Weichen für Wachstum stellen

28. November 2024

Der Produktivitätsrat sieht insbesondere in den Bereichen Digitalisierung, Arbeitsmarkt, Bildung und Energie einen dringenden Handlungsbedarf für die nächste Regierung

Christoph Badelt: „Auf Politik wartet Mammutaufgabe.“

Österreich steht am Scheideweg“, so der Chef des Produktivitätsrats und Fiskalrats-Präsident Christoph Badelt. Starke Kostensteigerungen (z. B. Löhne, Energie), fehlende Arbeitskräfte oder Versäumnisse der Politik im Bereich der Digitalisierung lasten schwer auf unseren Firmen. Das Wachstum der Arbeitsleistung wird immer schwächer (Grafik). Um die Weichen wieder auf Aufschwung zu stellen, hat der Produktivitätsrat in seinem Jahresbericht vier Hauptfelder definiert, die die künftige Regierung angehen sollte.

Digitalisierung: Hier werde zwar viel gemacht (z. B. Breitbandmilliarde), allerdings dauert der Ausbau zu lang. So sollten z. B. hier schon 72% der Haushalte ans Gigabit-Netz angebunden sein. Laut Produktivitätsrat sind es erst 55%. „Hier sind wir Nachzügler in der EU“, so Andreas Reinstaller vom Produktivitätsrat. Besonders im Auge behalten sollte man dabei die kleineren Betriebe (KMU). Dort werden fortschrittliche Technologien vergleichsweise selten genutzt, weil die Investitionskosten meist zu hoch sind. „Wir empfehlen daher eine umfassende Digitalisierungsoffensive“, betont Badelt. Der Fokus sollte hier u. a. auf dem schnelleren Ausbau sowie Förderungen für digitale Investitionen für KMUs liegen.
Energie: Unsere Unternehmen leiden im Vergleich zu anderen Ländern stärker unter den hohen Energiekosten. Nach einer kurzen Zeit der Entspannung legten diese zuletzt wieder zu. Auf lange Frist gesehen, braucht es hier mehr Investitionen und einen rascheren Ausbau der erneuerbaren Energie.

Kurzfristig empfiehlt der Produktivitätsrat, dass die Politik hier ihre Möglichkeiten besser ausschöpft, also bei den Netzkosten oder den Steuern eingreift. „Hier müssen bestehende Spielräume von der Politik genutzt werden“, betont Reinstaller. Dringend beschlossen werden muss auch das Elektrizitätswirtschaftsgesetz, welches für die Energiewende nötig ist.

Arbeitsmarkt: Für die Zukunft wichtig ist hier ein besseres Ausschöpfen des Arbeitskräftepotenzials. Die Erwerbsbeteiligung erhöhen könne man etwa durch flexiblere Arbeitszeiten oder eine bessere Kinderbetreuung. Langfristig werde man aber um eine Anpassung des Pensionsantrittsalters an die Lebenserwartung nicht herumkommen.

Bildung: Ansetzen sollte man schon im Vorschulalter. Viele Kinder würden zum Schulstart so schlecht Deutsch sprechen, dass sie dem Unterricht nicht folgen können. Diese Menschen gehen später oft auch dem Arbeitsmarkt ab. Badelt: „Die nächste Regierung wird priorisieren müssen. Zweifelsfrei wird das eine Mammutaufgabe für die Politik.“

Kronen Zeitung