Österreich tanzt bei Inflation aus der Reihe

23. Mai 2023, Wien

Vorspann Vorspann.

Während in anderen Ländern die Inflationsraten merklich rückläufig sind, ist in Österreich von einem Nachlassen der Preisdynamik vorerst nichts zu bemerken. Anstatt weiter zu sinken, bewegten sich die Preise im April wieder nach oben.
Laut Statistik Austria kostete das Leben in Österreich im April um 9,7 Prozent mehr als vor einem Jahr. Damit hat sich der Rückgang der Inflationsrate, die im März auf 9,2 Prozent gesunken war, nicht weiter fortgesetzt. Die April-Inflation lag geringfügig unter der nach vorläufigen Daten gerechneten Schnellschätzung (9,8 Prozent).

Zu den wichtigsten Preistreibern im April zählten Wohnen, Energie, Restaurants und der Nahrungsmitteleinkauf, zeigen die Zahlen der Statistik Austria. Beim Monatsvergleich von März und April fielen vor allem Flugreisen und Gaspreise ins Gewicht.

Im Jahresvergleich geht gut ein Viertel des Preisanstiegs auf Wohnen, Wasser und Energie zurück, zeigen die Daten. Dafür waren vor allem Strom, Gas und Fernwärme verantwortlich, während Mineralölprodukte wie Sprit günstiger wurden. Mieten stiegen um 7 Prozent.
Stärker legten im Jahresabstand „Bewirtungsdienstleistungen“ zu – plus 14 Prozent, 1,54 Prozentpunkte Beitrag zur Inflation – sowie die Preise für Nahrungsmittel und alkoholfreie Getränke (plus 13,2 Prozent, 1,51 Prozentpunkte der Verteuerung). Im Jahresabstand wurde Gas um 71 Prozent und Fernwärme um 98 Prozent teurer, Strom lediglich um 8,6 Prozent.

Flugpauschalreisen kosten um knapp ein Fünftel mehr. „Die Preise für Pauschalreisen legen gegenüber dem Vorjahr erheblich zu und sind erstmals seit langer Zeit ein wichtiger Treiber der Inflation“, sagte Statistik-Austria-Generaldirektor Tobias Thomas. „Lebensmittel verteuerten sich fast gleich stark wie im März. Die Preise für Treibstoffe und Heizöl wiesen erneut Verbilligungen zum Vorjahr auf“, sagt Thomas.

Verbilligt hat sich neben Erdölprodukten und der amtlich regulierten Zählergebühr bei Strom auch die Mobiltelefonie. Der Warenkorb für den täglichen Einkauf (Mikrowarenkorb) verteuerte sich um 13,8 Prozent, der wöchentliche Einkauf (Miniwarenkorb) um 6,4 Prozent. Die Teuerung laut dem EU-weit harmonisierten Verbraucherpreisindex (HVPI) lag im April 2023 bei 9,5 Prozent – deutlich über dem Eurozonen-Durchschnitt von 7,0 Prozent, wie Eurostat mitteilte.

Damit bestätigten sich für die Eurozone frühere Schätzungen. Im März war die Teuerungsrate bei 6,9 Prozent gelegen, im Februar bei 8,5 Prozent. Die Preise in Österreich sind deutlich stärker gestiegen als im Schnitt der anderen Euroländer. Setzt sich die Entwicklung fort, drohen Österreich Nachteile in der Wettbewerbsfähigkeit, warnen Experten. Während in den baltischen Staaten Estland (13,2 Prozent), Lettland (15,0 Prozent) und Litauen (13,3 Prozent) sehr hohe Inflationsraten gemessen wurden, war die Teuerung in Belgien mit 3,3 Prozent vergleichsweise niedrig.

Salzburger Nachrichten