Wem gehört das Gas in Molln?

2. April 2024, Molln

Die Republik vergibt Förderlizenzen für Rohstoffe und kassiert auch einen Förderzins. Der Staat kann aber nicht bestimmen, ob das Erdgas letztlich in Österreich oder im Ausland verkauft wird.

Die Uhr tickt. Am Ostersonntag endet die naturschutzrechtliche Genehmigung für die Probebohrung nach Erdgas in Molln in Oberösterreich. Und die diversen Umweltschutzorganisationen, die vehement gegen das Projekt auftreten, werden sehr genau darauf achten, dass alle Bescheidvorgaben exakt eingehalten werden. Das australisch-österreichische Explorationsunternehmen ADX Energy wird mit 1. April aber die Bohrstelle in dem unberührten Jaidhaustal nicht wieder renaturieren. „Die offene Bohrstrecke wird derzeit verrohrt und das Bohrloch für weitere Testarbeiten im Herbst versiegelt“, sagte ADX-Österreich-Chef Alan Reingruber. Ab 1. Oktober sollen dann Folgetests aufgenommen werden. Dafür bedarf es wieder einer neuen Naturschutzgenehmigung.

„Wir haben zwar die Bestätigung für ein großes Vorkommen, aber leider keine klare Evidenz zur genauen Beschaffenheit und Menge des Gasreservoirs. Für die genauere Bewertung fehlt uns nun die Zeit“, so Reingruber. Molln ist Teil zweier Lizenzgebiete in der Größe von 1100 Quadratkilometern in Oberösterreich und Salzburg, die ADX Energy von der Republik Österreich zugesprochen wurden, nachdem sich die Rohöl-Aufsuchungs AG (RAG) aus dem Geschäftsfeld der Gasauffindung zurückgezogen hatte.

Was hat der Staat davon, wenn er einem Unternehmen die Explorationsrechte erteilt? Die beim Finanzministerium angesiedelte Montanbehörde kassiert mehrfach – und zwar sogenannten Flächenzins, Feldzins und Förderzins. Der Flächenzins berechnet sich nach der Aufsuchungsfläche, die im jeweiligen Gebiet benötigt wird (in Molln sind es rund 150 Quadratkilometer). Der Feldzins berechnet sich nach der Lizenzfläche der Gasführung, die im Untergrund vermutet wird. In Molln würden diese beiden Posten im Jahr mehr als 100.000 Euro ausmachen. Der Förderzins wiederum wird aus der Menge des geförderten Erdgases errechnet: Dieser beträgt 22 Prozent des aktuellen Importpreises, den die Statistik Austria jedes Jahr erhebt. Gut ein Fünftel des Verkaufserlöses geht also an den Finanzminister. ADX geht von einem „historischen Gasfund“ aus und rechnet in Molln mit einem Gasvolumen von 270 Terawattstunden (Österreich verbraucht derzeit weniger als 80 TWh jährlich). Beim aktuellen Gaspreis würde das Unternehmen sohin mehr als fünf Milliarden Euro erlösen, der Finanzminister erhielte ein Fünftel davon.

Und wohin wird das Erdgas verkauft? „Die Vermarktung von ,bundeseigenen mineralischen Rohstoffen‘ obliegt der wirtschaftlichen Entscheidungsfreiheit des Unternehmens“, heißt es aus dem Finanzministerium. Seitens ADX Österreich heißt es: „Jeder Transport kostet Geld. Das Gas wird ins örtliche Netz eingespeist. Mehr als 90 Prozent werden im näheren Umkreis bleiben und nur wenig ins Ausland verkauft werden.“ Bis jemals Gas aus Molln fließen könnte, würden noch mindestens drei bis vier Jahre vergehen – es warte noch ein „Antragsmarathon“ für die Genehmigungsverfahren; und der Widerstand durch Naturschützer vor Ort wird auch nicht nachlassen.

von Fritz Pessl

Salzburger Nachrichten

Ähnliche Artikel weiterlesen

Rohstoffeaus CO₂ gewinnen

14. Feber 2024

Metalle der Zukunft in den Händen weniger

12. Juli 2023, Wien