„Übermäßige“ Gewinne für die Landesversorger

30. Juli 2024, Wien

Das gewerkschaftsnahe Momentum-Institut nimmt wieder die Landesenergieversorger ins Visier. Diese hätten nach den Rekordgewinnen von 2022 im Vorjahr „erneut massive Übergewinne“ geschrieben, hieß es am Donnerstag. Konkret haben die neun Energieversorger (mehrheitlich oder ganz in Landesbesitz) 2023 nach Steuern 2,48 Mrd. Euro verdient, um 1,5 Mrd. Euro mehr als im Durchschnitt 2018 bis 2021. Vor der Gas- und Strompreisrallye in Folge des russischen Überfalls auf die Ukraine hatten Salzburg AG, Wien Energie, Energie AG & Co. zusammen 1,03 Mrd. Euro eingefahren.

Trotz exorbitanter Gewinne hätten die Versorger die Tarife weiter hochgehalten (bei einigen sanken sie mit Juli), kritisiert Momentum-Ökonom Leonard Jüngling, und so die Haushalte belastet. Die hohen Energiepreise galten als wesentlicher Inflationstreiber. „Das ist die Rechnung dafür, dass die Regierung zu zaghaft in die Energiepreise eingegriffen hat“, stellt Jüngling fest.

Auch die im Dezember 2022 eingeführte „Übergewinn“-Abschöpfung bei Energieversorgern bzw. OMV sei nicht ausreichend. Laut Daten des Finanzministeriums hat sie bis Mai dieses Jahres 442 Mill. Euro gebracht. Durch die lasche Ausgestaltung der Steuer durch die Regierung sei der Löwenanteil der massiven Gewinne von 7,6 Mrd. Euro in den vergangenen zwei Jahren unberührt geblieben, so die Kritik. Von 254 Mill. Euro, die 2022 und 2023 abgeschöpft wurden, kamen laut Unternehmen 108 Mill. Euro „Solidaritätsabgabe“ von der OMV und 95 Mill. Euro von Verbund.

Österreichs größter Stromkonzern rechnet heuer mit keiner Abschöpfung, weil stark in den Ökostromausbau investiert (und angerechnet) wird, vor allem aber, weil die Strompreise wieder gesunken sind. Das ließ den Umsatz im den ersten sechs Monaten – verglichen mit dem absoluten Rekordjahr 2023 – um 42 Prozent auf 3,89 Mrd. Euro einbrechen, obwohl die Erzeugung höher war als jemals. Das Betriebsergebnis (EBITDA) ging um ein Fünftel auf 1,76 Mrd. Euro zurück, unter dem Strich blieb ein Gewinn von 910 Mill. Euro. Gemessen am Vorkrisenniveau war das sehr viel. Das Umfeld bleibe aber volatil, sagt Konzernchef Michael Strugl.

von Monika Graf

Salzburger Nachrichten