Infrastruktur. Für die Kommunalkredit, die in den Ausbau von Infrastruktur investiert, rückt der Energiebedarf gesteigerter Rechenleistung in den Fokus.
Für die Kommunalkredit, die europaweit in Infrastruktur investiert und deren Ausbau ermöglicht, rückt neben der Finanzierung der nachhaltigen Transformation derzeit ein Thema besonders in den Fokus: der massive Zuwachs an Rechenleistung-und der dafür notwendige Energiebedarf.
Elektrifizierung und Netzmodernisierung „Die Zukunft ist elektrisch“, lautet die Devise quer durch die Branche. Austrian Power Grid (APG), Österreichs Übertragungsnetzbetreiber, formuliert ambitionierte Ziele: Bis 2030 soll der heimische Stromverbrauch vollständig dekarbonisiert sein. Dafür investiert das Unternehmen bis 2034 rund neun Milliarden Euro in die Modernisierung und Erweiterung des überregionalen Stromnetzes.
Diese Entwicklung ist nicht nur für die Energieversorgung essenziell, sondern auch Voraussetzung für die digitale Infrastruktur Europas. Denn der Ausbau von Rechenzentren-den Nervenzentren der Datenverarbeitung-schreitet rasant voran. Die Europäische Kommission hat jüngst die Erweiterung ihres Netzwerks an sogenannten „KI-Fabriken“ angekündigt: Sechs neue Standorte in Litauen, den Niederlanden, Polen, Rumänien, Spanien und Tschechien kommen hinzu. Damit umfasst das EU-Netzwerk künftig 19 dieser Hochleistungszentren in 16 Mitgliedstaaten.
Daten brauchen Energie Was einst ein technologisches Nischenprodukt war, ist heute Teil der kritischen Infrastruktur: Rechenzentren sind das Rückgrat einer datengetriebenen Wirtschaft. Entwicklungen in den Bereichen künstliche Intelligenz, Cloud Computing und Automatisierung treiben die Nachfrage nach Rechenleistung auf Rekordniveau.
Stefan Wala, Leiter Infrastrukturkunden bei der Kommunalkredit, betont: „Investoren und Finanziers müssen eine infrastrukturnahe Perspektive einnehmen, die langfristige Cashflows, ESG-Standards und die zunehmende Komplexität der Energieversorgung berücksichtigt.“ Der Energiebedarf wächst dabei rasant. Laut International Energy Agency (IEA) wird der weltweite Stromverbrauch von Rechenzentren bis 2030 auf etwa 945 Terawattstunden steigen-das entspricht dem heutigen Jahresverbrauch Japans. Europas Rechenzentrumskapazität dürfte sich in diesem Zeitraum nahezu verdreifachen.
Effizienz zahlt sich aus Je energieeffizienter ein Projekt, desto attraktiver seine Finanzierungskonditionen. Rechenzentren mit hohem Wirkungsgrad gelten als bankfähig und profitieren von grünen Finanzierungsmodellen. Wer dagegen ineffiziente Projekte plant, muss mit höheren Kapitalkosten und sinkendem Investoreninteresse rechnen.
„Ein Hyperscale-Rechenzentrum kann 300 bis 500 Megawatt Strom benötigen und über 15 Milliarden US-Dollar kosten“,erklärt Wala. „Damit verbraucht ein einzelner Standort so viel Energie wie eine mittelgroße Stadt.“ Parallel dazu verschärfen europäische Behörden ihre Genehmigungsprozesse-ein Balanceakt zwischen Versorgungssicherheit, Nachhaltigkeit und Energieautarkie.
Angesichts geopolitischer Spannungen gewinnt Letzteres an Bedeutung: Der Ausbau erneuerbarer Energien und die Modernisierung der Netze sind zentrale Bausteine, um Europas wirtschaftliche und digitale Souveränität zu sichern.
Finanzierungsmodelle für eine vernetzte Zukunft Die Entwicklung von Rechenzentren erfordert nicht nur Kapital, sondern auch technisches Know-how und maßgeschneiderte Finanzierungsstrukturen. Seit 2020 hat die Kommunalkredit Infrastruktur-und Energieprojekte im Gesamtwert von über zehn Milliarden Euro unterstützt. Der europäische Infrastrukturmarkt zeigt sich trotz geopolitischer Unsicherheiten robust. Sektoren wie Energie, Verkehr und digitale Infrastruktur bieten weiterhin hohe Investitionschancen. Mit technischer Due Diligence, ESG-Fokus und innovativen Finanzierungsinstrumenten trägt die Kommunalkredit dazu bei, dass Europas digitale Transformation auf einem stabilen-und nachhaltigen-Fundament steht.
MARTIN MÜHL
Kurier





