Gemeinschaftlich zur Energiewende

10. November 2021

Solarenergie. Fotovoltaik-Anlagen boomen, die Nachfrage steigt extrem. Mit der Möglichkeit von Energiegemeinschaften könnten noch mehr Anlagen dazukommen. Doch der Chipmangel bremst den Ausbau bereits

Energiewende, Nachhaltigkeit, Blackoutgefahr und viele Fördermöglichkeiten lassen das Interesse an Fotovoltaikanlagen im Burgenland derzeit in die Höhe schießen. „Die starken Anreize und Förderungen sorgen für eine sehr gute Auftragslage“, sagt Andreas Wirth, Bundesinnungsmeister Wirtschaftskammer Österreich, der Elektro-, Gebäude-, Alarm- und Kommunikationstechniker.

Aktuell lassen die stark steigenden Energiekosten eine eigene Stromversorgung für viele Hausbesitzer noch attraktiver werden und auch die Elektromobilität stärkt der Fotovoltaik-Technologie den Rücken. Der Unternehmer aus Steinbrunn, Bezirk Eisenstadt Umgebung, führt seit 14 Jahren seinen Elektrotechnikbetrieb mit rund 70 Mitarbeitern.

Nachfrage steigt

Durch die Nachfrage steigen teilweise bereits die Kosten und auch bei den Rohstoffen für die Anlagen gibt es teilweise Lieferengpässe. „Auf Wechselrichter müssen wir bereits bis zu fünf Wochen warten, es ist schwer abzuschätzen, ob es noch schlimmer wird“, meint der Experte. Der Trend geht zur klassischen 10-Kilowatt-Peak-Hausanlage, „hier gibt es die beste Förderung“, meint Wirth. Aber viele bereiten auch schon „Energiegemeinschaften“ vor. Dieses Modell erlaubt Besitzern einer Fotovoltaikanlage, Strom über die Grundstücksgrenzen zu produzieren, verkaufen, speichern oder verbrauchen. „Es gibt schon viele Gemeinschaften, die gerade vorbereitet werden“, sagt Wirth.
Die Grundlage dafür schuf die Regierung mit dem Erneuerbaren-Ausbau-Gesetzespaket, das in Österreich beschlossen wurde, aber noch von der EU begutachtet wird (siehe Zusatzbericht).

In Oberpullendorf hat die Initiative „BLOP!“ – schon konkrete Pläne für eine solche Energiegemeinschaft, kurz EEG. „Prinzipiell kann jede elektrische Anlage mit einem Stromzähler in Oberpullendorf mitmachen“, sagt Josef Buchinger. Er ist einer der Sprecher von BLOP! und im Brotberuf als Energieexperte bei einem Beratungsunternehmen tätig.
Konkret müssen alle Teilnehmer einer EEG an dieselbe Trafostation (Niederspannung) und bzw. oder ein Umspannwerk (Mittelspannung) angeschlossen sein. Erforderlich sei neben einem Smart-Meter auch die Teilnahme an einem Verein – dafür müssen Verträge unterzeichnet werden, so wie bei einem zusätzlichen Stromanbieter. „Beim bisherigen Stromanbieter kann man weiterhin bleiben, um den Strom zu kaufen, den man nicht aus der Gemeinschaft bezieht, etwa in der Nacht“, führt Buchinger aus.

In Oberpullendorf setzt die Initiative vornehmlich auf Fotovoltaik, theoretisch sei aber auch Energiegewinnung etwa durch Biogas möglich.

Nachhaltigkeit

„Die Wertschöpfung bleibt in der Gemeinde und Energieimporte können deutlich verringert werden“, sagt Buchinger. Teilnehmen an der Gemeinschaft können sowohl Energiekonsumenten, also reine Stromempfänger, als auch sogenannte Prosumer. Das sind jene, die sowohl Strom produzieren, als auch konsumieren. „Die Teilnehmer einer EEG profitieren durch geringere Netzkosten und den Entfall diverser Stromabgaben.“ Die Höhe der Kostenersparnis hänge vor allem vom Anteil des Stroms ab, den man aus der Gemeinschaft bezieht, bzw. an diese verkaufen kann. Buchinger nennt ein Beispiel: Bei 30 Prozent Strom aus der EEG komme man auf eine Ersparnis von 13 Prozent der Stromrechnung. Das klinge zwar bescheiden, aber – so gibt Buchinger zu bedenken – man müsse auch die steigenden Strompreise im Auge behalten. Durch die Teilnahme an einer EEG seien die Kosten eben kalkulierbar.
BLOP! will jetzt das Interesse der Bevölkerung ausloten. Frühestens im Frühjahr soll der „Austausch von Strom“ stattfinden.

Infos gibt es unter der WhatsApp-Nummer 0680/5511391.

Kurier

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