Klimaneutralität
PV-Anlagen leisten in Kärnten einen wichtigen Beitrag auf dem Weg zur Klimaneutralität. E-Control-Vorstand Prof. DI Dr. Alfons Haber über aktuelle Entwicklungen, Herausforderungen und den Aktionsplan Netzanschluss.
Ist der Boom zur Einreichung von PV-Anlagen nach wie vor anhaltend? Welcher Trend zeichnet sich hier in Kärnten ab?
Wir sehen bundesweit einen starken Trend beim Ausbau von PV-Anlagen. In Österreich sind im letzten Jahr rund 150.000 neue Anlagen dazugekommen. Kärnten nimmt dabei mit 10.000 neuen PV-Anlagen einen Anteil von rund 8 Prozent ein und ist insbesondere bei Balkonkraftwerken sehr gut unterwegs. 1500 sind im gesamten Bundesland gemeldet, österreichweit rund 20.000. Wir sehen auch, dass der PV-Strom einen nennenswerten Anteil an der Eigenversorgung übernimmt, sprich ein bemerkenswerter Anteil des Stroms zu Hause gedeckt wird. Wir gehen davon aus, dass im Schnitt etwa 50 Prozent des Stroms auf den Dächern vor Ort verbraucht werden – also Eigenverbrauch. Um das in eine Relation zu setzen: Die Summe aller in Kärnten installierten PV Anlagen weisen mit Stand 2023 rund 450 Megawatt aus. Das sind ca. drei Viertel der gesamten Drau-Kraftwerke mit rund 600 Megawatt.
Was sind derzeit noch die größten Hürden?
Der Boom bei der Errichtung von PV-Anlagen hat nicht nur die Netze, sondern auch die Netzbetreiber vor große Herausforderungen gestellt. Ein wichtiger Punkt ist sicher, die Leistung, die tatsächlich installiert werden kann, auch mit dem Netzbetreiber abzustimmen. Es werden häufig PV-Angebote gelegt, die sich auf die möglichen Dachf lächen beziehen, aber nicht unmittelbar mit dem Eigenverbrauch abgestimmt sind oder auch mit der eigenen Nutzung oder mit der Möglichkeit der Netzeinspeisung. Da gab es immer wieder Diskussionspunkte. In vielen Fällen ist ein besserer Informationsaustausch, auch seitens der Anlagenplaner, notwendig. Uns ist daran gelegen, beim Ausbau bestmöglich zu unterstützen, um hier Optimierungsmaßnahmen zu setzen. Insbesondere im Gruppenwohnbaubereich ist häufig eine klarere Kommunikation nötig. Was darf in Mehrparteienhäusern errichtet werden? Wie verhält es sich mit der Zustimmung? Reicht eine einfache Mehrheit, um diese Flächen auch zu nutzen und die PV-Anlagen zu bauen? Hier bedarf es auch noch rechtlicher Klarstellungen seitens des Gesetzgebers.
Mit welchen Maßnahmen begegnen Sie diesen Herausforderungen?
Wir haben im Jahr 2023 einen Aktionsplan Netzanschluss entwickelt, der eine Reihe von Maßnahmen für eine raschere Umsetzung von Netzanschlüssen vorsieht. Er stellt dabei die zugrundeliegenden Prozesse dar, identifiziert Schlüsselstellen und schlägt Aktionen vor, die sowohl kurzfristig als auch langfristig umgesetzt werden können. Dadurch soll gewährleistet werden, dass PV-Anlagen rascher und deutlich einfacher ans Netz angeschlossen werden. Auch ein laufendes Monitoring wurde dazu eingerichtet. Regelmäßige Datenerhebung mit einer guten Datenqualität ist dazu ein Schlüsselfaktor.
„In Österreich sind im letzten Jahr rund 150.000 neue Anlagen dazugekommen. Kärnten nimmt dabei mit 10.000 neuen PV-Anlagen einen Anteil von rund 8 Prozent ein.“
E-Control-Vorstand Prof. DI Dr. Alfons Haber
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