Energiewende: Thermische Speicher sollen Wärme in den Winter bringen

11. April 2024, Wien
Tankspeicher mit einem Volumen von rund 40.000 Kubikmeter wird in Wien gebaut
 - Wien, Uwe Anspach/dpa/picturedesk

Das Speichern überschüssiger Energie aus erneuerbaren Quellen wie Sonne oder Wind gilt als wichtiger Schritt auf dem Weg zur Energiewende. Um größere Wärmemengen vom Sommer in die kalte Jahreszeit zu bringen, eignen sich laut Fachleuten vor allem thermische Speicher. In Wien soll dies anhand eines Tankspeichers mit einem Volumen von rund 40.000 Kubikmeter erforscht werden, teilte der Projektkoordinator AEE INTEC gegenüber der APA mit.

Gestartet mit Jahresbeginn und EU-Förderungen in Höhe von rund zehn Mio. Euro wird im Projekt „Treasure“ an der Entwicklung und Demonstration von großen unterirdischen Wärmespeichern gearbeitet, die die Nutzung erneuerbarer Energien zur Beheizung von Wohnvierteln und Industrien vorantreiben sollen. „Wir brauchen thermische Speichertechnologien, wenn wir den Anteil der erneuerbaren Energien erhöhen, die Klimaziele erreichen und die Fernwärme dekarbonisieren wollen. Der Bedarf ist absolut gegeben“, erklärte Franz Hengel, Leiter der Gruppe Thermische Energiespeicher bei AEE – Institut für Nachhaltige Technologien (AEE INTEC).

Im Mittelpunkt von „Treasure“ stehen Aufbau und Demonstration von sieben Erdbeckenwärmespeichern in fünf Ländern – Österreich, Frankreich, Deutschland, Polen und Serbien. In Wien plant Wien Energie einen solchen Speicher zu errichten, der allerdings als Tankspeicher ausgeführt wird. Die Erkenntnisse aus diesem Demonstrator sollen in das Projekt einfließen. Konkret geht es um einen Speicher mit einem Volumen von rund 40.000 Kubikmeter im 22. Wiener Gemeindebezirk. Ein Baustart steht noch nicht fest.

„Wir gehen der Frage nach, wie man das auf Millionen Kubikmeter hochskalieren kann, um sich dem Speicherbedarf einer Stadt wie Wien anzunähern, schauen uns die notwendigen Behördenwege an und prüfen die Wirtschaftlichkeit“, sagte der Experte. Erfahrungen damit seien unter anderem in Dänemark gesammelt worden. Technische, wirtschaftliche und ökologische Überlegungen, die für die verschiedenen Regionen unterschiedlich ausfallen können, sollen dabei berücksichtigt werden. „Wir wollen damit vielfältige Forschungsfragen beantworten und die Umsetzung von großen thermischen Energiespeichern beschleunigen“, so Hengel.

Allerdings habe jede Region andere Rahmenbedingungen – in Dänemark gebe es im Gegensatz zu Mitteleuropa etwa kaum Probleme mit dem Grundwasser. Genau diese unterschiedlichen Bedingungen sollen im Projekt mitunter abgeklärt werden und zu konkreten Handlungsanleitungen mit definierter Risikoanalyse führen. „Wir können nicht ewig warten. Wir müssen Forschung mit der Praxis zusammenbringen. Auch Erkenntnisse aus anderen Projekten werden da einfließen“, verwies Hengel etwa auf einen für Heißwasser spezialisierten Hochleistungsbeton.

Auf die Erzeugung und Speicherung von Wärme entfällt knapp die Hälfte des Gesamt-Energieverbrauchs. Daher steht sie auch weit oben auf der Liste der bevorstehenden Umbauarbeiten, um die Klimaziele zu erreichen. Thermische Speicher sind Fachleuten zufolge dabei unterschätzte Mittler zwischen Erzeugern und Verbrauchern. Während für einen eher kurzfristigen Ausgleich beispielsweise Pufferspeicher in Frage kommen, kann Warmwasser in der Erdoberfläche oder im Untergrund gespeichert werden, um große Mengen Energie vom Sommer in den Winter zu transferieren.

„In den vergangenen Jahren ist auf Forschungsseite sehr viel passiert, was thermische Speichertechnologien, vor allem bei Großwärmespeicher, betrifft. Denn für große Mengen an Energie, etwa 100 Gigawattstunden (GWh), gibt es weder Batterie- noch Wasserstoffspeicher“, erklärte Hengel.

(S E R V I C E – Einen Überblick über Forschungsansätze zu Energiespeichern bietet der aktuelle Themenschwerpunkt von APA-Science unter https://science.apa.at/thema/energie-fuer-spaeter/ )

APA

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