Tursky will IKB umwandeln und Tiwag zurückdrängen

23. Jänner 2024, Innsbruck

Innsbrucker Kommunalbetriebe sollen Gesellschaft werden und Strompreis selbst festlegen. Debatte um Dauer der Verträge von Tiwag-Chefs.

Die Diskussion um den Landesenergieversorger Tiwag, der 49,99 Prozent der Aktien an den Innsbrucker Kommunalbetrieben (IKB) hält, ist um eine Facette reicher. Und erfasst den Gemeinderatswahlkampf in der Landeshauptstadt. Als Mehrheitseigentümerin der IKB fungiert die Stadt Innsbruck, über entsprechende Syndikatsverträge bestimmt die Tiwag jedoch den Vertrieb und Preis des Innsbrucker Stroms. Der Strompreis ist an jenen der Tiwag gekoppelt. Damit soll in Zukunft allerdings Schluss sein.

Innsbrucks ÖVP-Chef und Bürgermeisterkandidat Florian Tursky begrüßt die strukturellen Maßnahmen von Landeshauptmann Anton Mattle (VP) bei der Tiwag. „Nun müssen wir auch bei den IKB handeln“, prescht der Digitalisierungsstaatssekretär gegenüber der TT vor. Er spricht von Knebelverträgen mit der Tiwag. Sollte er zum Bürgermeister gewählt werden, möchte Tursky sie auflösen. „Als Innsbrucker wollen wir den Strompreis in unserem Unternehmen selbst festlegen, um der Bevölkerung damit unter die Arme greifen zu können.“ Zudem macht es dann auch Sinn, die IKB in eine GmbH umzuwandeln.

Außerhalb des Aktienrechts ergibt das für Tursky mehr Möglichkeiten, um den Strompreis und die Gewinnverwendung zu gestalten. „Als Innsbrucker ist es mir wichtig, dass die IKB-Dividende zukünftig nicht als Cashcow an die Tiwag fließt, sondern direkt den InnsbruckerInnen zugutekommt.“

Verhandeln müsste die Stadt das dann mit dem Land Tirol, dem Eigentümer der Tiwag. Pikantes Detail am Rande: Bevor Tursky auf das Wiener Politparkett gewechselt ist, war er stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender des Landesenergieversorgers.

Dort sorgt die Ausschreibung der Funktion des Vorstandsvorsitzenden Erich Entstrasser und von Energie-Vorstand Thomas Gasser für Spekulationen. Schließlich laufen ihre Verträge noch bis Ende 2025, Mitte des Jahres soll die neue Vorstandsriege fixiert werden. Gasser wird sich wieder bewerben, Entstrasser will offensichtlich Mitte des kommenden Jahres vorzeitig ausscheiden. Der Vertrag von Technik-
Wir müssen bei den IKB handeln. Ich möchte ein Ende des Knebelvertrags mit der Tiwag herbeiführen.“
Florian Tursky/ÖVP (Staatssekretär) Vorstand Alexander Speckle ist noch aufrecht.

Wird es zwischenzeitlich vielleicht mehr als drei Tiwag-Chefs geben? Schnellschüsse verneint Landeshauptmann Anton Mattle, vielmehr stehe er für eine seriöse und professionelle Neuaufstellung der Tiwag. „Laufende Dienstnehmerverträge werden eingehalten und wir garantieren dem oder der Neuen auch eine Einarbeitungszeit.“ Mattle kündigt an, dass bis zum Sommer feststehen werde, mit welchem Kopf die Tiwag in die Zukunft geht. „Mit neuen Köpfen im Unternehmen ergeben sich auch unmittelbar neue Wege“, verweist LH Anton Mattle bei potenziellen neuen Vorständen auf die Kündigungsfristen von bestehenden Dienstverträgen. „Sobald diese in das Unternehmen einsteigen, werden sie aber unmittelbar Verantwortung übernehmen.“

Um zurück zu den Kommunalbetrieben zu kommen: IKB-Vorstand Thomas Pühringer wird hinter den Kulissen als möglicher Kandidat für einen Tiwag-Vorstandsposten gehandelt.

Tiroler Tageszeitung

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