Steigende Kosten: Wie Netzentgelte neu gestaltet werden könnten

5. November 2024

Eine Reform der Gebühren ist notwendig. Dabei gilt es aber, unterschiedliche Interessen unter einen Hut zu bringen

Strompreis. Der Preis, den man für den Strom aus der Steckdose bezahlt, setzt sich aus Beträgen für die Stromlieferung und für die Netznutzung zusammen. In den vergangenen Jahren stand Ersteres wegen der Energiekrise und der dadurch verursachten Preisschwankungen stark im Fokus. Was man für die Nutzung des Stromnetzes bezahlt, lief bisher eher unter dem Radar.

Anteil wächst

Die Netzentgelte machen derzeit rund ein Viertel der Gesamtstromrechnung aus. In Zukunft wird dieser Anteil jedoch immer größer werden. Grund dafür ist die Anpassung an die Energiewende. Unter anderem dank Hunderttausender Photovoltaikanlagen auf Hausdächern gibt es viel mehr Stromerzeuger, die in das Netz einspeisen. An sonnigen Tagen kommt es allerdings zu großen Lastspitzen im Netz. Das Stromnetz muss diese erhöhte Kapazität aushalten. Netzbetreiber investieren daher massiv in die Infrastruktur, das schlägt sich in Netzentgelten nieder.

Momentan ist es so, dass Netzentgelte genau dort für Menschen am höchsten sind, wo besonders viel in den Erneuerbaren-Ausbau investiert wird, etwa im Burgenland – obwohl das ganze Land von günstigem, im Inland erzeugtem Ökostrom profitiert. Menschen zahlen gleich viel Netzentgelte, obwohl manche weniger, manche mehr Leistung abrufen, was für das Stromnetz aber eine größere Belastung darstellt. Manche Menschen zahlen weniger Netzgebühren, weil sie PV-Anlagen besitzen, rufen aber zeitweise genauso große Leistungen wie andere ab. Privathaushalte tragen wiederum insgesamt einen höheren Anteil an den Netzkosten, als es ihrem Verbrauch entspricht. Es hakt an mehreren Ecken und Enden.

Alle Akteure im Energiebereich sprechen sich für eine Neugestaltung der Netztarife aus, wie bei einer Veranstaltung der E-Control deutlich wurde. Netzbetreiber, Energieversorger, die Arbeiterkammer als Konsumentenvertreterin, die Wirtschaftskammer sowie die E-Control wollen „Tarife 2.0“. Bei der Frage, wie dieses System aussehen soll, gibt es teilweise unterschiedliche Interessen.

Offene Detailfragen

Ein gemeinsamer Nenner ist, dass die Höhe der Netzentgelte künftig mehr von der Leistung abhängt. Dadurch soll es sich für Stromnutzer etwa auszahlen, Haushaltsgeräte zeitlich gestaffelt zu aktivieren oder E-Autos langsam zu laden. Außerdem soll Flexibilisierung belohnt werden. Wenn etwa ein Stromspeicher dann geladen wird, wenn gerade viel Solarstrom vorhanden ist, oder bei Engpässen im Netz Strom zurückspeist, dann ist das netzdienlich und soll belohnt werden. Allen Akteuren ist bewusst, dass Netzentgelte künftig bundesweit aufgeteilt werden müssen. Je nach Netzgebiet, in dem man wohnt, zahlt man derzeit unterschiedlich viel. Wo viel Ausbau stattfindet, sind die Entgelte höher. Das sei ungerecht, sagen die Experten.

Differenzen gibt es bei der Frage, wer künftig welchen Anteil der Netzentgelte trägt. Derzeit sind es großteils Verbraucher, die für die Netzkosten zahlen. Es gibt aber die Forderung, Stromerzeuger stärker zur Kasse zu bitten. Das lehnen Erzeuger erneuerbarer Energie aber ab. Ihr Argument: Das würde den Netzausbau bremsen.

Kurier