Wo die Salzburg AG Linz den Vortritt lässt

23. März 2023, Salzburg
Sorge um die Energie steht ganz oben - Sinnersdorf, APA/dpa

Die geplante Erneuerbaren-Expansion nach Slowenien wurde abgesagt. Mittlerweile prüft die Energie AG einen Einstieg. Das sorgt für Irritationen.

Rund 50 Prozent des von der Salzburg AG verkauften Stroms stammen aus Eigenproduktion. Vorhaben wie das Kraftwerk Stegenwald und Beteiligungen an Windprojekten wie am Windsfeld bei Flachau und am Lehmberg im Flachgau, wo mit der Wien Energie der größte Windpark des Landes entstehen könnte, sollen dafür sorgen, dass der Selbstversorgungsanteil steigt. Dafür plante die Salzburg AG auch zu expandieren, und zwar Richtung Süden. In Slowenien wollte der Landesenergieversorger als Teil eines Konsortiums 29,4 Prozent eines führenden Projektentwicklers für Photovoltaikanlagen und Windparks übernehmen. Für die Anteile sollten in Summe knapp 900.000 Euro fällig werden sowie bis 2025 knapp zwei Millionen Euro an Entwicklungsfinanzierung.

Das Unternehmen versprach sich in den weiter südlich gelegenen Gefilden nicht nur höhere Erträge in der Energieerzeugung durch deutlich mehr Sonnenstunden und eine höhere Luftdichte, sondern auch eine geografische und technologische Diversifizierung. Nach der Entwicklung von Projekten sollte entweder der Betrieb der Anlagen oder der Verkauf ab der Baureife als Geschäftsmodell dienen – und Profite bringen.

Die Chancen eines Einstiegs in Slowenien sollten den Mitgliedern des Aufsichtsrats in der Sitzung Anfang Dezember schmackhaft gemacht werden. Statt einer Zustimmung zum Erwerb der Beteiligung in Slowenien soll es dann aber finanztechnische Nachfragen gegeben haben – konkret von den Vertretern der Energie AG, die 26,13 Prozent an der Salzburg AG hält. Eine Abstimmung war damit hinfällig. Danach ist es ruhig geworden um die angedachte Expansion. In der jüngsten Aufsichtsratssitzung Anfang März stand der Kauf der Anteile nicht mehr auf der Tagesordnung, denn: Das Projekt wurde fallen gelassen.

Im Zuge des Vorstandswechsels der Salzburg AG zu Jahresbeginn – der bisherige Generaldirektor Leonhard Schitter übernahm die Führung der Energie AG, deren Vertriebschef Michael Baminger wechselte als Vorstandssprecher nach Salzburg – wurde dem Vernehmen nach eine strategische Neubewertung des Projekts vorgenommen. Allerdings sollen die Expansionspläne schon davor, noch im Dezember – und damit vor Bamingers Amtsantritt –, zurückgestellt worden sein. Die Vorprojektergebnisse wurden mittlerweile verkauft – an die Energie AG. Intern wie extern sorgt das mitunter für Irritationen und Verstimmungen, dass der Ex-Chef das Projekt quasi nach Linz „mitgenommen“ hat. „Die Salzburg AG hat das Projekt definitiv abgesagt“, hält man seitens der Energie AG fest. Man prüfe nun die Möglichkeit des Einstiegs in das Konsortium. Die Vorleistungen der Salzburg AG seien dem Unternehmen „marktadäquat abgegolten“ worden.

Jedenfalls soll der Fokus der Salzburg AG in der Projektentwicklung künftig im Bundesland liegen. Im Gegensatz zu Schitters Strategie, die auf der Suche nach Wachstumsmärkten auch an der Landesgrenze nicht Halt gemacht hat, wie die Beteiligungen der Salzburg AG an Photovoltaikunternehmen in Deutschland und Italien illustrieren.

Salzburger Nachrichten

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