Tigas beeinsprucht höhere Netztarife. Doch auch die Erdgasabgabe dürfte die Gasrechnung empfindlich verteuern. Tigas zu Gasnetz-Rückbau skeptisch.
Im Jänner steigen die Gasnetztarife, die von der Regulierungsbehörde E-Control festgelegt werden und bei einem Durchschnittshaushalt rund ein Drittel der gesamten Gasrechnung ausmachen. Für die Tiroler Haushalte, aber vor allem für Tirols Industriekunden würde sich mit Jahreswechsel damit eine spürbare Kostensteigerung ergeben. Für die Industriekunden würde der Gasnetztarif um rund 25 Prozent steigen (wobei es im Vorjahr eine außerordentliche Reduktion um 10 Prozent gab), bei Haushaltskunden um etwa 10 Prozent oder durchschnittlich etwas mehr als 40 Euro im Jahr.
Die Tigas stemmt sich gegen diese Erhöhung der Netztarife. „Wir haben diese Woche dagegen Einspruch eingelegt“, sagt Tigas-Geschäftsführer Georg Tollinger. Grund für die deutliche Erhöhung sei unter anderem ein Berechnungsfehler der E-Control, der in der Vergangenheit zu einem zu geringen Netztarif geführt hat, schildert Tollinger. Die Differenz will die E-Control nun auf einen Schlag nachverrechnen. „Wir fordern mit unserem Einspruch, die Nachverrechnung auf eine längere Periode aufzuteilen – auf drei oder vier Jahre“, so Tollinger. Auch eine derart geringere Erhöhung der Netzkosten würde einen durchschnittlichen Industriebetrieb rund 3000 Euro im Monat kosten, bei Haushalten fiele die Erhöhung dann nur noch marginal aus, rechnet Tollinger vor.
Viel stärker als die Netztarife schlägt mit Jahreswechsel aber die Erdgasabgabe zu, gibt der Tigas-Manager zu bedenken. „Sie war in den vergangenen beiden Jahren reduziert, diese Regelung läuft nun Ende des Jahres voraussichtlich aus“, so Tollinger. Damit kehre die Erdgasabgabe auf ihr Normalniveau zurück. „Für Haushalte macht die Erdgasabgabe dann etwa sechs Euro im Monat aus. Doch für Industriebetriebe sind das im Schnitt monatlich etwa 35.000 Euro“, warnt Tollinger. Dies bedeute eine zusätzliche Belastung für Tirols Industrie, die ohnehin bereits unter der anhaltenden Rezession leide.
Ruf nach Gasnetz-Rückbau
Diskussionen gibt es auch um die Größe des Gasnetzes. E-Control-Chef Wolfgang Urbantschitsch hat im ORF-Radio einen Rückbauplan für das Gas-Netz gefordert. Immer mehr Haushalte und Firmen würden aus Gas aussteigen, womit sich die Kosten des Gasnetzes auf weniger Kunden verteilen und damit steigen. Für Tigas-Chef Tollinger ist ein Rückbau aus mehreren Gründen problematisch. „Wir gehen zwar davon aus, dass sich die Gasmengen in den kommenden Jahren geringfügig primär durch Energieeinsparung reduzieren. Wir wissen aber nicht, welche Kunden genau sich entscheiden werden, auf andere Energieträger umzusteigen.“ Auch könne man schwer vorhersehen, wo in Zukunft beispielsweise Biogasanlagen errichtet werden. „Wenn wir rückbauen und dann eine neue Biogasanlage kommt, fehlt das Netz.“ Zudem könne man das Gasnetz der Tigas künftig auch als Wasserstoff-Leitung benutzen. „Wenn eine Region gar kein Gas mehr braucht, schauen wir uns das natürlich an. Wir fahren aber keine Rückbau-Zwangsstrategie.“
Tiroler Tageszeitung