Windkraft-Ausbau dürfte 2024 ins Stocken geraten

10. Jänner 2024, Wien/St. Pölten
Rahmenbedinungen für Ausbau laut IG Windkraft "gänzlich ungeeingnet"
 - Neudorf, APA/THEMENBILD

Der Ausbau der Windkraftanlagen in Österreich dürfte sich 2024 verlangsamen. So sollen heuer lediglich 24 Windräder mit einer Leistung von 124 Megawatt (MW) errichtet werden. Netto, also abzüglich der alten Anlagen, die erneuert werden, erwartet die IG Windkraft einen Zubau von 13 Anlagen mit 104 MW Leistung, teilte der Interessensverband am Mittwoch auf einer Pressekonferenz mit. Im vergangen Jahr 2023 lag der Netto-Zuwachs noch bei 60 Anlagen mit 312 MW Leistung.

Insgesamt standen in Österreich mit Ende 2023 1.426 Windkraftanlagen mit einer Gesamtleistung von 3.885 MW. Die Windräder produzierten 9 Mrd. Kilowattstunden Strom und deckten damit mehr als 12 Prozent des österreichischen Bedarfs. Niederösterreich lag mit 797 Anlagen und rund 2.082 MW Leistung weiterhin deutlich an erster Stelle, dahinter folgte das Burgenland mit 461 Windrädern und einer Leistung von 1.411 MW. Auch beim Zubau hatten diese beiden Bundesländer die Nase 2023 vorne. Der Durchmesser der Rotoren ist in den vergangenen Jahren unterdessen kontinuierlich gestiegen, 2023 lag er durchschnittlich bei 144 Metern, 2013 waren es noch 97 Meter.

Heuer sollen österreichweit lediglich 24 neue Windräder dazu kommen, 18 davon mit einer Leistung von rund 100 MW in Niederösterreich. Im Burgenland werden 2 neue Anlagen mit rund 11 MW aufgestellt, gleichzeitig werden aber 11 Windkraftwerke mit rund 20 MW Leistung abgebaut. Ende 2024 dürfte der österreichweiten Bestand laut IG Windkraft somit 1.439 Anlagen erreichen, die Leistung soll dann bei 3.989 MW liegen.

Damit werde der Ausbau der Windkraftanlagen laut dem Interessensverband 2024 im Jahresvergleich um zwei Drittel einbrechen. Stefan Moidl, Geschäftsführer der IG Windkraft, macht dafür die „gänzlich ungeeigneten“ Rahmenbedingungen verantwortlich. Mit der neuen EU-Richtlinie für erneuerbare Energien, kurz RED III, die im November in Kraft getreten ist und den Ausbau alternativer Energiequellen vorantreiben soll, bestehe die Möglichkeit, die Bedingungen für die Windkraft deutlich zu verbessern. Ein Spielraum, den Österreich, anders als andere EU-Ländern, bisher nicht ausnutze, kritisierte Moidl. Auch die in den Jahren 2020 bis 2022 fehlende Windkraftförderung werde nun spürbar.

Die Interessensvertretung hat deshalb einen 6-Punkte-Plan präsentiert, mit dem dem Windkraftausbau Anschub verliehen werden soll. Wichtig sei demnach, dass die Bundesländer rasch ausreichend Windflächen ausweisen und die Genehmigungsverfahren beschleunigen. Ausständig sei bisher außerdem die sogenannte Marktprämienverordnung, damit gebe es für heuer bisher keinen Termin für die Ausschreibungen der Marktprämie. Die Förderung ist eine Art Versicherung, die auch eine Voraussetzung für die Projektfinanzierung durch Banken ist, sie ist also notwendig, damit Anlagen errichtet werden können. Ebenfalls ausständig sei das Elektrizitätswirtschaftsgesetz (ElWG), das die Rahmenbedingungen für den Netzausbau neu definieren soll.

Die IG Windkraft fordert außerdem höhere Ziele für den Ausbau der Windkraft. Um die Pariser Klimaziele, die Ziele der EU und die nationalen Ziele zu erreichen sei demnach ein jährlicher Zubau von 150 Anlagen mit einer Leistung von 1.000 MW notwendig, erklärte Moidl. Dazu müssten die Bewilligungsverfahren beschleunigt werden. Die Interessensvertretung verwies hier unter anderem auf das ebenfalls ausständige Klimaschutzgesetz.

Schließlich wünscht sich der Branchenverband Anpassungen bei der verpflichtenden nächtlichen Beleuchtung der Windräder: „Es ist völlig unnötig, dass alle Windräder in der Nacht rot blinken“, sagte Moidl. Es gehe dabei nicht um die Sicherheit von Passagierflugzeugen, diese seien nämlich in größerer Höhe unterwegs, auch für Einsatzflüge, etwa die Hubschrauber des ÖAMTC, sei die Beleuchtung nicht notwendig weil man ohnehin mit Nachtsichtkameras fliege. Betroffen seien lediglich private Kleinflugzeuge, die etwa 500 Meter über den Windrädern fliegen. Technisch wäre es bereits möglich, die Beleuchtung an Windrädern nur dann einzuschalten, wenn sich Flugobjekte im Luftraum rundherum befinden. In Deutschland und Holland würde die Beleuchtung bereits seit zwei Jahren auf diese Weise gesteuert.

APA

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