Was im Herbst und Winter auf die Fernwärme-Kunden in Wien zukommt

12. Oktober 2023

Nach den massiven Preiserhöhungen 2022 gibt es heuer Rabatte

Jahresabrechnung. In den kommenden Wochen erhalten Fernwärmekunden von Wien Energie die Jahresabrechnung für den vergangenen Winter. Etwaige Nachzahlungen könnten wegen der massiven Preissteigerungen vom Vorjahr deftig ausfallen – trotz teils rückwirkend geltender Rabatte.

In der kommenden Heizsaison sollen die Teilbeträge aber niedriger sein, sagte Wien-Energie-Chef Michael Strebl am Mittwoch vor Journalisten. Je nach Liefervertrag um bis zu 50 Prozent.

Wie hoch die Kosten für Warmwasser und Heizung bei der Fernwärme sind, liegt neben dem Verbrauch maßgeblich daran, welchen Vertrag ein Haus hat. Etwa zwei Drittel der 440.000 Fernwärme-Haushaltskunden in Wien haben Verträge mit Preisbescheid. Will Wien Energie hier die Preise erhöhen, stellt das Unternehmen einen Antrag an die Behörde der Stadt Wien – so geschehen 2022. Die Folge war ein Anstieg um stolze 92 Prozent.

Kostensteigerung netto

„Wirtschaftlich dringend notwendig“, heißt es dazu seitens Wien Energie mit Verweis auf die bereits seit Frühsommer 2021 gestiegenen Gaspreise. Denn knapp sechzig Prozent der Fernwärme-Leistung kommen aus dem Verbrennen von Erdgas in Kraft-Wärme-Kopplungs-Anlagen, die Strom und Wärme produzieren. „Die Situation im letzten Jahr hat uns keine Wahl gelassen, aber nun entspannt sich die Lage an den Märkten wieder und das können und wollen wir weitergeben“, sagte Strebl. In diesem Sinne werden Grund- und Arbeitspreis heuer um 20 Prozent gesenkt. Im Vergleich zur Heizsaison vor zwei Jahren bleibt damit immer noch ein Anstieg von etwa 50 Prozent.

Für ein weiteres Kundendrittel dürften die Rückgänge bei den Teilbeträgen noch deutlicher ausfallen. Denn sie haben Verträge, bei denen die Kosten an Indizes gebunden sind, die Großhandelspreise abbilden. Bei den indexierten Verträgen (alle seit 2013, teilweise schon seit 2004) waren die Anstiege 2022 besonders steil, die Kosten sinken jetzt aber auch wieder stärker, laut Wien Energie um bis zu 50 Prozent. Um zu vermeiden, dass massive Verwerfungen wie im letzten Jahr in Zukunft wieder bei den Kunden durchschlagen, wird der Arbeitspreis bei indexierten Verträgen mit maximal 120 Euro je Megawattstunde gedeckelt. Davon geht zunächst keine preissenkende Wirkung aus, denn es ist mehr als doppelt so hoch wie der aktuelle Gas-Großhandelspreis. Im Jahr 2022 hätte die Bremse aber gegriffen.

Bereits bekannt war, dass Wien Energie den Grundpreis in der Jahresabrechnung 2022/’23 um ein Fünftel reduziert. Bei einem typischen Haushaltsverbrauch macht dieser aber nur etwa 20 bis 25 Prozent aus, der Rest entfällt auf den Arbeitspreis. Dieser Nachlass kostet Wien Energie 50 Mio. Euro, die Nachlässe für die kommende Heizsaison summieren sich auf weitere 86 Mio. Euro.

Kurier