
Bei der „Wind Europe 2025“ in Kopenhagen zeigten auch österreichische Firmen, dass sie international mitspielen
„Wind ist eine der billigsten Technologien, um die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Industrie wieder zu erhöhen. Daneben hilft Windkraft im Kampf gegen den Klimawandel und unterstützt die Dekarbonisierung“, sagte Duarte Bello, Chef der portugiesischen EDP, einem der größten Player in der jungen Windkraftindustrie, bei der Wind Europe im dänischen Kopenhagen.
Ein Besuch auf der Messe zeigt, wie sehr die Windkraftbranche aus dem Hippie-Eck mit der Idee, ein bisschen alternativen Strom zu erzeugen, herausgewachsen ist: Hochprofessionelle Akteure haben eine globale Windindustrie aufgebaut, derzeit wird weltweit richtig viel Geld in die Windkraft gesteckt – in die Forschung wie in den Ausbau. Nur die US-Zölle und der starke Preisdruck aus China dämpfen die gute Stimmung.
Und: „Die Industrie folgt der Energie“, sagte Manager Benjamin Seifert vom deutschen Windanlagenbauer Enercon. Einzelne deutsche Bundesländer hätten EU-Vorgaben für den Windkraftausbau bereits sehr schnell umgesetzt, die Unternehmen würden sich dort vermehrt ansiedeln.
Nischenplayer aus Österreich
„Wir hatten 2024 einen Rekordabschluss“, sagte Gabriel Schwanzer, Leiter der Windsparte beim Vorarlberger Erzeuger von Steuerungselektronik Bachmann. 55 Prozent des Umsatzes macht das weltweit tätige Familienunternehmen mittlerweile in der Windsparte. Die Bachmann-Elektronik sei in 150.000 Windrädern weltweit im Einsatz, Tendenz steigend. „Wir sind hier Weltmarktführer.“
Auch aus Oberösterreich sind Spezialisten in Kopenhagen: Palfinger mit Kränen für Offshore-Windräder; Linsinger aus Steyrermühl und Miba Automation, die Sondermaschinen für Blechbearbeitung für Windtürme herstellen und mit drei anderen Firmen als „Big 5“ in ihrer Nische auftreten.
In den USA wurden seit Trumps Amtszeit so gut wie alle Windprojekte gestoppt, aber starke Nachfrage kommt aus Asien und der EU, wo UK, Niederlande und Deutschland mit den großen Offshore-Windparks die Treiber sind. Dennoch werden 75 Prozent der Windräder in Europa am Festland errichtet, weil die Kosten niedriger sind als am Meer.
„Die Windenergiebranche ist kein Bittsteller mehr, sie ist ein Wirtschaftszweig“, sagt Florian Maringer, Geschäftsführer des österreichischen Branchenverbands IG Windkraft. Doch in Österreich ist von Aufbruchstimmung bei der Errichtung von Windanlagen aktuell nichts zu spüren. Die Ankündigung der neuen Regierung für den Krisenbeitrag der Energieerzeuger etwa sei „Gift für Investitionen“ und habe eine Vertrauenskrise ausgelöst, „alle Projekte sind eingefroren“. Dabei wäre die Pipeline an Windrädern, die sofort in den nächsten drei Jahren gebaut werden könnten, „mit 2 Gigawatt prall gefüllt. Damit würde sich der Windstromanteil von zehn auf 20 Prozent verdoppeln.“
Für den stärkeren Ausbau der Windkraft spricht sich Stefan Kapferer aus. Er ist Chef der 50Hertz GmbH, einem der vier deutschen Übertragungsnetzbetreiber, der für 18 Millionen Kunden die Stromversorgung sichert. „Wir hatten in Deutschland einen PV-Boom, aber die Windenergieausbeute ist höher und gleichmäßiger. Wir müssen mehr Wind zubauen als PV, um den Stress für das Stromsystem zu nehmen.
Der Stress im Stromnetz beschäftigt auch die heimischen Netzbetreiber und die Politik. Wirtschaftsminister Wolfgang Hattmannsdorfer (ÖVP) kündigte an, sich bei der neuen deutschen Bundesregierung für den grenzüberschreitenden Leitungsausbau und die Umsetzung der Nord-Süd-Leitung (vor allem für Windstrom aus Norddeutschland) einzusetzen. Ein positives Signal für die Erneuerbaren: „Bis zum Sommer“ solle das neue Erneuerbaren-Ausbau-Beschleunigungsgesetz vorliegen, mit dem schnellere Verfahren vom Kraftwerk bis zum Speicher möglich werden.
Oberösterreichische Nachrichten