Impulse für Sonnendecks über Hühnern und Rindern

9. Mai 2023
Photovoltaik wächst in NÖ stark - Barsinghausen, APA/dpa

Hühnerweiden für Photovoltaikanlagen: Landwirtschaftskammer will diese Doppelnutzung forcieren. Und nicht nur dort.

Auf 150 Quadratmetern reiht sich auf dem Dach des Bauernhofes von Jungbauer Franz-Josef Wallner aus Groß St. Florian ein Photovoltaik-Paneel an das andere. Man versorgt sich damit selbst mit Strom. „60 Prozent unseres Bedarfs können wir damit schon decken, in Zukunft sollen es 100 Prozent werden“, sagt Wallner, der 50.000 Euro in die Errichtung gesteckt hat. Derzeit sind nur etwa zehn Prozent seiner verfügbaren Fläche mit Paneelen ausgestattet, insgesamt hätte Wallner 1500 Quadratmeter, die sich eignen würden.

Bereits jetzt werden Geräte wie elektrische Futterschieber, Melkroboter und automatische Kälbertränken mit Sonnenstrom betrieben. „Wäre das ganze Dach voll, könnte ich mit dem Strom nicht nur mich, sondern auch jene versorgen, die keine Photovoltaikanlagen haben oder installieren können“, so der Bauer, der mit seinen 55 Milchkühen im Jahr 550.000 Liter Milch produziert.

Wallner ist nur einer von vielen in der Steiermark, die sich dafür einsetzen, fossile Energien gegen erneuerbare zu tauschen – ein Grund für die Landwirtschaftskammer Steiermark, den Fokus in der Woche der Landwirtschaft auf grüne Energie zu richten. „Für die Energiewende ist die Landwirtschaft ein unverzichtbarer Bestandteil“, betont Kammerpräsident Franz Titschenbacher. Die Lösung sieht er in der vermehrten Doppelnutzung von Flächen als auch der Erschließung von schwierig zu bewirtschaftenden Gebieten in Hanglage. „Da gibt es in der Steiermark ein Potenzial von 96.000 Hektar Fläche.“ Problematisch sei derzeit aber die Verfügbarkeit von Paneelen, so die Kammer. Auch beim Anschluss an das Stromnetz habe man Aufholbedarf, den Politik und Energieunternehmen lösen müssten. Denn: „Ohne Energieträger aus der Land- und Forstwirtschaft würde der Erneuerbaren-Anteil im heimischen Energiesystem nicht bei 31 Prozent, sondern bei nicht einmal 16 Prozent liegen. Die Erreichung der nationalen und europäischen Energie und Klimaziele ist ohne deren Beitrag illusorisch“, sagt Christian Metschina, Energieexperte der Kammer.

Knapp zwei Drittel des Energieverbrauchs fallen auf Höfen im Moment noch auf Gas und Öl: „Würde man bei PV-Anlagen auf die intelligenteste und effizienteste anstatt die billigste Lösung setzen, könnte dieses Geld im Land investiert werden“, betont Metschina.

So seien nicht nur Dächer für PV-Anlagen in der Landwirtschaft besonders gut geeignet, auch Hühnerweiden können mit den Paneelen problemlos überdacht werden. Vizepräsidentin Maria Pein rechnet vor: „In der Steiermark haben wir 1227 Hektar Hühnerweide, in ganz Österreich sind es 3597. Würden nur 15 Prozent dieser Flächen überdacht, könnte sich die Branche selbst mit Strom versorgen.“

Daher errichtet auch Hühnerbauer Stefan Maier in Hart bei Graz eine Freiflächenanlage. „Bis Oktober sollte die Anlage fertig sein, sie wird drei Hektar und 5500 Module umspannen“, sagt er. Darunter werden dann seine Hühner und Kamerunschafe weiden. Bereits seit 2013 hat er eine PV-Anlage am Dach, im vergangenen Jahr kam ein Stromspeicher hinzu. Dadurch liegt die Selbstversorgung auf das ganze Jahr gesehen bei 100 Prozent.

Kleine Zeitung