Was die Energiewende dem Jobmarkt bringt

8. Juni 2022, Wien

Ökostrom. Bis 2030 fließt pro Jahr eine Milliarde in den Ausbau der Erneuerbaren. Das bringt Wertschöpfung und Jobs — falls es genug Arbeitskräfte gibt.

Es ist ein Prestigeprojekt der Grünen: Im Jänner wurde nach jahrelangen Verhandlungen das Gesetz zur Energiewende im Nationalrat verabschiedet. Es trägt den sperrigen Titel „Erneuerbaren Ausbau-Gesetz“ (EAG), aber die zuständige Ministerin, Leonore Gewessler, sagt ohnehin lieber „Ökostrom-Milliarde“. Der Plan ist, dass die Regierung bis 2030 jedes Jahr eine Milliarde Euro für den Ausbau von erneuerbaren Energiequellen zur Verfügung stellt. Gefördert wird die Windkraftanlage genauso wie die Fotovoltaikanlage auf dem Dach des Wohnhauses oder Bauernhofs.
Der Startschuss für die österreichische Energiewende also — und die soll auch erhebliche positive Effekte für die österreichische Volkswirtschaft haben. Das Institut für Höhere Studien (IHS) hat dazu am Dienstag Zahlen vorgelegt. Die Studie entstand im Rahmen eines Fördervertrages mit dem Ministerium für Klimaschutz und Energie. Demnach bringe die Förderung des Ausbaus der erneuerbaren Energie bis zum Jahr 2032 in Summe 21,6 Milliarden Euro Wertschöpfung für Österreich. Durch Investitionen würde bis 2032 eine Wertschöpfung von 15,3 Mrd. Euro ausgelöst, durch den Betrieb der Anlagen 6,3 Mrd. Euro.

Anfang der 2000er-Jahre wandelte sich Österreich von einem Netto-Stromexporteur zu einem Netto-Stromimporteur. Aktuell beträgt der Anteil der erneuerbaren Energieträger an der Stromerzeugung in Österreich fast 80 Prozent. Ziel sind 100 Prozent bis 2030. Das IHS-Expertenteam um Sarah Lappöhn hat weiters errechnet, dass in den Jahren von 2021 bis 2032 durch Steuern und Abgaben Rückflüsse an die öffentliche Hand in Höhe von 8,1 Milliarden Euro entstehen. Außerdem habe die Ökostromförderung erhebliche Effekte auf die Beschäftigung. Jährlich würden über einen Zeitraum von zehn Jahren jedes Jahr 25.400 Vollzeitarbeitsplätze gesichert oder neu geschaffen.

Fokus auf Erzeugung von Strom

Die Experten des IHS haben sich die einzelnen Teilbereiche gesondert angesehen. Während etwa Technologien für Wasserkraft weitgehend ausgereift seien und Österreich weltweit führend sei, gebe es bei der Fotovoltaik und Windkraft noch Wachstumspotenziale. Daher würden sich die volkswirtschaftlichen Effekte je nach Technologie stark unterscheiden. Die Studie fokussiert auf die Stromerzeugung. Weder sind volkswirtschaftliche Effekte des Netzausbaus erfasst noch des Ausbaus des Wärmebereichs.

Um die Energiewende zu schultern, werden zahlreiche Arbeitskräfte benötigt. Derzeit herrscht in vielen Bereichen bereits Personalknappheit. Der Vorstand des Arbeitsmarktservice (AMS), Johannes Kopf, warnte unlängst im Gespräch mit der „Presse“, dass die Energiewende an einem Mangel an geeigneten Arbeitskräften scheitern könnte. Die aktuelle IHS-Studie widmet den für die Energiewende benötigten Berufsfeldern ein eigenes Kapitel. Mit dem Umbau zu einer nachhaltigeren Wirtschaftsweise gehe ein tiefgreifender Strukturwandel einher, welcher auch auf den Arbeitsmarkt wirke.

Gesucht: Monteure und Dachdecker

Die Qualifikationsanforderungen ändern sch. Die Nachfrage nach qualifiziertem Personal in den betroffenen Bereichen werde steigen, heißt es in dem Bericht. Gesuchte Berufe sind beispielsweise Heizungs- und Klimatechniker, Chemielaboranten und Monteure von Elektroanlagen sowie Mechatroniker. Aber auch Dachdecker und Elektroniker werden gesucht — etwa für die Installation von Fotovoltaikanlagen.

von Jeannine Hierländer

Die Presse

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