Die Salzburg AG hat mit Oktober ihre Gaspreise verdoppelt. Die E-Control zeigt sich über den Zeitpunkt erstaunt und rät Kunden, Preise zu vergleichen. Salzburgs Opposition ortet ein Kalkül, bis nach der Landtagswahl gewartet zu haben.
Der Energiekonzern Salzburg AG erhöht seine Gaspreise kräftig, wobei vor allem der Zeitpunkt bei Kunden und Analysten für Verwunderung sorgt: So in etwa lässt sich die Debatte über die Strategie der größtenteils in öffentlicher Hand befindlichen Salzburg AG zusammenfassen. Das Unternehmen hat die Gaspreise mit Oktoberbeginn gleich verdoppelt, von 4,98 Cent pro Kilowattstunde (kWh) netto auf 9,9 Cent.
Die saftige Erhöhung ab Oktober hat die Salzburg AG bereits im Sommer damit erklärt, dass sich „die Preise auf den Großhandelsmärkten auf hohem Niveau stabilisiert“ hätten und man in den vergangenen 18 Monaten keine Gaspreise erhöht habe. Der Gaspreisindex, den die Österreichische Energieagentur berechnet, zeigt jedoch: Die Großhandelspreise sind im Jahr 2023 in den meisten Monaten gefallen, womit auch die Gaspreise für die Haushalte in der Regel gesunken sind.
„Die Salzburg AG verhält sich in ihrer Strategie antizyklisch. Als alle mit den Preisen nach oben gegangen sind, ist sie stabil geblieben. Jetzt, wenn alle nach unten gehen, geht sie nach oben“, sagt Johannes Mayer, Energiemarktexperte bei der Regulierungsbehörde E-Control, zum STANDARD. Wobei die knapp fünf Cent/kWh der Salzburg AG lange „ein sehr guter Preis“ gewesen seien. Die Verdoppelung bedeute im österreichischen Vergleich nun aber einen „eher schlechten Preis“, sagt Mayer.
Warum erhöht die Salzburg AG, die im Eigentum von Land und Stadt Salzburg sowie der Energie AG Oberösterreich ist, jetzt ihre Preise? Die allgemeine Antwort ist, dass die Energiekonzerne ihre Kosten des Jahres 2022 mitschleppen und den Kunden nun in verschiedenen Formen verrechnen. Manche machen eine Mischkalkulation und bieten am Schluss einen Preis an, andere bieten billige Tarife für Wechselwillige.
„Märchenhafte“ Gaspreise
Auf die Frage, ob die Salzburger Landtagswahl am 23. April damit zu tun habe, dass die Salzburg AG ihren Kunden erst jetzt einen gleichermaßen späten wie hohen Kostensprung aufbrummt, antwortet Mayer indirekt: „Es ist nicht neu, dass Landtagswahlen in Österreich eine preisdämpfende Wirkung haben können. Da ist Salzburg aber nicht anders als andere Bundesländer.“
In der Salzburger Opposition wird man deutlicher. „Vor der Landtagswahl wurden noch Beruhigungspillen verteilt und stabile Preise versprochen, nur um jetzt eine saftige Erhöhung der Preise folgen zu lassen. Das ist inakzeptabel“, sagte Simon Heilig-Hofbauer von den Grünen nach Bekanntgabe der Preisverdoppelung. Dass Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) keinen Einfluss auf die Preise der Salzburg AG habe, sei „ein Märchen“.
Haslauer ist als Landeshauptmann auch Aufsichtsratsvorsitzender der Salzburg AG. Im Salzburger Regierungsprogramm von ÖVP und FPÖ steht, man setze sich „bei der Salzburg AG dafür ein, dass diese auch weiterhin zu den günstigsten Landesenergieversorgern zählt“. Beim Gas ist das mit Oktober nicht mehr der Fall.
Die Salzburg AG beantwortet eine Anfrage des STANDARD zu Landtagswahl und Gaspreisen eher allgemein, man „wollte so lange wie möglich“ die Gaspreise für die Kunden stabil halten und habe alle Spielräume genutzt.
Auch jetzt komme man diesen so weit wie möglich entgegen. So gebe man die Indexsteigerung nur zu zwei Dritteln an die Kunden weiter. Bei einer zwölfmonatigen Bindung bekomme man zudem 21 sogenannte Freigastage. Auch biete man Lösungen für soziale Härtefälle an. Wer von der Rundfunkgebühr GIS befreit ist, erhalte eine Einmalzahlung von 400 Euro.
E-Control-Experte Mayer glaubt, dass die Salzburg AG wegen des Preissprungs „relativ viele Kunden verlieren wird“, also einige den Anbieter wechseln werden. Die Arbeiterkammer Salzburg berechnete, dass durch die Erhöhung in einer 75-Quadratmeter-Wohnung bei einem Verbrauch von 9800 kWH Erdgas rund 500 Euro mehr pro Jahr fällig werden. Die E-Control empfiehlt, sich die Preise bei anderen Anbietern anzuschauen und gegebenenfalls von der Salzburg AG zu wechseln.
Dass die Salzburg AG sich mit 10 Cent netto pro Kilowattstunde Gas „im marktüblichen Mittelfeld“ befinde, wie der Konzern bekundet, teilt Mayer nicht. „Es gibt in Österreich viele Anbieter mit sechs, sieben oder acht Cent pro Kilowattstunde. Der neue Preis der Salzburg AG sei „sicherlich im oberen Drittel“ der Preise. „Marktübliches Mittelfeld“ würde der Experte daher „nicht unterschreiben“.
9,9 Cent
Die Salzburg AG erhöht den Gaspreis pro kWh – andere Anbieter haben Tarife gesenkt
Der Standard