5000 neue Sonnenkraftwerke erzeugen Strom auf Oberösterreichs Balkonen

1. September 2023, Linz

Solarstrom für den Eigenbedarf hilft, die Stromrechnung zu senken – Tipps für Betreiber

„Das Interesse nimmt österreichweit zu, von Seiten der Haushalte wie auch der Anbieter“, sagt Alfons Haber von der Regulierungsbehörde E-Control zum jungen Trend, auf dem Balkon ein kleines Sonnenkraftwerk zu montieren. In einer Woche werden in Oberösterreich durchschnittlich fast 100 „Balkonkraftwerke“ in Betrieb genommen. Das sind heuer dann in Summe rund 5000 neue Kleinstanlagen zur Sonnenstromerzeugung. Zu Jahresende dürften es in unserem Bundesland dann fast 6000 sein, schätzt die Netzgesellschaft der Energie AG, die Netz OÖ.

Kein Wunder: Die Montage der meist fertigen Sets ist simpel, die Module mit bis zu 800 Watt Gesamtleistung kosten deutlich unter 1000 Euro. Sie werden in Baumärkten, Diskontern, im Internet und teilweise auch von den Netzbetreibern selbst beworben und vertrieben. Damit leisten viele Menschen einen kleinen Beitrag zur Energiewende. Vor allem sparen sie sich Stromkosten, weil „damit die durchschnittliche Grundlast eines Haushaltes mit Kühlschrank und Standby-Geräten abgedeckt wird“, dafür also keine Stromkosten anfallen.

Wenn die Waschmaschine und der Geschirrspüler auch noch bei Sonnenschein betrieben werden, kann sich das auf der Stromrechnung positiv auswirken. Der Überschussstrom – meist ist das nicht viel – wird eingespeist. Dafür zahlen die Netzbetreiber aber nichts, anders als bei den größeren PV-Anlagen mit Einspeisevertrag.

Die Balkonkraftwerke müssen dem Netzbetreiber gemeldet werden, am besten 14 Tage vor Inbetriebnahme, sagt Haber. Das funktioniert mittlerweile online und unkompliziert (netzooe.at/balkonkraftwerk). Die meisten Mini-Kraftwerksbetreiber tun das auch, schätzen die Netzbetreiber. Weil der meiste so erzeugte Strom aber gleich selbst verbraucht wird, ist die Netzbelastung durch Balkonkraftwerke unbedeutend, anders als bei den größeren PV-Anlagen. Die OÖN haben über diesbezügliche Probleme berichtet.

Nicht automatisch autark

Die wenigsten Balkonkraftwerke verfügen über einen Speicher. Das Argument, dass man sich mit der eigenen Stromerzeugung auf der Terrasse unabhängig von Stromausfällen macht, ist im Fall von herkömmlichen PV-Sets unrichtig, da die Anlage bei Stromausfall nicht funktioniert – außer man verfügt über eine so genannte „Umschaltbox“.
Immer wieder warnen Berichte vor den Gefahren von Balkonkraftwerken. Weder E-Control noch Netz OÖ kennen Fälle, wo Brände oder Verletzungen in Zusammenhang mit diesen PV-Anlagen vorgekommen wären. Sie empfehlen jedoch, auf CE-Kennzeichnung und zusätzliche Normen der EU („EN“) zu achten und die Montageanleitung genau zu befolgen. Eine Abnahme vom Elektriker ist nicht Pflicht, aber im Zweifelsfall empfehlenswert, auch um Details (wie auf welche Phase eingespeist wird) zu klären.

Ein eigenes Kapitel sind Mehrparteienhäuser. In manchen Genossenschaften wie der Neuen Heimat ist die Nachfrage nach Balkonkraftwerken größer, in anderen wie der OÖ Wohnbau „absolut überschaubar und im einstelligen Bereich“, sagt Daniel Putschögl, oberster Hausverwalter der OÖ Wohnbau mit 3000 Wohneinheiten (Miete und Mietkauf).

Mehrparteienhaus: Graubereich

Will ein Mieter einer Wohnbaugesellschaft ein Balkonkraftwerk betreiben, braucht er deren Genehmigung und muss die Haftung übernehmen. Wohnungseigentümer müssten sich sogar von allen anderen Wohnparteien im Mehrparteienhaus die Zustimmung holen. In der Praxis wird das ignoriert, in Wahrheit handelt es sich hier um einen rechtlichen Graubereich, kritisiert Putschögl.

Auf jeden Fall leiste „jedes Balkonkraftwerk einen Beitrag, um die Ziele für eine saubere Energiezukunft zu erreichen“, sagt Manfred Hofer, Chef der Netz OÖ.

„Das Interesse an Balkonkraftwerken nimmt zu, sogar Energieversorger bieten sie schon aktiv an. Achten Sie beim Kauf unbedingt auf Normen.“

von Alfons Haber

Oberösterreichische Nachrichten

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