Rekordgewinn löst Preisdebatte aus

1. April 2022

Die Kelag verdiente 2021 so gut wie nie zuvor, beklagt aber massive Aufwände durch explodierenden Großhandelspreis für Strom. Opposition fordert Strompreis-Senkung.

129Millionen Euro stehen bei der Kelag 2021 als Konzernergebnis (nach Steuern) unterm Strich – um 19 Millionen Euro bzw. 17 Prozent mehr als 2020. Der Umsatz kletterte von 140 Millionen auf 1,2 Milliarden Euro. Ausschlaggebend für diesen Rekordgewinn sind nach Aussagen des Kelag-Vorstandes allerdings nicht die im Dezember des Vorjahres angehobenen Preise für einen Teil der Endkunden, sondern andere Faktoren: Die überdurchschnittliche Wasserführung von 107 Prozent, die sich positiv in der Erzeugung niederschlug, außerdem der gegenüber dem ersten Pandemiejahr aufgrund der anspringenden Konjunktur gestiegene Absatz (Strom: 6,2 Prozent, Wärme: 12,1 Prozent). Einen großen Brocken zum Ergebnis 2021 trug die 10-Prozent-Beteiligung an der Verbund Hydro Power (VHP) bei, nämlich rund 60 Millionen Euro. Im Stromverkauf selbst konnte die Kelag nur eine „schwarze Null“ erzielen, sagt Vorstandssprecher Manfred Freitag. 22 Millionen Euro trug die Kärnten Netz bei. „Eine vom Regulator zugestandene Mindestverzinsung“ nennt dies die Kelag. Dazu kommen Gewinne durch den Stromhandel sowie die Kelag-Wärme.

Für 2022 erwartet Kelag-Vorstand Danny Güthlein sogar ein negatives Vertriebsergebnis, das hieße, der Stromverkauf kostet der Kelag demnach sogar Geld. „Die Strompreiserhöhung im März war zu niedrig, um heuer ein Null-Ergebnis zustande zu bringen.“ Denn die Großhandelspreise sind weiter stark gestiegen. Die Kelag verkauft im Jahr rund vier Terawattstunden an Privat- und Großkunden, 3,5 Terawattstunden inklusive Produktion im Ausland erzeugt sie selbst. Innerhalb Österreichs wird aber nur etwas mehr als die Hälfte von der Kelag selbst erzeugt. Stromproduktion und -absatz folgten zudem jahreszeitlich unterschiedlichen Zyklen, daher sei die Kelag selbst massiv von den hohen Großhandelspreisen getroffen. Mittlerweile nimmt die Kelag laut eigenem Bekunden außerhalb des eigenen Netzgebietes nicht einmal mehr Kunden an. „Bis sich der Preis einigermaßen beruhigt“, sagt Freitag.

Im Aufsichtsrat wurde eine Dividende von 60 Millionen Euro, zehn Millionen mehr als im Vorjahr, festgelegt. Beschlossen wird diese in der Hauptversammlung im Mai. 226 Millionen Euro investierte die Kelag im Vorjahr in die Energiewende. Zukäufe ausländischer Wasserkraftwerke hätten sich bereits positiv im Ergebnis niedergeschlagen. Zu einem Abschreibungsbedarf von sieben Millionen Euro führte hingegen die behördlich erzwungene Abschaltung von drei Wasserkraftwerken im Kosovo. Der Personalstand stieg von 1694 auf 1724 Personen. 2022 erwarten die Kelag-Vorstände zwar kräftig steigende Umsätze, jedoch eine „stabile“ Gewinnentwicklung. Die Wasserführung lag in den ersten beiden Monaten lediglich bei 60 bis 65 Prozent. Entsprechend eingeschränkt ist die Erzeugung. Team Kärnten (TK) und FPÖ nahmen den Rekordgewinn zum Anlass für Kritik: Von einer „dramatischen Strompreis-Abzocke“ spricht Gerhard Köfer. Der TK-Chef fordert, wie auch FPÖ-Chef Erwin Angerer, eine Senkung des Strompreises.

Kleine Zeitung

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 - Bremen, APA/dpa