Die Welt lechzt nach mehr Energie

25. März 2025

Verbrauchsdaten. Laut internationaler Energieagentur stieg der Energiehunger 2024 doppelt so stark wie in den Jahren zuvor. Haupttreiber sind zunehmende Hitze, Industrie und KI-Rechenzentren

Der globale Energiebedarf ist im vergangenen Jahr auf eine neue Stufe geklettert. Während das Wachstum im vergangenen Jahrzehnt im Schnitt 1,3 Prozent betrug, war es 2024 mit 2,2 Prozent fast doppelt so hoch. Dies geht aus dem neuesten Bericht der internationalen Energieagentur (IEA) hervor. „Vor allem der wirtschaftliche Fortschritt in Entwicklungsländern ist dafür verantwortlich“, sagt IEA-Direktor Fatih Birol. „Wir sehen aber auch eine Trendumkehr in Industriestaaten.“ Nachdem der Energiebedarf in der EU etwa seit 2017 stets zurückging, stieg er 2024 erstmals wieder.

Kohle für Klimaanlagen

Bei allen Energieträgern verzeichnet die IEA Zuwächse, am meisten bei erneuerbaren Energien, aber auch bei Erdöl, Kohle und Erdgas. Letzteres wuchs unter den fossilen Energieträgern mit 2,7 Prozent am meisten. Die Ölnachfrage wuchs um 0,8 Prozent, wobei der Anteil von Erdöl am Gesamtenergieverbrauch erstmals unter 30 Prozent fiel. Inzwischen ist jedes fünfte neu verkaufte Auto ein Elektroauto, was den Rückgang der Ölnachfrage für den Straßenverkehr maßgeblich beeinflusst hat. Die globale Kohlenachfrage stieg 2024 um ein Prozent. Hauptgrund dafür sind Hitzeperioden in den bevölkerungsreichsten Ländern der Welt: Indien und China.

Der Stromverbrauch stieg 2024 um 1.100 Terawattstunden oder 4,3 Prozent. Ursächlich dafür waren nach Ansicht der IEA Rekordtemperaturen, die die Nachfrage nach Kühlung erhöhten, sowie steigender industrieller Verbrauch, die Elektrifizierung des Verkehrs und das Wachstum von Rechenzentren und künstlicher Intelligenz.

Die weltweit neu installierte Kapazität erneuerbarer Energien erreichte rund 700 Gigawatt – ein neuer Rekordwert. Der Ausbau der Atomkraft erreichte das fünfthöchste Niveau der letzten zwei Jahrzehnte. Dadurch wurden 80 Prozent des zusätzlichen Stroms aus erneuerbaren Energien und Kernkraft erzeugt, die zusammen erstmals 40 Prozent der weltweiten Stromerzeugung ausmachten. Auch die Stromerzeugung aus Erdgas nahm stetig zu, um die steigende Nachfrage zu decken.

Entkoppelung

Die weltweiten CO₂-Emissionen sind laut IEA um 0,8 Prozent angestiegen, das Bruttoinlandsprodukt um 3,2 Prozent. „Wenn man daraus etwas Positives mitnehmen kann: Es gibt eine zunehmende Entkoppelung von Wirtschaftswachstum und Emissionssteigerung“, sagt Birol. Dank mehr erneuerbaren Energien, mehr Kernenergie, mehr Elektrofahrzeugen und anderen energieeffizienten Technologien sei wirtschaftlicher Aufschwung immer weniger mit klimaschädlichen Emissionen verknüpft. Bestes Beispiel dafür ist China, schildert Lara Cozzi, Direktorin für Nachhaltigkeit in der IEA. Dort seien die Emissionen um 0,4 Prozent angestiegen. Und auch wenn der Kohleverbrauch gestiegen ist, war der Ausbau von Solar- und Windkraft noch viel stärker.

Die IEA hofft, durch die neuen Daten eine objektive Diskussionsgrundlage bieten zu können. Birol: „Wir sehen so viele geopolitische Unsicherheiten, so viele Narrative über Energie, angetrieben von unterschiedlichen Informationen. Aber am Ende gewinnen immer die Daten.“

Kurier