Europa setzt bei Strom auf die Windkraft

30. Oktober 2023, Brüssel

Vorspann Vorspann.

Beim Umstieg auf eine klimafreundliche Stromerzeugung kommt nach den Plänen der EU-Kommission der Windkraft eine entscheidende Rolle zu. Um wie geplant 2030 42,5 Prozent des Gesamtenergieverbrauchs in Europa aus erneuerbaren Quellen zu erzeugen, soll die installierte Kapazität der Windkraftanlagen von 204 Gigawatt im Jahr 2022 mit 500 Gigawatt bis 2030 mehr als verdoppelt werden.

Damit das möglich wird, setzt die EU-Behörde in Kooperation mit den Mitgliedsstaaten und der Industrie auf schnellere Genehmigungsverfahren sowie effizientere Auktionen. Derzeit sehe sich die Branche mit viel Bürokratie, hohen Kosten und oft ungünstig gestalteten nationalen Ausschreibungen konfrontiert. Das schwäche sie im internationalen Wettbewerb. „Ohne starke industrielle Basis kann es keinen erfolgreichen grünen Übergang geben“, sagte Kommissions-Vizepräsident Maroš Šefčovič bei der Präsentation des Aktionsplans.

In Österreich ist der Windkraftausbau zuletzt aufgrund gestiegener Kosten für Komponenten und mangels Finanzierung ins Stocken geraten. Nun hat die Regierung reagiert. Vorigen Freitag wurde die Marktprämie – ein Teil des Fördersystems – für neue Anlagen erhöht. Im September hatte trotz fertig genehmigter Projekte kein Anlagenbetreiber an der Ausschreibung teilgenommen. Der nächste Fördercall ist für Ende Dezember angesetzt. Mit der Anpassung hätten noch heuer 60 Windräder die Chance auf einen Fördervertrag und könnten dann umgesetzt werden, betonte der Branchenverband.

Die Nutzung von weiteren Windparks und vor allem Tausenden neuen kleinen Photovoltaikanlagen könnte aber an eine andere Grenze stoßen. Darauf wies der heimische Übertragungsnetzbetreiber APG am Dienstag nicht zum ersten Mal hin. Derzeit müsse man stetig eingreifen, um eine Netzüberlastung zu verhindern, was immer teurer werde. Die Verbund-Tochter sieht im aktuellen Netzentwicklungsplan bis 2034 Investitionen von 9 Mrd. Euro vor – in zusätzliche Hochspannungsleitungen, Umspannwerke, Trafos und Digitalisierung. Damit soll das Netz fit für die vielen dezentralen Erzeugungsanlagen werden und die Übertragungskapazitäten für Wind und Sonnenstrom aus Ostösterreich zu den Pumpspeichern im Westen ausgebaut werden. Ohne den Ausbau der Netze werde die Energiewende nicht gelingen, warnt APG-Chef Gerhard Christiner. Dazu müsste den Projekten aber Priorität eingeräumt und ein besserer gesetzlicher Rahmen geschaffen werden.

Salzuburger Nachrichten

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