Voest bringt grünen Stahl auf Schiene

27. März 2023

Der Aufsichtsrat der Voestalpine hat die Investitionen in die Dekarbonisierung der Stahlproduktion in Donawitz und Linz genehmigt. Ab 2027 werden zwei Hochöfen durch elektrische Produktion ersetzt.

Startschuss für die Dekarbonisierung der Stahlerzeugung in Österreich. Der Aufsichtsrat der Voestalpine hat grünes Licht gegeben für die ersten 1,5 Milliarden Euro an Investitionen, mit denen die Stahlproduktion mit Erz und Koks in Österreich mittels Elektrolichtbogenöfen ersetzt wird. Das gab Voestalpine-Chef Herbert Eibensteiner am Mittwoch bekannt.

Ab 2027 sollen die ersten zwei von insgesamt fünf Hochöfen in Linz und Donawitz in Betrieb gehen. Damit soll das Ziel, die CO2-Emissionen bis 2030 zu halbieren (gegenüber dem Referenzwert von 1990), erreicht werden. Für die Voestalpine sind das plangemäß um 30 Prozent oder 2,5 Millionen Tonnen CO2-Äquivalente weniger, die in der Produktion des Jahresabsatzes im Volumen von sechs bis sieben Millionen Tonnen Stahl anfallen, rechnete der Voest-Chef vor.

Der Rahmen für die Transformation steht, wie berichtet, längst fest, denn ab 2026 beginnt die Abschmelzung der jährlich kostenlos zugeteilten CO2-Zertifikate gemäß EU-Emissionszertifikatehandels (ETS). Demnach werden Jahr für Jahr weniger Zertifikate frei vergeben, ehe es 2034 gar keine mehr gibt.

Die Vorarbeiten für Greentec-Steel und Sustainable Steel (SuSteel) laufen seit Jahren, auch eine Wasserstoff-Pilotanlage gibt es. Nun kommen die Elektroöfen, in denen aus Schrott und Eisenpellets (HBI; vorentschwefelt) Rohstahl erzeugt wird. Die dazugehörigen Rohstofflager, Logistik, Schrottrecycling und Stromversorgung sind geplant, Baufelder erschlossen.

Der Start des größten Investitionsprogramms bis 2050 stellt für die CO2-Bilanz einen bedeutenden Schritt dar, denn die gesamten Österreich zurechenbaren Emissionen sollen damit um fünf Prozent verringert werden. Der Bau der Anlagen ist für 2024, die Inbetriebnahme der Aggregate für 2027 angepeilt.

Ein Punkt ist noch unsicher: wie viel an Förderungen aus dem mit fünf Milliarden Euro gefüllten staatlichen Fördertopf für die Transformation der Industrie die Voestalpine abbekommt. Noch stehen die Förderrichtlinien nicht fest. Man rechne mit einem Betrag im mittleren bis hohen zweistelligen Millionenbereich, sagte Eibensteiner.

Was noch notwendig ist für die Grün-Stahl-Produktion: die Stromversorgung. Die Umweltverträglichkeitsprüfung für die 220-KV-Leitung am Standort Linz sei abgeschlossen, sagte Eibensteiner. Er gehe deshalb davon aus, dass das Stromnetz bis zur Inbetriebnahme der neuen Anlagen fertig ist.

Stichwort Kosten: Das Projekt wird um rund 500 Millionen teurer als bisher skizziert, es war auf gut eine Milliarde Euro taxiert worden. Seither seien die Preise deutlich gestiegen, und außerdem habe man entschieden, Gebäude, Rohstofflogistik und Energieversorgung gleich größer auszulegen, nämlich auch für den zweiten Schritt nach 2027 investiert. Das Investitionsprojekt Elektroofen drei und vier in Linz und Donawitz sollte also weniger kosten.

Der Standard

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