Die Volksbefragung in Kärnten ist ein Rückschritt beim Ausbau alternativer Energieträger. Politik hält weiter an Energiemix mit Windkraft fest.
Fritz Pessl Klagenfurt, Wien. 4592 Stimmen gaben den Ausschlag: In Kärnten sprach sich am Sonntag bei einer Volksbefragung eine knappe Mehrheit von 51,4 Prozent (76.527 Personen) für ein Verbot der Errichtung weiterer Windkraftanlagen auf Bergen und Almen aus. Die landesweite Befragung, an der sich knapp 35 Prozent der Stimmberechtigten beteiligten, ist zwar rechtlich für die Landesregierung nicht bindend. Sie ist aber richtungsweisend für künftige Windkraftprojekte und gibt dem Initiator der Befragung, der Kärntner FPÖ, stimmungsmäßig Aufschwung.
Auch der Alpenverein Landesverband Kärnten freut sich über den Ausgang, denn Zweck des Vereins sei es, die Schönheit und Ursprünglichkeit der Bergwelt zu erhalten, dort sollten daher keine Windräder errichtet werden.
„Es wird sicher schwieriger, die Energiewende zu schaffen“, ist aus dem Umweltbundesamt zu hören. Mehrere Umweltorganisationen verweisen darauf, dass es eine politische Frage sei, wie und in welchen Zonen man die Windkraft künftig umsetzen wolle. Landeshauptmann Peter Kaiser (SPÖ) erklärte, das Ergebnis sei zur Kenntnis zu nehmen. „Fakt ist: Kärnten braucht einen ausgewogenen Energiemix, der Arbeitsplätze sichert und uns unabhängig von teuren Atomstromimporten macht.“
Ähnlich reagiert der Kärntner Landesenergieversorger Kelag: „Wir sehen die Volksbefragung als Ausdruck der demokratischen Mitbestimmung und als Zeichen für das große Interesse der Bevölkerung an energiepolitischen Themen. Die Kelag ist dem Ziel verpflichtet, an einem zukunftssicheren Energiesystem auf Basis erneuerbarer Energien zu arbeiten. Diesen ausgewogenen Energiemix sehen wir als Grundlage für Selbstbestimmtheit, Wohlstand und Lebensqualität im Bundesland.“
Österreichweit werden derzeit mehr als 16 Prozent des Stromverbrauchs aus Windkraft gedeckt, bis 2030 sollen es an die 25 Prozent sein. „Ich will die Befragung nicht überbewerten“, sagt Florian Maringer, Geschäftsführer der IG Windkraft. „Spätestens seit der Energiekrise 2022 haben die Leute ein Gespür dafür, dass wir ein Problem mit der Energieversorgung haben.“ Windkraft sei eine tragende Säule der Energieversorgung. Sie habe ihre größte Erzeugungsleistung im Herbst und Winter, wenn besonders viel Strom verbraucht wird. „Gemeinsam mit Wasserkraft und Photovoltaik kann Windkraft eine ganzjährige sichere Versorgung mit möglichst viel erneuerbarer Energie ,made in Austria‘ sicherstellen“, erklärte Maringer.
Dem IG-Windkraft-Chef zufolge hätte die Landesregierung die Bevölkerung intensiver informieren und aufklären müssen. „Kärnten hat vor allem Strom aus Wasserkraft und diese liefert im Winter eben nicht so viel Strom. Deshalb muss Kärnten gerade im Winter sehr viel teuren Strom importieren“, so Maringer.
„Die Naturverträglichkeit von Projekten ist wichtig und auch ihre gute Eingliederung ins Landschaftsbild. Wir nehmen das sehr ernst. Zugleich darf von allen Beteiligten ein differenzierter und sachlicher Umgang verlangt werden. Kärnten braucht die Windkraft für eine unabhängige und leistbare Stromversorgung“, sagt Martina Prechtl-Grundnig, Geschäftsführerin von Erneuerbare Energie Österreich (EEÖ). Die Volksbefragung liefere kein Votum gegen Windkraft.
Interessant ist, dass vor allem in Gemeinden, in denen keine Windparks geplant sind, gegen neue Windräder gestimmt wurde. „Ängste kann ich schüren, wenn man die Realität nicht vor Augen hat“, so Maringer. In anderen Bundesländern wie Niederösterreich, der Steiermark oder dem Burgenland sei die Bevölkerung gut mitgenommen worden und die dort errichteten Windparks funktionierten klaglos.
Kärnten hat derzeit 14 Windräder. Acht Windräder sind rechtskräftig genehmigt und 24 befinden sich in Genehmigungsverfahren.
Salzburger Nachrichten