E-Mobilität: Zweites Leben für Batterien

6. April 2022

Es ist eine der großen Problemzonen der E-Mobilität: Wie kann man die Speicherbatterien der Autos, wenn sie einen kritischen Speicherwert unterschreiten, wenn sie also nur noch 60, 70, 80 Prozent der anfänglichen Energiemenge laden können, wiederverwerten? Auch die EU hat sich inzwischen mit gesetzlichen Vorgaben eingeschaltet, weil es doch völlig absurd ist, enorme Energiemengen in die Batterieproduktion zu stecken, um sie nach acht bis zehn Jahren wieder zu entsorgen oder unter extrem großen Aufwand sofort zu recyceln. So werden – je nach Entwicklung der E-Mobilität – für das Jahr 2030 bereits zwischen 10.000 und 20.000 Tonnen an Batterieabfällen prognostiziert.

Das Recycling-Thema ist hochkomplex, weil Hersteller ihre Batteriepakete nahezu unzerstörbar konzipieren. Einerseits aus Sicherheitsgründen, andererseits, um Know-how zu schützen. Und: Hersteller wie Tesla haben ein eigenes Ökosystem geschaffen, sie geben ihren Batteriepakten ein zweites Leben, um sie wieder zu verwerten. Dieses Geschäft – Experten gehen von einem Milliardenmarkt aus – will man nicht aus der Hand geben. Es ist ein Geschäft, ohne das die E-Mobilität wohl nicht überleben kann.

Aus der Steiermark kommt jetzt ein wichtiger technologischer Zugang, um dieses Problem zu lösen. AVL List, AVL DiTest, die Energie Steiermark, die Energieagentur, Saubermacher und Smart Power haben ein Konsortium gebildet und seit fast vier Jahren einen Groß-Speicher, vollständig aus alten Autobatterien aufgebaut, entwickelt, getestet und daraus auch neue, intelligente Modelle für die Umsetzung aufgestellt.

AVL DiTEST entwarf dazu ein mobiles Schnellanalyse-Gerät, denn ein Batteriepaket ist immer nur so fit wie seine schwächste Batteriezelle. AVL List hat ein elektronisches Bewertungswerkzeug aufgesetzt, das den Wert- Unterschied zwischen Recycling und Wiederverwendung klar definieren kann.

Die Grazer Energieagentur erarbeitete unter der Leitung von Robert Schmied ein Planungstool, das es ermöglicht, einzelne Bereiche genau zu erfassen und daraus die optimale Dimensionierung für Photovoltaik und Batteriepaket abzuleiten – bisher eine Achillesferse in der Planung. „Eine Kilowattstunde Speicher kostet ab 200 Euro, ein mit 50 kWh dimensionierter Batteriespeicher kommt auf 10.000 Euro. Bei diesen Systemkosten ist genaue Planung einfach sinnvoll“, so Schmied.

Bei AVL List wiederum stand das Wissen um die Batterie im Zentrum. Man kann nicht einfach eine Batterie, die in einem E-Auto war, als Speicher verwenden – sie muss technologisch erst neu in ein Gesamtsystem integriert werden, Software ist ein Schlüssel. AVL hat dafür Konstruktionsrichtlinien entwickelt. Robert Fischer, Technikvorstand bei AVL, sagt: „Wenn die Elektromobilität einen wirksamen Beitrag zur Umweltentlastung bringen soll, dann ist die Nachhaltigkeit der Batterie über die komplette Lebensdauer inklusive Produktion und Recycling ein Schlüsselthema. Deshalb hat dieses Projekt auch für uns eine hohe Bedeutung.“

Bei Saubermacher durchlief die vom Konsortium entworfene 96-kWh-Batterie mehrere Teststationen, weitere Verwendungen und der Aufbau einer neuen Photovoltaik-Anlage – auch um die immer stärker wachsende E-Auto-Flotte zu versorgen – sind geplant. Vorstand Ralf Mittermayr: „Einer der wesentlichen Ansprüche in diesem Bereich ist es, die Produkte, also die Batterien, möglichst lange im Gebrauch zu halten.“ Mit der Überführung des Prototyps zum Saubermacher Ecoport in Feldkirchen bei Graz „wurde das Projekt nun nach dreieinhalbjähriger Laufzeit erfolgreich abgeschlossen“, so Saubermacher-Gründer Hans Roth.

Die Zielgruppen sind klar: von der Spitzenstromabdeckung bei Betrieben über Speichersysteme in Verbindung mit Photovoltaikanlagen für neue Wohngebäude bis zu Betreibern von E-Auto-Flotten.

Heimisches Konsortium haucht E-Auto-Batterien neues Leben ein. Warum das Projekt entscheidend für den Erfolg der E-Mobilität ist.

Kleine Zeitung