EEÖ schlägt Infrastrukturfonds für Erneuerbaren-Ausbau vor

28. Mai 2024, Wien
Klimaneutralität erfordert 2040 doppelt so viel Strom wie jetzt
 - Loosdorf, APA/THEMENBILD

Angesichts der enormen Kosten für die Energiewende plädiert der Dachverband Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ) für die Einrichtung eines milliardenschweren staatlichen Infrastrukturfonds in Kombination mit längeren Abschreibungsfristen (40 Jahre). Die bisherige Finanzierung für Investitionen in die Stromnetze – über Netzentgelte – tauge dafür nicht. Sie sei „zu langsam“ bzw. würde die Netzgebühren für Haushalte und Unternehmen verdoppeln, so die EEÖ am Dienstag.

„Ein klimaneutrales Österreich braucht 2040 doppelt so viel Strom wie jetzt“, hielt der Dachverband der Erneuerbaren fest. Dafür brauche es mehr Erzeugung, aber auch einen forcierten Netzausbau. „Dieser Ausbau kostet, nach Angaben der Netzbetreiber bis 2040 in Summe 34 Mrd. Euro“, teilte die EEÖ in einer Aussendung mit und führte zum Vergleich an, dass Österreich pro Jahr für den Import von Öl und Erdgas 10 Mrd. Euro zahle, im Vorjahr seien es sogar 18 Mrd. Euro gewesen. Sollte die Energiewende nicht gelingen, koste das Österreich „bis zu 7 Mrd. Euro pro Jahr“, so der Dachverband unter Verweis auf eine Erhebung des Österreichischen Instituts für Wirtschaftsforschung (Wifo).

Der Netzausbau erfordert laut EEÖ bis 2040 insgesamt 53 Mrd. Euro – 44 Mrd. Euro entfielen auf die Stromverteilernetze und 9 Milliarden auf das Übertragungsnetz. Die darin enthaltenen Zusatzkosten für das Gelingen der Energiewende beliefen sich auf 34 Mrd. Euro.

Der nunmehr vorgeschlagene Fonds für den Netzausbau solle Finanzierungslücken bei Netzbetreibern schließen, Belastungen für Netznutzer dämpfen und die Energiewende rasch umsetzen. Er biete den Netzbetreibern bei Nachweis einer Finanzierungslücke entweder (nicht-rückzahlbare) Zuschüsse oder stelle Kapital als Eigenkapital oder Fremdkapital zu einem günstigeren Zinssatz zur Verfügung. Einer Studie von Frontier Economics zufolge erfülle ein „Staatlicher Infrastrukturfonds Energie“ viele wichtige Ziele für einen nachhaltigen Netzausbau, so der Dachverband Erneuerbare.

„Stromnetze sind ebenso notwendig für die Energiewende wie Windräder, Photovoltaikanlagen, Wasserkraft oder Biomasse“, betonte die EEÖ. „Alle wissen, dass wir leistungsfähige Netze für eine unabhängige und klimagerechte Versorgung brauchen“, betont EEÖ-Geschäftsführerin Martina Prechtl-Grundnig. Der notwendige Netzausbau koste – und zahle sich zugleich aus. „Fix ist: Wenn er verspätet oder gar nicht kommt, zahlt Österreich auf jeden Fall drauf“, heißt es seitens des Verbands.

Öffentliche Gelder für Infrastruktur bewährten sich in Österreich beispielsweise bereits bei den ÖBB und der Asfinag beim Ausbau des Schienen- und Straßennetzes. Das funktioniere über die Übernahme von Haftungen, durch Zuschüsse oder einer Kombination aus beidem.

„Flexible und leistungsfähige Stromnetze sind – so wie Straßen, Eisenbahnen oder das Breitband-Internet – Lebensadern für das Land“, strich Aria Rodgarkia-Dara, Studienautor von Frontier Economics, hervor. „Wenn der Netzausbau zu langsam oder gar nicht klappt, kostet uns das wesentlich mehr als der Ausbau, den wir jetzt vor uns haben.“

Der „dringend notwendige Netzausbau“ habe einen enormen volkswirtschaftlichen Mehrwert: Knapp 320.000 neue oder gesicherte Arbeitsplätze, 75 Prozent heimische Wertschöpfung, die Gewährleistung hoher Versorgungssicherheit für Haushalte und Wirtschaft, rechnete die EEÖ vor. Die Investitionstätigkeit in die Netze würde auch beachtliche Steuereinnahmen bringen, die mit rund 15 Mrd. Euro beziffert würden.

APA

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