden

19. Feber 2024, Bezirk Gänserndorf

Gaspreis fällt unter 30-Euro-Marke

18. Jänner 2024

Regierung verlängert Strompreisbremse

15. Dezember 2023