Salzburg AG verbucht Rekord

22. Mai 2024, Salzburg

Die Aufsichtsräte der Salzburg AG halten ein Rekordergebnis für 2023 in Händen. Einen Rekordgewinn gibt es für die Eigentümer aber diesmal nicht.

Auf die 14 Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte der Salzburg AG wartet in einer Sitzung am kommenden Donnerstag das Jahresergebnis 2023 der regionalen Energieversorgerin. In den Tagen zuvor haben die Mitglieder des Kontrollgremiums nun die Möglichkeit, sich intensiv mit dem Jahresabschluss auseinanderzusetzen. Eines ist schon im Vorfeld klar: Die Salzburg AG wird ein Rekordergebnis verkünden. Rund 80 Millionen Euro soll das Ergebnis vor Steuern (EGT) für das abgelaufene Geschäftsjahr 2023 betragen – weit mehr als ursprünglich angenommen. Als Bilanzgewinn zirkuliert eine Summe von rund 25 Millionen Euro innerhalb der Aufsichtsrätinnen und Aufsichtsräte.

Die Zeit der satten Gewinne mit weit über 60 Prozent Dividende für die Eigentümer der Salzburg AG, das Land Salzburg (Anteil: 42,56 Prozent), die Stadt (31,31 Prozent) und die Energie AG (26,13 Prozent), scheint aber vorbei zu sein. Dem Vernehmen nach sollen für 2023 nur die im Syndikatsvertrag vereinbarte Mindestdividende von 35 Prozent der 25 Millionen Euro, also 8,75 Millionen Euro, ausgeschüttet werden. 2021 wurden 30,3 Millionen ausgeschüttet.

Der Umsatz der Salzburg AG soll sich im Jahr 2023 anders entwickelt haben als vom Management ursprünglich angenommen. Das hängt vor allem damit zusammen, dass sich die Lage auf den Energiemärkten deutlich entspannt hat und daher auch hohe Ein- und Verkaufspreise im Energiehandel nicht mehr auf der Tagesordnung standen. Eine Ursprungsannahme ging von über vier Milliarden Euro Umsatz aus. Übrig geblieben sein sollen rund 2,7 Milliarden. Das Rekordergebnis wird trotzdem erreicht. Verlustbringer sollen auch die Tourismussparte mit der Schafbergbahn und Wolfgangseeschifffahrt und das Tochterunternehmen MyElectric (Strom- und Erdgasanbieter) sein.

Insgesamt zeigt sich 2023 aber ein deutlich anderes Bild als im Geschäftsjahr 2022: 16,8 Millionen Euro betrug das Ergebnis vor Steuern 2022 – 339.000 Euro an Bilanzgewinn und keine Dividende für die Eigentümer blieben übrig. Dafür gab es Rekordrückstellungen, die gesamt um rund 53 Millionen Euro angestiegen sind.

Verluste sollen auch 2023 eingetreten sein, vor allem da die Salzburg AG die Gaspreise, anders als bei anderen Energieversorgern, über 18 Monate niedrig hielt (5,98 Cent brutto pro Kilowattstunde).

Die Opposition im Land sprach von einem politischen Wunsch der ÖVP – der vor der Landtagswahl im Frühjahr 2023 vom Management der Salzburg AG erfüllt worden sei. Auch Gewinne sollten nicht sprudeln. „Vor der Wahl schaut man eben, dass die Preise passen“, sagte SPÖ-Chef David Egger. Immerhin steht Landeshauptmann Wilfried Haslauer (ÖVP) dem Aufsichtsrat vor. In der Tat kam die Gaspreiserhöhung erst im Oktober 2023, inzwischen gab es bereits eine Preissenkung.

Auch innerhalb des Aufsichtsrates spricht man von einer Unterdeckung, was bedeutet, dass Erdgas eine Zeit lang teurer eingekauft als verkauft wurde. 15 Millionen Euro an Drohverlustrückstellungen fanden sich dafür 2022 im Jahresabschluss. Auch diese Summe trug zum Ergebniseinbruch 2022 bei, da man sich mit dem Jahresabschluss Zeit ließ und die Marktdynamik mitnahm. Rund 14 Millionen Euro soll die Salzburg AG schlussendlich als Verlust aus dem Endkunden-Gasgeschäft hervorgebracht haben und somit aus den Rückstellungen 2023 verbraucht haben.

Eine offizielle Bestätigung für das Ergebnis gibt es von der Salzburg AG nicht. Konzernsprecher Michael Frostel sagt: „Wir sagen zu den Ergebniszahlen nichts, bevor diese nicht den Gremien präsentiert worden sind.“ Fakt sei laut Frostel aber, dass ein Investitionsprogramm vorgelegt wurde, das eine starke Innenfinanzierungskraft brauche. Er bezieht sich dabei auf 376 Millionen Euro für das Jahr 2024 – die im Dezember des Vorjahres präsentiert wurden. Große Summen fließen davon vor allem in den Ausbau der erneuerbaren Erzeugung – 111,6 Millionen Euro. 122 Millionen Euro fließen in die Strom- und Gasnetze.

Weiterhin hoch sind die Stromtarife der Salzburg AG, was aber viele Haushaltskunden aufgrund der Strompreisbremse des Bundes nur zum Teil spüren. Bei 23,8 Cent brutto pro Kilowattstunde liegt der Arbeitspreis bei der Salzburg AG. Der Tarifkalkulator der E-Control wirft auch schon wieder Angebote von Mitbewerbern um rund 8,5 Cent brutto aus. Reduziert die Salzburg AG nach der Stabilisierung auf den Märkten und nach dem Rekordergebnis die Strompreise? Dem Vernehmen nach ja – heißt es aus dem Umfeld des Unternehmens. Sowohl bei den Strom- als auch bei den Gastarifen könnte es Tarifsenkungen geben. Offiziell bestätigen möchte auch das Frostel nicht: „Wir haben immer gesagt, dass wir Spielräume für Kundinnen und Kunden nutzen, sobald sich diese ergeben.“

von Marco Riebler

Salzburger Nachrichten

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