Keine E-Auto-Zukunft ohne Schnellladen

5. September 2023

Mobilitätswende. Wien Energie will mit einem neuen Ladepark am Wiener Gürtel vor allem das Angebot für Pendler verbessern. Laut einer Studie werden in den nächsten Jahren Tausende Stationen notwendig

Die Zahl der neu zugelassenen E-Autos steigt in Österreich weiterhin rasant an, nicht zuletzt aufgrund der hohen Treibstoffpreise für Verbrenner. Für die Umwelt ist das erfreulich, doch gerade in der Stadt sind die Möglichkeiten, das Auto schnell aufzuladen, noch rar. Wien Energie hat am gestrigen Donnerstag einen ersten Schnellladepark mit zehn Säulen am Margaretengürtel in Wien eröffnet. Dort können Fahrzeuge mit Ökostrom aufgeladen werden. Damit ist ein erster Schritt getan, um insbesondere Pendlern eine sorgenfreie Fahrt zu ermöglichen.

Wien im E-Auto-Fieber

Die Betonung liegt hier auf ein Schritt. Um die Elektromobilität sinnvoll zu ermöglichen, sind noch viele weitere nötig. Deshalb gilt es herauszufinden, wo der größte Bedarf für Ladesäulen besteht und wie viele überhaupt nötig sind, um in Zukunft alle E-Autos mit Strom zu versorgen. Damit wurde die BOKU mit einer Studie beauftragt. „Wir haben eine Simulation mit Daten zum Fahrzeugbestand, Kosten für E-Autos, Strom und Treibstoff sowie den Reichweiten der Fahrzeuge gefüttert“, erklärt Studienleiter Paul Pfaffenbichler dem KURIER.

Dabei ermittelten die Forscher, dass die Zahl der aktuell 20.000 in Wien zugelassenen E-Pkw bis 2030 auf 155.000 ansteigen wird, also um 625 Prozent. 2040 sollen es 377.000 bis 454.000 werden. Abhängig ist das von der Bereitschaft der Politik, die E-Mobilität zu fördern, und vom Ausbau der Ladeinfrastruktur. Um diese enorme Flotte an E-Autos auch aufladen zu können, sind bis 2040 fast 12.000 Ladesäulen notwendig, schließt Pfaffenbichler aus seinen Berechnungen.

100 km in sechs Minuten

Der Unterschied zwischen Schnellladestationen wie der neuen am Margaretengürtel und normalen Stationen ist signifikant. Für dieses Beispiel dient der Cupra Born. Das sportliche und kompakte Auto ist mit dem VW ID.3 verwandt und wurde 2022, nach dem Tesla Model Y, am häufigsten in Österreich neuzugelassen. Laut Herstellerangaben lassen sich in sechs Minuten an einer 150-kW-Ladesäule 100 Kilometer an Reichweite hinzufügen. Bei einer normalen Ladesäule (11 kW ) wartet man dafür 83 Minuten.

Auch für E-Pendler

Die große Sorge vieler Personen ist, zu häufig laden zu müssen oder zu viel Zeit mit Warten auf den Strom verbringen zu müssen. Mit Schnelllade-Stationen müssen sich aber nicht mal Pendler Sorgen machen.
Der Cubra Born hat eine Reichweite von etwa 400 Kilometern. Laut Statistik Austria fahren Pendler in Österreich 27 Kilometer pro Arbeitstag. In einer fünftägigen Arbeitswoche sind das 135 Kilometer. Für diese Strecke müsste die Person also das Fahrzeug nur einmal pro Woche acht Minuten an einer Schnellladestation mit Strom betanken.

Es geht noch schneller

In Wien sind aktuell nur 63 der insgesamt 2.000 von Wien Energie betriebenen Ladepunkte Schnellladesäulen mit 150 kW. Neue Ladetechnologien nutzen ein verlustärmeres 800-Volt-System, bei dem mit bis zu 400-kW-Leistung geladen werden kann – an entsprechenden Ladestationen. Aktuelle Beispiele wie der Audi A6 e-tron laden zwar „nur“ mit 270 kW, trotzdem kann hier in zehn Minuten Energie für 300 km aufgenommen werden.

Laden statt parken

Waren E-Autos früher vor allem am Land verbreitet, gleicht sich die Zahl der Zulassungen in der Stadt inzwischen an. Dort gibt es aber wenige private Park- und Lademöglichkeiten. Zu den ohnehin schon knappen Ladesäulen kommt noch hinzu, dass nicht alle E-Fahrer rücksichtsvoll agieren. Denn die Studie stellt auch heraus, dass viele E-Autos deutlich länger an den Stationen stehen, als es notwendig wäre. Bei Schnellladesäulen stehen Fahrzeuge bis zu achtmal länger, als sie eigentlich laden. Damit wird die Säule für andere blockiert.

Große Herausforderung

Im Idealfall würde es für jedes Elektroauto einen Parkplatz mit Ladesäule geben. Aufgrund der Kosten der Infrastruktur erscheint diese Wunschvorstellung aber derzeit unerreichbar.

Um den Bedarf im Jahr 2040 zu decken, sind laut Studie allein in Wien 7.000 normale und 4.700 Schnellladepunkte notwendig. „Das ist eine große Herausforderung, aber machbar. Mit mehr Schnellladepunkten könnte es auch mit weniger Ladestationen gehen“, schätzt Pfaffenbichler die Lage ein.

Kurier

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