OMV mit Gewinnrückgang

5. Feber 2025, Wien

Bilanz. Der heimische Öl- und Gaskonzern schüttet an seine Aktionäre eine Dividende von 4,75 Euro aus.

Es ist zwar kein Rekordergebnis, aber eines, das sich vermutlich trotzdem sehen lassen kann. Nach außergewöhnlich guten Jahren legte die OMV für 2024 immerhin noch ihr viertbestes Ergebnis in der Geschichte vor. Der Wermutstropfen: Aufgrund deutlich niedrigerer Öl- und Gaspreise sowie einem schwachen Raffineriegeschäft musste der teilstaatliche Konzern einen niedrigeren Gewinn in Kauf nehmen. Der den Aktionären zuzurechnende Jahresüberschuss sank um sechs Prozent auf rund 1,34 Mrd. Euro. Der Umsatz fiel um 14 Prozent auf fast 34 Mrd. Euro. Die Aktionäre sollen für 2024 dennoch eine üppige Dividende von insgesamt 4,75 Euro je Aktie erhalten, die sich aus einer regulären Dividende von 3,05 Euro und einer Sonderdividende von 1,70 Euro zusammensetzt. 2023 hatte man noch 5,05 Euro ausgeschüttet.

Die OMV ist freilich nicht der einzige Ölkonzern, der sich mit rückläufigen Ergebnissen konfrontiert sieht. Der Ölpreis (Brent) lag im Vorjahr bei durchschnittlich 81 Dollar und damit um rund zwei Prozent unter 2023, auch der Gaspreis kam 2024 nicht mehr an die Durchschnittswerte aus dem Jahr zuvor heran. „Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen waren von deutlich niedrigeren Marktpreisen geprägt“, sagt OMV-Chef Alfred Stern am Mittwoch.
Während die Bereiche Kraft- und Rohstoffe sowie Energie schwächelten, konnte die Chemiesparte dafür einiges abfedern. Schon seit langem bekannt ist, dass die OMV ihre Chemietochter Borealis mit der Petrochemietochter Borouge des Staatskonzerns Adnoc aus Abu Dhabi zusammenführen will. Doch wirklich Bewegung kommt in die Sache nicht. Borealis gehört zu 75 Prozent der teilstaatlichen OMV, der Rest ist in den Händen von Adnoc, das wiederum in einem Syndikat mit der österreichischen Staatsholding Öbag die OMV kontrolliert. Borouge hingegen ist ein Joint Venture von Borealis und Adnoc, gehört also auch in Teilen der OMV. Doch auch am Mittwoch wiederholte Stern nur das, was er schon in der Vergangenheit immer wieder sagte: „Wir sind mit Adnoc nach wie vor in laufenden und ergebnisoffenen Verhandlungen.“

Gas aus Europa

Dafür tat sich hier auf anderer Ebene etwas. Erst vergangenen Freitag gab man bekannt, dass OMV und Adnoc über den Kauf von Nova Chemicals nachdenken. Nova Chemicals ist im Besitz von Mubadala Investment aus Abu Dhabi, das vor dem Übertrag der OMV-Aktien an Adnoc einer der Hauptaktionäre des heimischen Ölkonzerns war. Nova Chemicals könnte nach einem Erwerb Teil einer möglichen Polyolefin-Kooperation mit den entsprechenden Sparten von Borealis und Borouge sein, so die OMV. Damit könne eine „globale Polyolefin Gruppe geschaffen werden.

Ein seit Jahrzehnten währendes Kapitel hat die OMV dafür endgültig beendet, und zwar jenes mit Russland. Mitte November sprach ein Schiedsgericht der OMV 230 Mio. Euro Schadenersatz von Gazprom für unregelmäßige Lieferungen zu, worauf die Russen die Lieferungen aussetzten. OMV nahm dies zum Anlass, um aus dem Vertrag auszusteigen. „Jetzt ist der Blick nach vorne gerichtet“, so Stern. Man greife auf die eigene Gasproduktion in Norwegen und Österreich sowie auf Gasmengen von Dritten zu. Bald soll auch Gas aus Rumänien fließen. Die OMV-Tochter Petrom investiert dort in das Projekt Neptun Deep, das Rumänien zum größten Erdgasproduzenten der EU machen will – 2027 will man mit der Förderung beginnen.

Die Presse