Energiewerk: Neue Details auf dem Tisch

22. Oktober 2024

Aussichtsplattform, Erlebniswelt, Kunstwerk, Palmengarten: Das Energiewerk Graz soll ab 2029 nicht nur Fernwärme liefern.

Es ist ein Großprojekt, das schon allein wegen seiner Dimensionen für Aufsehen sorgt: In unmittelbarer Nähe zum Ressourcenpark der Holding Graz und mit diesem per Förderband verbunden, soll das Energiewerk Graz mit einem 60 Meter hohen Fernwärmespeicher gebaut werden. 20 Prozent der Fernwärme, die die Stadt braucht, sollen bekanntlich künftig aus dem Energiewerk kommen, Strom für 15.000 Haushalte kann dort erzeugt werden, Wasserstoff ebenso. Möglich macht das, wie bereits berichtet, die Verbrennung von nicht recyclingfähigem Restmüll.

9000 Lkw-Transporte weniger im Jahr, weil die gesammelten Reststoffe nicht mehr abtransportiert werden müssen, weniger Erdgas, das für die Fernwärmeproduktion gekauft werden muss – mit diesen Argumenten haben Energie Graz und Holding Graz in den vergangenen Monaten um Zustimmung für das Projekt geworben. „Unsere strategischen Kreislaufwirtschaftsprojekte werden maßgeblich zur Unabhängigkeit bei der Versorgung der Landeshauptstadt mit Fernwärme und Strom beitragen“, unterstreicht einmal mehr Wolfgang Malik, Vorstandvorsitzender der Holding Graz.

Welche Stückeln die Anlage abseits davon noch spielen soll, legt man nun auf den Tisch. Photovoltaikfassade: Die gesamte Außenfläche soll mit Photovoltaik-Elementen bestückt werden, die aufgelockert angeordnet werden, wie erste Renderings zeigen. Die PV-Anlage soll den Strombedarf von 400 Haushalten decken. Erlebniswelt: 1000 Quadratmeter Nutzfläche stehen zur Verfügung, um dort unter anderem einem Publikum vom Kindergartenkind bis zum Erwachsenen das Thema Kreislaufwirtschaft näher zu bringen.Aussichtsplattform: Auf einer Höhe von rund 40 Metern sollen Besucher künftig den Blick über Graz schweifen lassen können. Kunst: An Teilen der Anlage sollen sich Künstler austoben dürfen, entsprechende Wettbewerbe sind geplant.

Ideengibt es darüber hinaus viele, was tatsächlich umgesetzt wird, soll unter Einbindung der Grazer Bevölkerung festgeschrieben werden. „Über die Bezirksvertretungen möchten wir die Grazerinnen und Grazer, was die Nutzungs- und Gestaltungsmöglichkeiten des Energiewerks angeht, mit ins Boot holen“, betont Beteiligungsstadtrat Manfred Eber (KPÖ). Was bereits angedacht wurde: Boulder- und Kletterwände sowie Probenräume könnten, sofern mit der Betriebssicherheit vereinbar, in dem Komplex Platz finden. Für das zehn Meter hohe oberste Geschoss wurde sogar über eine Kooperation mit Baumschulen oder Palmenhäusern nachgedacht. Die dafür notwendige Energie hat man ja im Haus.

Im Juni wurden laut Holding Graz die Unterlagen für die Umweltverträglichkeitsprüfung eingereicht. Erste Informationstermine für Interessierte in den Bezirken rund um den Standort haben stattgefunden. Zeit, über die Gestaltung und (Neben)-Nutzung des riesigen Gebäudes zu diskutieren, bleibt noch. Fällt der Baubeschluss, wie geplant, Anfang 2026, könnten die Bauarbeiten aus heutiger Sicht 2027 starten und die Anlage 2029 in Betrieb gehen.
250 Millionen Euro sind für das Energiewerk Graz veranschlagt. Finanziert wird der Bau von der Energie Graz. Die Anlage braucht keine Zuschüsse der öffentlichen Hand, wie man betont.

von Andrea Rieger

Kleine Zeitung