E.ON plant Rekordinvestitionen in Stromnetze

13. März 2024, Essen
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E.ON-Chef Leonhard Birnbaum will den deutschen Energiekonzern mit dem größten Investitionsprogramm der Unternehmensgeschichte an die Spitze der Versorgerbranche in Europa katapultieren. „Wir wollen der Spielmacher der Energiewende sein“, sagte der Manager am Mittwoch auf der Bilanzpressekonferenz in Essen. Rund 42 Mrd. Euro wolle der Konzern bis 2028 in den Ausbau seiner Geschäfte investieren, davon etwa 30 Mrd. Euro in Deutschland.

Im vergangenen Jahr habe E.ON in Europa über eine halbe Million Wind- und Solar-Anlagen, Wärmepumpen oder E-Auto-Ladestationen an sein Stromnetz angeschlossen. Insgesamt seien nun eine Million Anlangen angeschlossen, die zweite Million soll bis Ende 2026 hinzukommen.

Rückenwind bekommt E.ON durch ein starkes Ergebnis im vergangenen Geschäftsjahr. Der Konzern erzielte ein operatives Ergebnis (bereinigtes EBITDA) von 9,4 Mrd. Euro – ein Plus von 16 Prozent. Größter Gewinnbringer war erneut das Netzgeschäft. Für 2024 legte der Versorger die Latte mit einem Ergebnis zwischen 8,8 und 9,0 Mrd. Euro niedriger. Bis 2028 soll der Wert allerdings auf über 11 Mrd. Euro steigen. Am Markt kamen die Zahlen gut an. Die Aktie legte zeitweise um mehr als sechs Prozent zu und zählte damit zu den größten Gewinnern im Leitindex DAX. Händler und Analysten erklärten, dass insbesondere der mittelfristige Ausblick besser als erwartet ausgefallen sei.

Mit den Investitionen von rechnerisch im Durchschnitt 8,4 Mrd. Euro pro Jahr ist E.ON in Deutschland vorne, einige andere europäische Schwergewichte investieren aber noch mehr. Der spanische Versorger Iberdrola kommt im Schnitt pro Jahr auf 15,7 Mrd. Euro, Enel aus Italien auf 11,9 Mrd. Euro. Einer Präsentation zufolge hat E.ON mit weiteren 5 bis 10 Mrd. Euro noch Luft nach oben.

„Wir haben eine solide Basis für das Wachstum der Zukunft und sehen für die Jahre 2024 bis 2028 in der Energiewende eine große Chance“, sagte Birnbaum der Nachrichtenagentur Reuters. „Das ist organisches Wachstum. Es kann sein, dass wir an der einen oder anderen Stelle etwas zukaufen, um Fähigkeiten zu erwerben. Wir kaufen uns aber keinen Umsatz.“

Auch von einer Konsolidierung der Branche in Europa hält er nichts. „Im Energiebereich haben wir schon einen relativ starken Energie-Binnenmarkt und eine ausgeprägte Zusammenarbeit“, betonte Birnbaum. In der Schaffung einer Art Airbus der Energiekonzerne sehe er keinen Nutzen für E.ON.

In den vergangenen Jahren hat es immer wieder Spekulationen über Fusionen in dem Milliardengeschäft mit Energie gegeben. Neben großen europäischen Playern wie Enel und Iberdrola oder Öl-Multis wie BP und Shell wurden dabei auch immer mal wieder E.ON und der Essener RWE-Konzern ins Spiel gebracht.

Sorge, dass E.ON bei den Investitionen die Anlage-Möglichkeiten ausgehen könnten, hat Birnbaum nicht. „Es gibt genügend Projekte, in die wir investieren können, wollen und werden.“ Auch ziehe es E.ON nicht in die Ferne: „Wir sind auf Europa fokussiert und bleiben das perspektivisch auch.“

Dafür werden in den kommenden Jahren tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gesucht. E.ON habe im vergangenen Jahr rund 3.000 zusätzliche Beschäftigte eingestellt, davon rund 2.400 in Deutschland. „Dabei haben wir natürlich auch festgestellt, dass wir kämpfen müssen um Spezialisten für Digitalisierung und in technischen Berufen. Trotzdem ist es uns auch hier gelungen, mehrere hundert gesuchte Experten einzustellen.“

Einen Einstieg in das Geschäft mit großen Übertragungsnetzen, wie es in Deutschland etwa Amprion oder Tennet betreiben, plant E.ON nicht. Dies sei ein Bereich mit einer völlig anderen Regulierung, betont Birnbaum. „Wir wollen unseren Geschäftsfokus jedenfalls nicht ändern.“ Bei der Frage, ob E.ON selbst zu einem Übernahmeziel werden könnte, gibt sich Birnbaum gelassen. „Die beste Verteidigung gegen eine Übernahme ist, dass man aus seinem Unternehmen den optimalen Wert herausholt und wächst. Und beides tun wir.“

APA/ag

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