Der Strompreisdeckel ist den Bauern zu klein

13. September 2022, Wien

Den Bauern ist der Strompreisdeckel, wie er derzeit vorgesehen ist, zu klein. Für viele Betriebe ist Strom ein bedeutender Kostenfaktor. „Natürlich ist über den für alle vorgesehenen Strompreisdeckel hinaus eine weitere Unterstützung in Form einer Preisbremse für die Land- und Forstwirtschaft nötig, um wettbewerbsfähig bleiben und weiter produzieren zu können“, sagte Landwirtschaftsminister Norbert Totschnig am Freitag beim Agrarpolitischen Herbstauftakt des ÖVP-Bauernbundes in Wien. Darüber, was geplant wird, zeigte sich der Minister verschlossen. Mehr als ein „Wir sind derzeit in der Ausarbeitung der Details und werden das demnächst bekannt geben“ war ihm nicht zu entlocken.

Gesprächiger war Totschnig bei der Ankündigung des Anhebens der steuerlichen Pauschalierungsgrenzen für die Land- und Forstwirtschaft. Diese Grenzen brachten in den vergangenen Monaten vor allem große Milch- und Schweinebauern, aber auch umsatzstarke Betriebe in anderen Produktionssparten unter Druck. Wegen der Preissteigerungen für ihre Produkte drohten sie aus der Pauschalierung zu fallen, ohne dass sich wegen der ebenfalls gestiegenen Betriebsmittelkosten an ihrer Einkommenssituation etwas verbessert hat. Die Anhebung der Grenzen erspart den Bauern weiterhin zusätzlichen administrativen Aufwand und eine detailliertere Buchführung.

Nach Ansicht der Bauern war die Anhebung ohnehin längst überfällig. „Die Grenzen waren seit der Euroeinführung 2002 unverändert“, sagte Bauernbundpräsident Georg Strasser. Nun steigt die Umsatzgrenze, bis zu der bäuerliche Einkommen pauschal versteuert werden können, von 400.000 auf 600.000 Euro. Gleichzeitig wird auch die Grenze für den Einheitswert für die Teilpauschalierung auf 165.000 Euro und jene für die steuerliche Sonderbehandlung von landwirtschaftlichen Nebentätigkeiten auf 45.000 Euro erhöht. „Dieses Paket ist budgetneutral“, sagt Strasser. Profitieren werden davon „1500 bis 2000 Bauern“.

Sorgen macht den Bauernbund-Spitzen das sich ändernde Einkaufsverhalten der Konsumenten. Josef Moosbrugger, Präsident der Landwirtschaftskammer Österreich, präsentierte eine bemerkenswerte Umfrage von Marketagent. Der zufolge zeigen sich 81 Prozent der Konsumenten bereit, eine Petition zur vermehrten Produktion heimischer Lebensmittel zu unterstützen, gleichzeitig gaben aber 65,3 Prozent an, nun wegen der Krise viel stärker darauf zu achten, billige Lebensmittel zu kaufen.

von Hans Gmeiner

Salzburger Nachrichten

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