Gegenwind für Windkraft im Bregenzerwald

16. August 2024

In Mellau und in Bezau sollen Windmessungen für Windräder zur Stromerzeugung durchgeführt werden. Mellau spricht sich gegen Messungen an neuralgischen Orten aus.


Am 1. Juli berichtete Bürgermeister Tobias Bischofberger in der Mellauer Gemeindevertretungssitzung, dass zwei Büros auf die Gemeinde zukamen, um die Errichtung von vier bis fünf Windrädern im Bereich der Alpe Wurzach einerseits und im Bereich Alpe Wannen (am Grat zur Grenze Damüls) andererseits vorzustellen. Er habe beiden Büros mitgeteilt, dass die Gemeinde Mellau keine Windmessungen an diesen Orten gestatten werde. Vielmehr stehe man Windkraftanlagen im alpinen Raum kritisch gegenüber.


Mellau gegen Windräder. Auf Nachfrage bestätigt Bischofberger diesen Sachverhalt und seine Meinung zu Windkraftanlagen an sensiblen Orten im alpinen Gelände. Windräder seien nicht nur eine optische Beeinträchtigung, sondern auch auf entsprechende Infrastrukturanlagen angewiesen, die in diesen Gebieten errichtet werden müssten. Und nachdem es schon in der Frage der Wasserkraftnutzung beim Mellenbach entsprechend Widerstand gebe, rechne er auch in diesem Fall mit entsprechendem „Gegenwind“ und er sei auch persönlich, in Absprache mit dem Infrastrukturausschuss, gegen Windkraftanlagen an diesen beiden Standorten. So habe dann auch eines der beiden Büros betont, dass sie Bürgerbeteiligungsprozesse mit im Auge haben und wenn von Anfang an große Widerstände kämen, würden sie im Sinne des Windenergiegedankens von einer weiteren Verfolgung an solchen Standorten Abstand nehmen. Davon wollte das betroffene Büro, WEB Windenergie AG aus Niederösterreich, allerdings nichts wissen. Vielmehr müssten sie sich beim Bürgermeister über den Stand der Gespräche erkundigen.


EVN in Bezau aktiv. Wenigstens ein Büro soll vom Energieunternehmen EVN (Energieversorgung Niederösterreich) für ein Projekt in Mellau beauftragt worden sein. Die EVN habe auch Interesse an einem Standort in der Gemeinde Bezau bekundet, und zwar im Bereich der Seefluhalpe Richtung Schönebach und Bizau. Dort wurde schon ein (Vor-)Vertrag den Grundeigentümern vorgelegt, in denen es um die Grundstückspacht für 25 Jahre und um die Zufahrt geht. Von Alpmiteigentümern war zu erfahren, dass auf ihren Liegenschaften ein Windrad angedacht ist und in einer Nachbaralpe drei weitere. Dort wissen die Eigentümer aber noch nichts von ihrem „Glück“. Auf alle Fälle sei das Angebot der EVN lukrativ, aber die Verträge werden genau geprüft und ob dieser Standort ein guter ist, sei sehr fraglich, neben vielen weiteren offenen Fragen. Der Herr von der EVN bzw. des Projektbüros wolle Mitte August wieder vorstellig werden. Der Bezauer Bürgermeister Hubert Graf weilt im Urlaub, aber seine Stellvertreterin Anja Innauer erklärte, dass die Gemeinde von so einem Projekt erfahren hätte, es aber keine gezielten Infos gebe. Die wolle sich der Bürgermeister bis zur nächsten Sitzung besorgen, um dann auf Grundlage dieser gezielt debattieren zu können.


Und die Illwerke vkw? Die Illwerke vkw AG bestätigte auf Nachfrage eine Kooperation mit der EVN Naturkraft Erzeugungsgesellschaft m.b.H., einer 100-Prozent-Tochter des niederösterreichischen Landesenergieversorgers EVN. Es sei der nächste Schritt im Bereich der Windkraft, heißt es vonseiten des Landesunternehmens. So werde auch das Projekt „Alpe Rauz“ mit der Liechtensteiner Gemeinde Gamprin und der EVN entwickelt. Die Illwerke vkw AG forciere den Ausbau der Windkraft in Vorarl­berg und bündle mit einem der größten Windenergieprojektentwickler, der EVN Naturkraft Erzeugungsgesellschaft m.b.H., die Kompetenzen zum gemeinsamen Ziel eines möglichst raschen Ausbaues der erneuerbaren Energie im Land.
Geschäftsführer Helwig Überacker, zuständig für Windkraft-, PV- und Wasserkraftprojekte, freut sich über die Synergien, die diese Partnerschaft ermöglicht: „Die Illwerke vkw haben in Vorarlberg eine starke Präsenz, kennt Land und Leute und verfügt über beste Kenntnisse rund um Genehmigungsverfahren und Stromvermarktung. Als EVN Naturkraft bringen wir 24 Jahre Expertise in der Errichtung und Entwicklung von Windparks auf die Waage. Zusammen sind wir ein mehr als schlagkräftiges Team, das gute Chancen hat, als Geburtshelfer der Windenergie im Ländle spannende Projekte zu realisieren.“ Die Windräder sollen dann zu gleichen Teilen im Eigentum der beiden Partner stehen, wobei die Energievermarktung jede Partei selbst übernehme, womit die Hälfte der gewonnenen Energie in der Hand der Illwerke vkw AG bleiben müsste.


Widerstand vorprogrammiert. Nach den Erfahrungen mit Widerstand aus der Bevölkerung rund um das Wasserkraftwerk am Mellenbach wird sich zeigen, was und ob mit Windkraft Energie im Bregenzerwald zu holen ist. Auf alle Fälle wird es auch hier Widerstand geben, vor allem – und möglicherweise auch berechtigt – wenn es um sensible, bisher unverbaute, naturnahe alpine Gebiete geht. Ob auch die Bregenzerwälder so offen sind wie die Montafoner Skiliftbetreiber, die sich angesichts der vorhandenen Infrastruktur in Skigebieten vorstellen können, dort auch Windräder aufzustellen, wo eh schon Lift- und Beschneiungsanlagen sind, bleibt abzuwarten. Abseits dieser wird es wohl im Bregenzerwald schwierig werden. Der „heilige Berg“ Kanisfluh, der in Mellau mitbetroffen gewesen wäre, sollte wohl besser, wie das Büro erkannte, nicht zum Thema für Windräder werden. Sowieso sollte bei den Bregenzerwäldern, die nicht als unkritisch gelten, eine kluge und offene Kommunikationspolitik betrieben werden, denn „man erfährt es eh“. Bisher hielt sich die Illwerke vkw AG, trotz Beteuerungen, „Land und Leute zu kennen“, in Mellau und in Bezau zurück. Vielmehr erreichte uns von der Illwerke vkw AG folgende Stellungnahme: „Die genannten Projekte Bad Wurzach und Wannenalpe (Mellau) und Seefluhalpe (Bezau) werden weder von der Illwerke vkw noch von unserem Kooperationspartner EVN Naturkraft verfolgt. Es gibt von uns auch keine Anfragen für konkrete Windmessungen im Bregenzerwald. Bei früheren Gesprächen mit Gemeinden wurde nur das allgemeine Interesse an Windkraftprojekten erhoben. Möglicherweise handelt es sich um Anfragen anderer potenzieller Betreiber von Windkraftanlagen, die ebenfalls im Land aktiv sind.“ Auf alle Fälle steht im Vorvertrag im Falle der Alpe Seefluh die EVN Naturkraft GmbH neben der WS Naturstrom GmbH als Vertragspartner. Gute Kommunikationspolitik und gute Kooperation schaut womöglich anders aus. So wird im Bregenzerwald aus Wind kein Strom zu machen sein.

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