Fernwärme. Seit Montag wird 3000 Meter in die Tiefe gebohrt.Die Inbetriebnahme der Tiefengeothermie-Anlage ist für 2028 geplant.
Energie aus der Tiefe, um Wien mit Fernwärme zu versorgen – zu diesem Zweck wird seit Montag in Aspern mehr als 3000 Meter in die Tiefe gebohrt. Die erste Tiefengeothermie-Anlage der Stadt ist laut dem Unternehmen Deep, einer Kooperation zwischen OMV und Wien Energie, „ein wichtiger Meilenstein auf dem Weg zur klimaneutralen Wärmeversorgung Wiens“.
Die Anlage soll nach ihrer Fertigstellung in das Fernwärmenetz integriert werden und den Bedarf von 20.000 Wiener Haushalten decken. Das entspricht einer Einsparung von 54.000 Tonnen CO₂ pro Jahr. Das Ziel ist es, im Lauf der 2030er-Jahre bis zu 200.000 Wiener Haushalte mit Fernwärme aus der Tiefengeothermie zu versorgen. In Summe soll 2040 etwa ein Viertel der Fernwärme-Gesamterzeugung mit dieser Technik abgedeckt werden.
„Die Erschließung der Tiefengeothermie ist ein Zukunftsprojekt, das auch in weit über 100 Jahren noch zur Lebensqualität in Wien beitragen wird“, sagt Wirtschaftsstadtrat Peter Hanke (SPÖ). „Diese Anlage ist ein Vorhaben mit Weitblick. Wir gewinnen hier nicht nur Energie, sondern stärken damit auch unsere Versorgungsunabhängigkeit.“
Die Inbetriebnahme der Tiefengeothermie-Anlage Aspern ist für 2028 geplant, weitere Anlagen sollen folgen. „Die Geothermie ist ein wichtiges Element unserer Strategie 2030, mit der die OMV die Transformation zu einem integrierten nachhaltigen Unternehmen für Chemikalien, Kraftstoffe und Energie vorantreibt“, sagt Berislav Gaso, OMV-Vorstandsmitglied. Man verfüge über „einzigartiges Wissen“ über die Geologie des Wiener Beckens, dieses Know-how setze man nun für die Fernwärme ein. Mit Deep reduziere man CO₂-Emissionen und biete eine Energielösung für eine nachhaltige Zukunft. Gleichzeitig erhöhe die Geothermie die Versorgungssicherheit und unterstütze die Diversifizierung der Energiequellen.
Natürliches Heißwasser
„Mit dieser Tiefengeothermie-Anlage kommen wir unserem Ziel, die Fernwärme bis 2040 klimaneutral zu betreiben, einen großen Schritt näher“, fügt Peter Weinelt hinzu, Generaldirektor der Wiener Stadtwerke.
Als Tiefengeothermie bezeichnet man die Nutzung von Erdwärme in einer Tiefe von mehr als 300 Metern. Im Fall von Wien wird dabei ein natürliches Heißwasservorkommen rund 3000 Meter unter der Erde, das sogenannte Aderklaaer Konglomerat, angezapft. Dieses Formationswasser befindet sich in einer wasserführenden Gesteinsschicht und hat in dieser Tiefe rund 100 Grad Celsius.
Im Betrieb der Anlage wird das heiße sogenannte Formationswasser an die Oberfläche hochgepumpt. Über einen Wärmetauscher wird dem Wasser die Wärme entzogen und in das Fernwärmenetz eingespeist. Das abgekühlte Wasser wird dann wieder in das ursprüngliche Reservoir rückgeführt, sodass ein geschlossener Kreislauf entsteht. Einer der Vorteile der Technologie ist, dass diese Energiequelle gleichmäßig und ganzjährig verfügbar ist.
Drei Bohrungen erforderlich
Insgesamt sind für die Tiefengeothermie-Pilotanlage drei Bohrungen erforderlich: eine Pilotbohrung zur Erkundung, Wartung und Absicherung, eine Förderbohrung und eine Injektionsbohrung, durch die das Wasser wieder zurückgeführt wird. Die Bohrungen sollen Mitte 2025 abgeschlossen sein. Danach folgen Fördertests, bei denen Verfügbarkeit, Temperatur und die chemische Zusammensetzung des Formationswassers überprüft werden.
„Wien hat besonderes Glück“, sagen die beiden Geschäftsführer von Wien Energie, Michael Strebl und Karl Gruber. „Denn es sitzt auf einem großen Wärmeschatz.“
Die Presse