50 Euro wird sich ein durchschnittlicher Haushalt durch die Senkung der „Stromsteuer“ 2026 ersparen.
Die Regierung macht Ernst mit der angekündigten Energiekostenentlastung. Am Dienstag wurde in einer Sondersitzung des Nationalrats die Senkung der Elektrizitätsabgabe abgesegnet. Die „Stromsteuer“ wird im Kalenderjahr 2026 von derzeit 1,5 Cent je Kilowattstunde (kWh) für private Haushalte auf den in der EU erlaubten Mindestsatz von 0,1 Cent je kWh abgesenkt. Ein durchschnittlicher Haushalt mit 3500 kWh Stromverbrauch im Jahr erspart sich dadurch rund 50 Euro. Für Unternehmen wird die Elektrizitätsabgabe auf 0,82 Cent reduziert. Laut Wirtschaftskammer ersparen sie sich im Jahr 2026 rund 260 Mill. Euro (brutto), für einen Betrieb mit 100 Megawattstunden (MWh) Verbrauch sind es 680 Euro.
Haushalte können sich durch einen Anbieterwechsel noch viel mehr ersparen als durch die Abgabensenkung der Regierung. Wie ein Blick in den Tarifkalkulator der Regulierungsbehörde E-Control zeigt, brachte der Wechsel vom Landesversorger in Salzburg zum günstigsten Anbieter einem Durchschnittshaushalt Anfang Dezember 250 Euro. Ohne die – derzeit wieder hohen – Neukundenrabatte waren es noch 170 Euro. Laut Aufstellung der E-Control macht die Stromrechnung eines Salzburger Durchschnittshaushalts inklusive Netzentgelten sowie Steuern und Abgaben 1190 Euro im Jahr aus und ist geringer als in Kärnten, der Steiermark und Niederösterreich, aber teurer als in den anderen Bundesländern.
Anfang dieser Woche reicht die erzielbare Ersparnis laut Tarifkalkulator bis zu 330 Euro im ersten Jahr. Danach sollte der Stromtarif erneut geprüft und möglicherweise wieder gewechselt werden, rät die Regulierungsbehörde. Denn mitunter steigen die Tarife im Jahr 2, wenn die Wechselvorteile wegfallen, kräftig. Das Preisvergleichsportal Durchblicker hat kürzlich darauf hingewiesen, dass aktuell bei rund 140.000 Haushalten, die Ende 2024 gewechselt hatten, die Ermäßigungen auslaufen.
Generell hält sich die Wechselfreudigkeit der Österreicher aber weiter in Grenzen, wie Neos-Parteichefin und Außenministerin Beate Meinl-Reisinger bei einem gemeinsamen Auftritt der Regierungsspitze im Vorfeld der Parlamentssitzung anmerkte. Nur 2,8 Prozent der Stromkunden haben sich im ersten Halbjahr 2025 für einen anderen Versorger entschieden. Bei Gas war der Anteil ähnlich gering. Künftig muss sich laut dem neuen Stromgesetz auf jeder Energierechnung ein Verweis auf den Tarifkalkulator https://www.e-control.at/tarifkalkulator#/https://www.e-control.at/t arifkalkulator#/ finden. Die Regierung erhofft sich davon mehr Wettbewerb, die Details muss die E-Control per Verordnung festlegen.
Die FPÖ lehnt die vorübergehende Reduktion der E-Abgabe ab. Parteichef Herbert Kickl sprach von einer „Mogelpackung“, da man die monatliche Entlastung von vier Euro pro Monat „mit der Lupe suchen“ müsse. Die Vertreter der Regierungsparteien wollen sich die Maßnahmen in der Sondersitzung „nicht kleinreden lassen“, wie SP-Finanzsprecher Kai Jan Krainer betonte. Es sei ein Baustein, um die Inflation zu senken, sagte VP-Bundeskanzler Christian Stocker.
Dem Budget entgehen durch die Senkung der Elektrizitätsabgabe rund 500 Mill. Euro. Um den klammen Staatshaushalt 2026 nicht weiter zu belasten, werden der teilstaatliche Stromkonzern Verbund und die Bundesimmobiliengesellschaft (BIG) Sonderdividenden von je 200 Mill. Euro an den Bund überweisen. Weitere 100 Mill. kommen aus einbehaltenen Gewinnen der Staatsholding Öbag. Bei der BIG wird gerechnet, wie die Ausschüttung budgetneutral erfolgen kann.
Zudem hat die Regierung am Dienstag einen Brief an die EU-Kommission geschickt, in dem ein Ende des Merit-Order-Prinzips am Strommarkt gefordert wird. Obwohl in Österreich 95 Prozent des Stroms aus Wasser, Wind und Sonnenkraft stammen, könnten die Verbraucher nicht davon profitieren, weil der Marktpreis weiter von Öl und Gas bestimmt werde. In dem Brief werde „auf die Herausforderungen des gemeinsamen Strommarkts“ aufmerksam gemacht und Vorschläge würden unterbreitet. Dazu kommen weitere dämpfende Maßnahmen im neuen Elektrizitätswirtschaftsgesetz, die verhindern sollen, dass 2027 die Verbraucherpreise wieder stärker steigen.
Monika Graf
Salzburger Nachrichten



