Weniger Cash für Sonnenstrom

10. März 2025

Energie. EVN ändert PV-Einspeisetarif. Experten raten zu privatem Strommanagement

Geschicktes gemeinschaftliches oder selbstständiges Strommanagement lohnt sich immer mehr.

Die von Niederösterreichs Energieversorger EVN angekündigte Auflösung der fixen Einspeisetarife für Strom aus Photovoltaikanlagen dämpft gerade die Goldgräberstimmung unter den privaten Mini-Kraftwerkbetreibern. Wie auch andere Energieversorger passt die EVN ihren Tarif flexibel an die Stromhandelsbörse an. Um trotzdem Nutzen aus den Investitionen in ihre Anlagen zu ziehen, sind PV-Anlagenbetreiber zu einem schlaueren Energiemanagement aufgerufen.

Nach den heuer bis zu einem Drittel gestiegenen Netzentgelten und dem Streichen der Mehrwertssteuerersparnis bei PV-Anschaffungen beschert nun die EVN-Tarifanpassung den nächsten Schatten im Sonnenreich. Gerade in NÖ hat es in den vergangenen zwei Jahren einen Boom bei der PV-Infrastruktur gegeben.

Mit 30. April laufen noch bestehende 1:1-Tarife der EVN aus. Haushalte, die auf ihren Dächern produzierten Strom an die EVN lieferten, wurde dieser zum selben Energiepreis, den sie selbst zu zahlen hatten, gutgeschrieben.

120.000 PV-Anlagen

Der neue Tarif „SonnenStromMonat“ soll eine „marktgerechte Vergütung“ sein und wird monatlich auf Basis des österreichischen Strompreisindex (ÖSPI) angepasst. Von den 120.000 PV-Produzenten, die in NÖ ihren Strom ins EVN-Netz einspeisen, verkaufen rund 70.000 ihre Energie auch an den Landesenergiekonzern. Mehr als 30.000 von ihnen liefern bereits zu den Bedingungen des neuen Modells. „Aufgrund der vielen Photovoltaik-Anlagen braucht es nun eine marktorientierte Bewertung der Einspeisevergütung“, erklärte EVN-Sprecher Zach. Waren es 2020 noch rund 40.000 Anlagen, so speisen jetzt dreimal so viele ins Netz NÖ ein. Das entspricht etwa einem Viertel aller österreichischen Anlagen.

Mehrere Stromanbieter haben bereits von fixen auf flexible Einspeisetarife umgestellt. Zuletzt kündige der Verbund die Änderung von 12.000 Verträgen an.

Über verschiedene Angebotspakete für den Haushaltsstrom versucht die EVN ihren Abnehmern und zugleich Lieferanten etwas entgegenzukommen. „Unsere Kundinnen und Kunden bekommen nun schon seit Längerem bei Ablauf der Preisgarantie ein neues, günstiges Angebot für den Strombezug und im Rahmen dessen auch einen neuen Abnahmevertrag für den eingespeisten Strom“, sagt Zach.

Naheliegend ist auch die Empfehlung an die Kunden, ihren Eigenverbrauch zu optimieren. „Jede Kilowattstunde, die selbst produziert und verbraucht wird, muss nicht gekauft werden“, so Zach. Hilfreich sei dabei auch ein Stromspeicher. Bei dessen Anschaffung wird für Kunden im neuen Tarif-Modell ein 300-EuroGutschein angeboten.
Der KURIER holte auch Experten-Tipps ein, wie man Eigenstrom am besten verwertet. Eigennutzung statt Einspeisung ist die Devise. „Eine Maßnahme zur Lastverschiebung, um den Strom gezielt zu nutzen, ist das mittägliche Befüllen des Warmwasserspeichers, das Laden des Autos oder das Programmieren der Waschmaschine auf die Mittagszeit“, rät Maja Oldenburg von der NÖ Energie- und Umweltagentur (eNu). Auch die Nutzung des Überschusses über regionale Energiegemeinschaften ist aktuell bei der eNu-Hotline ein gefragtes Thema.

Energieziele

Dass der EVN-Einspeise-Akt die PV-Lust in NÖ dämpfen und die 2022 gestellten NÖ Energieziele 2030 gefährdet, glaubt beim Land niemand. Das für 2030 erklärte Ziel von 3 Gigawattstunden PV-Leistung könnte durch den Boom von 2023 und 2024 bereits heuer erreicht werden, heißt es.

Kurier