Geld für Energiegemeinschaften

22. September 2021

Mit einem Förderprogramm will das Klimaschutzministerium einen wichtigen Dominostein für die Energiewende anstoßen: Energiegemeinschaften. Im Einzelfall gibt es bis zu 25.000 Euro.

Lange ist diskutiert, gestritten, teilweise auch von etablierten Energieversorgern gebremst worden. Nun wird der Grundstein für eine wichtige, wenn nicht die entscheidende Säule beim Umbau des Energiesystems in Österreich von fossil auf CO2-gelegt: Regional begrenzte erneuerbare Energiegemeinschaften und sogenannte Bürgerenergiegemeinschaften, die räumlich auch weiter auseinanderliegen und Bundesländergrenzen überschreiten können, werden auf den Weg gebracht.

Die gesetzlichen Grundlagen dafür liefert das Erneuerbaren-Ausbau-Gesetz (EAG), das vor gut zwei Monaten im Parlament beschlossen worden ist. Übergeordnetes Ziel der türkis-grünen Regierung ist, in neun Jahren ab jetzt 100 Prozent des in Österreich benötigten Stroms aus Wind, Sonne, Biomasse und Wasserkraft zu generieren. Das soll zumindest über das Jahr betrachtet der Fall sein. Im Winter, wenn der Strombedarf hoch, die Kraft der Sonne aber schwächer als im Sommer ist und auch die Leistung der Wasserkraftwerke abnimmt, wird es immer noch Importe von Strom teils auch aus fossilen Quellen geben müssen.

Vier Millionen Euro

Beim Plan, die dezentrale Stromproduktion mittels Photovoltaik oder Windkraft massiv auszubauen, will man nichts dem Zufall überlassen und setzt auch Fördermittel ein. Mit insgesamt vier Millionen Euro werden ab sofort Pilotprojekte unterstützt, wobei im Einzelfall bis zu 25.000 Euro fließen können.

Damit wolle man „Lernkosten“ abgelten, sagte Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) bei der Präsentation der Initiative am Montag. Da man sich mit den Energiegemeinschaften komplett auf Neuland bewege, sei klar, dass sich diese neue, dezentrale Form der Energieerzeugung erst einspielen müsse. Anschließend hoffe man auf einen Multiplikatoreffekt in dem Sinn, dass bis 2030 möglichst viele Energiegemeinschaften als Vereine oder Genossenschaften entstehen.

Auf Betreiben des Klimaschutzministeriums ist nun im Klimafonds eine Koordinierungsstelle für Energiegemeinschaften eingerichtet worden. Geleitet wird sie von Eva Dvorak, die zuvor unter anderem für den Bereich erneuerbare Energien bei der Abteilung Energieplanung der Stadt Wien zuständig war. Sie soll eng mit den Energieagenturen und -instituten in den neun Bundesländern zusammenarbeiten und Anlaufstelle für Fragen aller Art rund um Energiegemeinschaften sein. Mittelfristig soll es auch eine Online-Seite geben, wo Interessenten sehen können, wo es welche Energiegemeinschaften nach dem EAG gibt.

Widerstände brechen

Mit der Ausbreitung von Energiegemeinschaften hofft die Regierung auch, Widerstände gegen neue Windkraft- oder Solarprojekte brechen zu können. Die Überlegung: Wer als Bürger an einem Windrad beteiligt ist oder gemeinsam mit anderen Solarstrom produziert und konsumiert, hat eher Interesse, den Ausbau erneuerbarer Energien zu unterstützen, als jemand, der keine Chance hat, davon zu profitieren.

Profit zu machen steht aber nicht hinter der Idee der Energiegemeinschaften, auch nicht große Einsparmöglichkeiten. Teilnehmer an Energiegemeinschaften kommen in den Genuss ermäßigter Netztarife und sparen sich im Idealfall auch die Energiekosten, Teilnehmer an Bürgerenergiegemeinschaften haben im Idealfall den Gratisstrom aus Wind oder Photovoltaik, zahlen aber auch für das Übertragungsnetz auf der höheren Spannungsebene.

Ingmar Höbarth, Geschäftsführer des Klimafonds, ortet großes Interesse an Energiegemeinschaften und rechnet in einem ersten Schwung mit 30 bis 60 Gründungen. Etwa 200 Konzepte, die noch etwas Zeit zum Reifen bräuchten, seien in der Pipeline. Einreichungen für bereits weit fortgeschrittene Pionierprojekte sind ab sofort bis 31. Oktober, 12 Uhr, möglich. Daran anschließend sind noch zwei Vergaberunden für weniger weit fortgeschrittene Projekte bis Februar vorgesehen.

Die Presse

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