Kontrollen der Netz OÖ nach Stromausfall; E-Control will Regelbrüche verhindern
Die Zahl der Haushalte mit Photovoltaikanlagen steigt stark. Das beansprucht die Stromnetze. Und es gibt Regelbrüche.
Die Netz OÖ hat bei rund 200 Kunden in Oberösterreich festgestellt, dass sie mehr Solarstrom ins Netz einspeisen, als ihnen zugesagt wurde – teilweise um einige Kilowattstunden zu viel und über Monate. Es dürften noch mehr Haushalte ausgeforscht werden, denn etwa die Hälfte der PV-Anlagenbetreiber mit Einspeise-Beschränkung wurde noch nicht dahingehend überprüft. Insgesamt speisen rund 62.000 Betreiber Solarstrom in das Netz der Energie-AG-Tochter ein, etwa 6000 haben eine Einspeise-Beschränkung.
Auslöser der Aktion Scharf war ein mehrstündiger Stromausfall in einer ganzen Ortschaft bei Steyr. Zehn Haushalte hatten, wie berichtet, zu viel Solarstrom eingespeist und damit die Trafostation überlastet. Die Netz OÖ ist gerade dabei, die Kontrollen von Stichproben auf laufendes Monitoring über Smart Meter umzustellen.
Der Netzbetreiber fordert all jene, bei denen eine Überschreitung festgestellt wurde, auf, ihre Anlage prüfen zu lassen und die korrekte Einspeisung sicherzustellen. Sollte das nach abermaliger Aufforderung und rund drei Monaten immer noch nicht geschehen, wird als ultima ratio die Anlage des Kunden abgeschaltet. Dann wäre kein Einspeisen, aber auch kein Beziehen von Strom mehr möglich. „Wir müssen die Stabilität des Stromnetzes gewährleisten und wollen alle Kunden schützen“, sagt Netz-OÖ-Sprecher Wolfgang Denk.
Die Linz-AG-Tochter Linz Netz und die Welser eww-Gruppe (14.000 und 1500 PV-Anlagen) erklären, dass bisher keine Auffälligkeiten festgestellt wurden.
Die E-Control berichtet von vereinzelten Hinweisen von Netzbetreibern in Österreich und allgemeinen Anfragen von Haushalten, welche Konsequenzen eine zu hohe Einspeisung hätte.
„Wir adaptieren unseren Aktionsplan Netzanschluss und werden Elektriker und Private stärker darüber aufklären, welche Regeln einzuhalten sind“, sagt E-Control-Vorstand Alfons Haber. Erstens gehe es darum, dass derzeit Abnahmeverträge oft erst einige Wochen nach Inbetriebnahme einer PV-Anlage abgeschlossen würden. Zweitens eben um das Einhalten der Einspeise-Beschränkungen.
Keine Strafen, neues Gesetz
Wie sieht es rechtlich aus? Es gelte „Aufklärung vor Strafe“, sagt Haber. Denk bestätigt das, außerdem: „Es gibt noch keine Rechtsprechung.“ Eine andere Sache wäre es, wenn jemand Schadenersatz fordere wegen eines Stromausfalls – bei Steyr sei das bisher nicht der Fall gewesen. Denk und Haber erklären, dass man im Prinzip nicht nachweisen könne, ob jemand die Einstellungen des Wechselrichters manipuliert habe oder ein technischer Fehler schuld an der zu hohen Einspeisung sei.
Haber verweist auf ein neues Gesetz zum Tarifsystem, das seit 2016 diskutiert und hoffentlich heuer beschlossen werde, mit dem Prinzip: Je mehr man einspeist, desto mehr zahlt man Netzgebühr. Und es würde Netzgebühr-Nachzahlungen bei zu hoher Einspeisung ermöglichen.
Oberösterreichisches Volksblatt