Gelingt demnächst die Solarwende?

27. August 2024, Wien

Zertifikate. Produzenten von Solarpaneelen und -modulen gerieten aufgrund fallender Preise und steigender Zinsen zuletzt stark unter Druck. Jetzt könnte es einen Hoffnungsschimmer geben.

Die Wetterextreme nehmen weltweit zu, deren Folgen waren über den ganzen Sommer hinweg auch hierzulande sichtbar. Vor knapp mehr als einer Woche wurden Teile Wiens sowie des Weinviertels von Regenfluten heimgesucht, weshalb Klimaexperten auf ein rasches Handeln drängen. Dazu zählt die Forcierung der Energiewende, die allein in der Europäischen Union zunehmend voranschreitet, auch da die Region bis 2050 Klimaneutralität erreichen will. Jüngste Zahlen verdeutlichen den Fortschritt: Laut der britischen Denkfabrik Ember Climate haben im ersten Halbjahr 2024 Wind- und Solarenergie in der EU mit rund 30 Prozent der Stromerzeugung erstmals fossile Brennstoffe überholt.

Solarwirtschaft nimmt zu

Vor allem die Solarwirtschaft gewinnt an Fahrt. Vergangenes Jahr wurden 447 Gigawatt neuer Kapazitäten weltweit installiert. Das ist ein Zuwachs von fast 90 Prozent im Vergleich zum Jahr 2022, womit die global installierten Kapazitäten 1,6 Terrawatt (TW) erreichten.

Die Zahlen gehen aus dem „Global Market Outlook for Solar Power 2024–2028“-Bericht hervor, der vom europäischen Solar-Dachverband SolarPower Europe herausgegeben wird. Darin gibt man auch eine Prognose für das laufende Jahr ab, wonach die gesamten installierten Kapazitäten auf zwei Terrawatt steigen dürften. Regional gibt es ebenso klare Trends: So wird der globale Markt von China deutlich dominiert, ein Umstand, der durchaus nachvollziehbar ist.
So führt das Land bei der Produktion von Solarpaneelen und Modulen die Märkte an, auch aufgrund großzügiger staatlicher Stützen. Allein im vergangenen Jahr wurde im Reich der Mitte mit 253 GW der größte Anteil der neu geschaffenen Kapazitäten produziert. Doch auch in der Europäischen Union wird kräftig ausgebaut. Dort erreichten die neu geschaffenen Kapazitäten knapp 53GW, wobei Deutschland den Ausbau anführt.

Marktdominanz aus China

Einzig, Chinas Marktdominanz hat unterschiedliche Auswirkungen auf die globale Branche. Solarparkbetreiber, wie etwa die französische Neoen, haben von den Billigpreisen profitiert. Das mache solche Titel nunmehr zu begehrten Übernahmezielen, betont Gabriela Tinti, Aktienleiterin bei der Erste Asset Management. So hat unlängst etwa Brookfield Renewable sein Interesse an dem Erzeuger von erneuerbaren Energien Neoen bekundet und KKR sein Interesse an der deutschen Encavis. Zahlreichen Solarpaneelherstellern und Wechselrichterproduzenten macht hingegen der Preisdruck aus dem Ausland zu schaffen. Zusätzlich belastend waren aber auch die gestiegenen Zinsen, da viele Branchenfirmen ihr Wachstum mit jeder Menge Fremdkapital finanzieren.

Doch inzwischen reagiert allmählich die Politik. Die Vereinigten Staaten etwa haben Anfang August die Zölle auf chinesische Solarpaneele von 25 auf 50 Prozent angehoben. Gut möglich, dass die EU auch hier dem Vorbild folgt, wie sie es bereits bei Importen von Elektroautos aus dem Reich der Mitte tat. Hinzu kommt der Umstand, dass angesichts der sinkenden Inflation auch die US-Notenbank demnächst mit Zinssenkungen starten dürfte. In der Eurozone wurde der erste Schritt bereits im Juni gesetzt. Eine lockerere Geldpolitik ist grundsätzlich eine wichtige Stütze für Wachstumsaktien.

Aktien aus der Eurozone

Risikobereite Anlegerinnen und Anleger, die angesichts solcher Aspekte auf eine Wende bei Branchenfirmen setzen wollen, können dies etwa mit dem Alphabeta Access Products Solar Top 10 Indexzertifikat von Morgan Stanley tun (DE000DA0AAV0). Größte Einzelgewichtung entfällt auf die spanische Grenergy Renovables, die unter anderem Fotovoltaik- und Speicherprojekte entwickelt. Die chinesische Jinko Solar stellt Solarzellen her. Auch die Solarparkbetreiber Neoen und Encavis sind derzeit Teil des Indexes. Alles in allem sind Aktien aus der Eurozone mit rund 60 Prozent am höchsten gewichtet.

Anders sieht es beim Vontobel Solactive Solar Technology Indexzertifikat aus (DE000VU4DH11). Hierin nehmen regional die USA mit mehr als 60 Prozent die größte Gewichtung ein, gefolgt von Kanada und Deutschland. Zu den größten Positionen zählen der Paneel- und Batteriehersteller Sunrun aus den USA sowie der US-Solarmodulhersteller First Solar. Aus Europa ist etwa die deutsche SMA Solar, ein Hersteller von Wechselrichtern für Fotovoltaikanlagen, enthalten.

von Raja Korinek

Die Presse