Ohne Energiepolitik kein Klimaschutz

5. Feber 2024

Österreich ist seit langem Klimasünder. Wenig überraschend nimmt unser Land daher im aktuellen Climate Change Performance Index nur Rang 32 ein, weit abgeschlagen hinter Dänemark, Schweden, Norwegen und den Niederlanden, sogar hinter Pakistan und Kolumbien. 30 Jahre lang konnten wir keine Emissionsreduktionen erzielen, weshalb wir inzwischen einen doppelt so hohen Pro-Kopf-CO2-Ausstoß haben wie die Schweiz.

Die Gründe dafür liegen vorrangig in der Blockierung und sogar Verhinderung zielführender Projekte und praktikabler technologischer Lösungen zur Verbesserung der Energieeffizienz. Diese Entwicklung begann mit der Ablehnung von Zwentendorf, setzte sich mit der Verhinderung des Donaukraftwerkes Hainburg und nahezu aller weiteren Wasserkraftprojekte fort, bis selbst der Ausbau von Windkraft entgegen großspurigen Ankündigungen in den letzten Jahren wegen Ablehnung oder langjähriger Bewilligungsverfahren ins Stocken geriet.

Gleiches gilt für den Ausbau unserer Leitungsnetze, wo inzwischen eine Ausbaulücke von rund 1000 Kilometern besteht, obwohl es ohne sie keine Energiewende geben kann. Behindert wird auch der Ausbau von Photovoltaik, weil Schwankungen bei der Wind- oder Sonnenenergie wegen mangelnder Speicherkapazitäten nicht ausgeglichen werden können. Darüber hinaus kann wegen fehlender Leitungen auch der in Westösterreich erzeugte Überschussstrom nicht nach Ostösterreich gebracht werden und wird daher nach Deutschland exportiert, während im angeblich „atomstromfreien“ Wien und Niederösterreich Atomstrom aus Temelin verwendet wird.

Als Folge all dessen müssen wir unseren Energiebedarf weiterhin zu 60 Prozent durch fossile Energieträger decken, die zudem im gleichen Ausmaß importiert werden müssen, mit der Folge hoher Abhängigkeit insbesondere von russischem Erdgas und der Gefährdung unserer Energieversorgung sowie hoher Energiekosten. Letztere treiben die ohnehin hohe Inflation weiter an, belasten die Haushalte, beeinträchtigen die Wettbewerbsfähigkeit unserer Wirtschaft und stellen somit ein Problem für die wirtschaftliche Landesverteidigung dar.

Und dies alles bei steigendem Energie-, insbesondere Strombedarf aufgrund der Digitalisierung und Förderung von E-Autos, die zudem ökologisch von zweifelhaftem Ursprung und schlechter Gesamtbilanz sind.

Mit einer einzig auf erneuerbare Energien setzenden und moralisch verbrämten Politik auf Basis utopischer, aber technologiefeindlicher Ziele und gleichzeitigen Ge- und Verboten kann weder der CO2- oder Methangasausstoß reduziert noch Energiesicherheit gewährleistet werden. Es ist daher notwendig, Innovationen zur klimaschonenderen Nutzung aller Energieträger voranzutreiben.

Hannes Androsch ist Industrieller, Ex-Finanzminister und Buchautor.

Oberösterreichische Nachrichten

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