60 Millionen Euro fließen in eine Forschungsanlage in Zeltweg. Dort werden Reststoffe aus Forst- und Landwirtschaft in Treibstoff und Gas verwandelt.
Vielleicht wird an diesem Ort der Treibstoff erzeugt für die Airpower der Zukunft“, leitet Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig seine Rede ein. Was noch utopisch klingt, wäre tatsächlich möglich. Denn im Holzinnovationszentrum Zeltweg entsteht ein Forschungszentrum für Holztreibstoffe und Holzgase. Am Ende soll Biotreibstoff herauskommen, der in der Erprobungsphase zunächst in Traktorentanks kommt. Geht alles gut, wäre aber eben auch die Produktion von sauberem Kerosin möglich. Die erzeugten Gase könnten in bestehende Erdgasnetze eingespeist werden.
28 Millionen Euro kommen in einer ersten Phase übers Landwirtschaftsministerium, weitere drei Millionen vom Land Steiermark. In den nächsten acht Jahren fließen insgesamt 60 Millionen Euro in das Forschungszentrum.
Es entsteht ein „Reallabor“, das heißt: Hier finden die gleichen Prozesse statt wie in einer großen industriellen Anlage. Univ.-Prof. Hermann Hofbauer von der TU Wien ist Leiter des wissenschaftlichen Beirates: „Ein Reallabor mit fünf bis zehn Megawatt Brennstoffwärmeleistung ist geeignet, die technischen Risiken zu minimieren und das Vertrauen in die Technologie zu festigen.“ Funktioniert alles, seien Anlagen mit 50 bis 100 Megawatt möglich. Kern der Anlage ist ein an der TU-Wien entwickelter Gaserzeuger, der feste Biomassen in Gas umwandelt. Dieses sei wiederum Ausgangspunkt für die Produktion flüssiger Treibstoffe und „hochreiner grüner Gase“ wie Biomethan oder Wasserstoff, so die Betreiber. Die Forschungsanlage habe die Größe eines größeren Biomasseheizwerkes, hieß es bei der Präsentation. Emissionen werde es zwar geben, allerdings weniger als aus den gängigen Biomassewerken.
Treibende Kraft hinter dem Projekt war Franz Titschenbacher, Präsident des österreichischen Biomasseverbandes und der Landwirtschaftskammer Steiermark. Verarbeitet würden „land- und forstwirtschaftliche Biomassen wie Reststoffe und Nebenprodukte aus der Waldbewirtschaftung, Landwirtschaft oder der Holzverarbeitung“, unterstreicht Titschenbacher.
„Es handelt sich nur um saubere Biomasse“, versichert Energieexperte Josef Bärnthaler, der neben Vorstandsvorsitzendem Richard Zweiler Vorstand der „ABL“ ist. Das steht für „Advanced Bioenergy Lab“, eine für diesen Zweck gegründete Genossenschaft. Projektpartner sind Universitäten (Montanuni Leoben, Boku, TU Wien), österreichischer Waldfonds, steirische Landesregierung, Voestalpine, Energienetze Steiermark oder Raiffeisenware Austria.
von Josef Fröhlich
Kleine Zeitung