Große Spreizung bei Gastarifen

20. Oktober 2023

Das Online-Vergleichsportal Durchblicker hat die diversen Angebote am österreichischen Markt analysiert und große Unterschiede festgestellt. Quintessenz: Wer sparen möchte, sollte den Anbieter wechseln.

Voriges Jahr kannten die Gaspreise nur eine Richtung: steil nach oben. Zumindest das scheint vorbei zu sein, obwohl die Volatilität eher noch zunimmt.

Auch wenn sich Erdgas im europäischen Großhandel nach dem blutigen Überfall der radikalislamischen Hamas auf Israel und dem erwarteten Gegenschlag der israelischen Armee zuletzt zeitweise wieder um rund ein Drittel verteuert hat: Preisniveaus wie 2022 dürften wohl nicht mehr erreicht werden, sind sich Beobachter ziemlich sicher. Dies zuletzt auch deshalb, weil Preisspitzen durch einen inzwischen vereinbarten Mechanismus im Fall des Falles gekappt würden. Preisvergleiche lohnten aber mehr denn je, sagen Angaben von Arbeiterkammer und E-Control.

Der Österreichische Gaspreisindex (ÖGPI), an dem sich die hiesigen Energieversorger orientieren, ist jedenfalls gesunken und liegt derzeit etwa 83 Prozent unter dem Index-Spitzenwert vom Oktober 2022. Das Online-Vergleichsportal Durchblicker hat das zum Anlass genommen, sich die derzeit gültigen Tarife in Österreich genauer anzusehen. Fazit: Die gesunkenen Preise im Großhandel hatten und haben Auswirkungen auf die Tarifgestaltung.
Sieben Landesenergieversorger haben zuletzt ihre Gaspreise gesenkt, wobei die Spanne laut Durchblicker von 3,4 Prozent in Tirol bis 34,5 Prozent im Burgenland reicht. Bei der Kärntner Kelag blieb der Tarif unverändert, die Salzburg AG erhöhte ihren Tarif um 56 Prozent, sie befinde sich jetzt im Mittelfeld der Landesenergieversorger, was die Tarife betrifft.

Spitzenreiter sei die Energie Steiermark, die für 15.000 kWh Jahresverbrauch 2995 Euro verlange, schreibt Durchblicker in der Analyse. Bei der Burgenland Energie komme der gleiche Bedarf auf 1564 Euro.

Alternativanbieter liegen nach Angaben des Vergleichsportals je nach Bundesland um 71 Euro (Burgenland) bis 1523 Euro (Steiermark) unter den Jahreskosten der Landesenergieversorger.

Die Preisunterschiede seien auf unterschiedliche Strategien beim Einkauf zurückzuführen. „Die Preise pro Kilowattstunde starten derzeit bei 5,9 Cent (netto, ohne Steuern und sonstige Abgaben, Anm.) und erreichen mit 14,5 Cent fast das Zweieinhalbfache“, sagt Stefan Spiegelhofer, Leiter des Bereichs Energie bei Durchblicker.
Grund dafür seien unterschiedliche Beschaffungsstrategien und Einkaufspreise an den Großhandelsmärkten. Das erkläre, warum einige Anbieter ihre Preise senken und andere wiederum anheben.

Hohe Ersparnis

„Die Preisspanne ist enorm, daher lohnt es sich, die aktuellen Angebote zu vergleichen und gegebenenfalls den Anbieter oder Tarif zu wechseln“, rät Spiegelhofer. Dies auch deshalb, weil aufgrund der aktuellen geopolitischen Lage der Druck auf die Großhandelspreise wieder zunehmen könnte.

Ein Familienhaushalt mit einem Jahresgasverbrauch von 15.000 kWh zahle im angepassten Tarif der Wien Energie 1875 Euro, was einem Minus von 320 Euro zum Bestandstarif entspreche. Ein Wechsel zum günstigsten Alternativanbieter würde die Kosten nochmals um 457 Euro reduzieren, hat Durchblicker herausgefunden.

Die Salzburg AG habe zuletzt den weitaus günstigsten Tarif der Landesversorger geboten, habe ihre Preise aber schlagartig um 56 Prozent erhöht. Ein Bedarf von 15.000 kWh Gas komme jetzt auf 2171 Euro, beim günstigsten Alternativanbieter zahlten Kundinnen und Kunden um 769 Euro pro Jahr weniger.

Die Energie Steiermark sei mit 2995 Euro der teuerste Landesenergieversorger, ein Wechsel würde die Kosten um mehr als die Hälfte reduzieren. Die Energie Burgenland biete mit „Optima 12 Unabhängig 2.0 Gas“ – 1564 Euro für 15.000 kWh – den derzeit günstigsten Tarif der Landesenergieversorger. Das Angebot laufe bis 11. November und gelte nur bei aktivem Umstieg auf den neuen Tarif. Aber selbst im Burgenland liege der Preis des günstigsten Alternativanbieters um vier Prozent unter dem des Landesenergieversorgers.

Wer einen Wechsel überlege, sollte wissen, dass der neue Tarif der Wien Energie noch bis 28. Dezember abgeschlossen werden kann; wen der neue Tarif der Burgenland Energie anlacht, muss sich beeilen, der kann nur noch bis 11. November abgeschlossen werden.

Die Landesenergieversorger in Tirol, der Steiermark, Vorarlberg und Oberösterreich gewährten zum Teil noch bis ins Frühjahr Rabatte, für Bestandskunden gelten diese schon. Wichtig zu beachten sei außerdem, dass Rabatte oder Gratistage in der Regel nur im ersten Vertragsjahr gelten und dass diese Tarife dann im Vergleich zu alternativen Angeboten ohne Rabatt oft deutlich teurer sind.

Der Standard

Ähnliche Artikel weiterlesen

Das „Erneuerbares-Gas-Gesetz“ aus Sicht der Bilanzierungsstelle

1. März 2024, Wien

In Wittau soll ab 2025 Gas gefördert werden

19. Feber 2024, Bezirk Gänserndorf

Gaspreis fällt unter 30-Euro-Marke

18. Jänner 2024

Regierung verlängert Strompreisbremse

15. Dezember 2023